(Originalmitteilung). Die Vorfälle reichen von gefährlichen Virusinfektionen über Online-Betrug und Erpressung bis hin zu schweren Beleidigungen: Fast jeder zweite Internetnutzer (47 Prozent) ist in Deutschland in den vergangenen 12 Monaten Opfer von Cybercrime geworden.
Das hat eine repräsentative Umfrage unter 1.017 Internetznutzern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergeben.
„Jahr für Jahr ist etwa die Hälfte der Nutzer mit kriminellen Vorfällen im Internet konfrontiert“, sagte Bitkom-Präsidiumsmitglied Winfried Holz bei Vorstellung der Studienergebnisse. Fast die Hälfte der Betroffenen (45 Prozent) hat infolge der Angriffe einen finanziellen Schaden erlitten, weil zum Beispiel Hard- und Software ersetzt werden musste, Leistungen nicht erbracht oder illegale Transaktionen durchgeführt wurden.
Als Angriffsziel geraten neben Computern zunehmend Mobilgeräte ins Visier krimineller Hacker. Laut Umfrage hatte jeder vierte Smartphone-Nutzer (26 Prozent) in den vergangenen zwölf Monaten einen Sicherheitsvorfall mit seinem Gerät. So führen spezielle Smartphone-Viren dazu, dass der Nutzer ausspioniert, aggressive Werbung angezeigt oder der Zugang zu den Geräten versperrt wird.
Aus Sicht des Bitkom muss das Sicherheitsniveau im Internet weiter erhöht werden. „Wir müssen die technische Sicherheit von Geräten und Online-Diensten ständig verbessern und gleichzeitig das Bewusstsein der Nutzer für das Thema IT-Sicherheit schärfen“, betonte Holz.
Nach den Ergebnissen der Studie ist die Verbreitung von Computerviren das am häufigsten auftretende Delikt: 41 Prozent der Internetnutzer geben an, dass ihr Computer infiziert worden ist. „Mit Schadprogrammen können die Daten der Nutzer ausgespäht und für kriminelle Aktivitäten missbraucht werden“, sagte Holz. Weit verbreitet ist die digitale Erpressung mittels so genannter Ransomware, die den Zugang zum Computer versperrt und nur gegen Zahlung eines Lösegelds wieder frei gibt.
Ein großes Problem ist der Diebstahl und Missbrauch digitaler Identitäten. Zur digitalen Identität eines Internetnutzers gehören seine Zugangsdaten zu Online-Diensten sowie seine Kreditkartendaten oder andere Zahlungsinformationen. Laut Umfrage berichtet jeder vierte Internetnutzer (22 Prozent), dass seine Zugangsdaten zu einem Online-Dienst ausspioniert worden sind. Jeder Achte (12 Prozent) gibt an, dass seine persönlichen Daten illegal verwendet wurden.
Bei 9 Prozent sind unerwünschte E-Mails im Namen des Nutzers versendet worden. Ebenfalls weit verbreitet ist Online-Betrug: Ein Fünftel der Internetnutzer (20 Prozent) ist bei Online-Transaktionen wie Shopping, Auktionen oder Online-Banking betrogen worden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn bezahlte Ware nicht geliefert oder bei einem Verkauf nicht gezahlt wird. Angriffe auf Personen wie schwere Beleidigungen (3 Prozent) und sexuelle Belästigungen (2 Prozent) erreichen zwar nur niedrige einstellige Prozentwerte, summieren sich aber in absoluten Zahlen zu Zehntausenden Fällen.
Gegen digitale Angriffe nutzen vier von fünf Internetnutzern (80 Prozent) ein Virenschutz-Programm und zwei von drei (67 Prozent) eine Firewall auf ihrem Computer. „Anti-Viren-Programme und Firewall sind der absolute Basisschutz für jeden Computer“, sagte Holz. „Sie sind heute in der Regel in die Betriebssysteme integriert und deshalb nicht für jeden sofort erkennbar.“ Daher sei deren Verbreitung wahrscheinlich sogar noch etwas höher. Bei anderen Sicherheitswerkzeugen treffen die Verbraucher dagegen eine bewusste Entscheidung.
Jeder dritte Internetnutzer (34 Prozent) verwendet einen Passwort-Safe. Damit können in einer besonders gesicherten Anwendung die zahlreichen Zugangsdaten zu Online-Diensten und Geräten abgelegt werden. Jeder Fünfte (22 Prozent) verwendet Anonymisierungsdienste wie „Tor“. Immerhin 19 Prozent verschlüsseln E-Mails und 14 Prozent Dateien. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 verwendeten erst 19 Prozent einen Passwort-Safe, 6 Prozent verschlüsselten Mails und 8 Prozent Dateien.
„NSA-Affäre, Hacker-Angriffe und Phishing-Wellen zeigen Wirkung: Die Verwendung spezieller Sicherheits-Technologien steigt an“, sagte Holz. Allerdings bewege sich die Nutzung von Verschlüsselungsverfahren noch auf einem niedrigen Niveau. Jeder neunte Internetnutzer (11 Prozent) kann zu der Frage, welche Sicherheitstechnologien er verwendet, gar keine Angaben machen.
Bitkom hat auch untersucht, wie sich das Vertrauen der Internetnutzer in die Sicherheit ihrer persönlichen Daten im Internet in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Referenzjahr ist 2011, zwei Jahre vor Beginn der NSA-Affäre. Drei von vier Internetnutzern (77 Prozent) halten aktuell ihre persönlichen Daten im Internet für unsicher. Das sind 3 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Den Höhepunkt des Misstrauens wurde im Jahr 2014 erreicht, als 86 Prozent der Nutzer ihre persönlichen Daten im Internet für unsicher hielten. Im Referenzjahr 2011 waren es dagegen „nur“ 55 Prozent. Holz: „Das Vertrauen der Nutzer in die Sicherheit ihrer Daten im Internet erholt sich nur sehr langsam.“
Am stärksten trifft der Vertrauensverlust die staatlichen Akteure. Nur jeder vierte Internetnutzer (24 Prozent) hat starkes oder sehr starkes Vertrauen in Staat und Behörden, wenn es um den Umgang mit seinen persönlichen Daten geht. Vor fünf Jahren war es noch gut jeder Zweite (52 Prozent). Die „Wirtschaft allgemein“ (37 Prozent starkes oder sehr starkes Vertrauen) und die exemplarisch ausgewählten Internetprovider (47 Prozent) kommen in diesem Jahr zum ersten Mal wieder in Reichweite ihrer Ausgangswerte im Jahr 2011. Die Wirtschaft insgesamt liegt damit zurzeit 13 Prozentpunkte über den staatlichen Akteuren. Vor fünf Jahren war das Verhältnis noch umgekehrt. „Der Staat gilt längst nicht mehr als sicherer Hafen, wenn um den Umgang mit den Daten der Verbraucher geht“, sagte Holz.
Die Sorge vor Hacker-Angriffen, dem Missbrauch persönlicher Daten oder dem Betrug bei Online-Transaktionen bleibt nicht ohne Folgen. Drei von vier Internetnutzern (74 Prozent) geben an, dass sie auf bestimmte Aktivitäten im Internet aus Sicherheitsgründen verzichten. Am häufigsten meiden es die Befragten, vertrauliche Informationen per E-Mail zu versenden. Darüber hinaus verzichten viele auf die Nutzung bestimmter Dienste wie Online-Banking, Cloud-Computing oder die Mitgliedschaft in sozialen Netzwerken. Selbst von Käufen oder Buchungen im Internet sehen viele Nutzer ab. „Die Folge ist, dass innovative Dienste sich deutlich langsamer verbreiten als das ohne diese Sorgen möglich wäre“, sagte Holz.
Daher sei es notwendig, das Sicherheitsniveau im Internet zu erhöhen. „Mehr Sicherheit für Internetnutzer erreichen wir nur, wenn alle Beteiligten daran mitwirken: Wirtschaft, Politik, Sicherheitsbehörden und nicht zuletzt jeder einzelne Verbraucher selbst“, sagte Holz. So müsse die Wirtschaft dafür sorgen, dass ihre Produkte und Dienste möglichst sicher sind und die entsprechenden Funktionen anwenderfreundlich sind. Die Wirtschaft muss auch dazu beitragen, das Sicherheitsbewusstsein der Nutzer zu schärfen. Diese Bemühungen müssten von der Politik und den Behörden unterstützt werden.
Bestes Beispiel dafür sei der Verein „Deutschland sicher im Netz“, der gemeinsam von Politik und Wirtschaft gegründet wurde und in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert. Der Verein liefert praktische Sicherheitshinweise für Verbraucher und mittelständische Unternehmen. „Nicht zuletzt sind die Nutzer selbst gefragt“, sagte Holz. „Verbraucher müssen sich bewusst mit dem Thema Sicherheit im Internet auseinandersetzen und die Grundlagen kennen.“
Sie sollten zum Beispiel wissen, wie sie Spam-Mails identifizieren, wie sie ihre Smartphones sichern, wie sie Sicherheitseinstellungen in sozialen Netzwerken verändern oder wie sie Anzeichen für einen Betrug im Internet erkennen. Dabei unterstützt der Bitkom mit praktischen Tipps. Aktuelle Informationen zu den Themen E-Mail-Sicherheit, zum Schutz der digitalen Identität und zur Smartphone-Sicherheit sind abrufbar unter: https://www.bitkom.org/Themen/Vertrauen-Sicherheit/Sicherheit/Sicherheits-Tipps/
Auf meinem Laptop läuft Windows 10, auf dem Hauptrechner sind Windows 7, 10 und auch nach wie vor Windows XP drauf. Auch wenn es gewiss nicht empfehlenswert ist: den Großteil der Arbeit erledige ich nach wie vor mit Windows XP - auch sensible Dinge wie Home Banking. Ganz einfach weil die Kiste damit prima funzt und ich zu faul bin zum "Umziehen". Umziehen bedeutet meines Erachtens nach ehe nur vom Regen in die Traufe geraten.
Windows 10 mag gerne das sicherste Windows aller Zeiten sein (wie auch schon sämtliche Windows-Versionen bei ihrer Vermarktung zuvor), aber wenn ich mir die permanente Flickschusterei so angucke, glaube ich nicht mehr an Sicherheit. Die Cyberkriminellen sind Microsoft und auch den Virenschutzherstellern seit geraumer Zeit ein paar Kilometer voraus und dem wird auch so bleiben.
Ganz einfach deshalb, weil die Grundsubstanz - das Windows-Betriebssystem - zu beschissen ist. Sorry, aber es ist doch ein Witz, dass irgendein Erpressertrojaner zigtausend Dateien verschlüsseln kann und das Betriebssystem zu blöd ist, so eine unerwünschte kriminelle Aktivität zu erkennen.
Mein Windows XP ist inzwischen das unsicherste Windows, aber es hat einen unschlagbaren Vorteil: kein permanentes Generve mehr mit irgendwelchen Updates. Und auch den Virenscanner habe ich längst runtergeschmissen - dessen "Stromverbrauch" ist im Hinblick auf einen eventuellen Nutzen einfach zu hoch. Ich weiß: dem einen oder anderen dreht sich bei diesem Text der Magen um. Aber ich ziehe das Experiment mal bis zum "großen Knall" durch.
Denn eine Frage drängt sich einfach auf. Wenn tatsächlich in den vergangenen 12 Monaten fast jeder zweite Internetnutzer Opfer von Cybercrime wurde, dann heißt das doch schlichtweg, dass Virenscanner genauso für den Arsch sind wie Vertrauen in ein modernes Betriebssystem. Oder hatten die Betroffenen alle wie ich noch Windows XP und keinen Virenscanner?