Laut einer Meldung der Sunday Times (einem Blatt des Murdoch-Konzernes) und der BBC gelang es russischen und(!) chinesischen IT-Experten die verschlüsselten Daten von Edward Snowden, welche er bei der NSA mitnahm zu entschlüsseln und so die Identitäten britischer Agenten zu enttarnen. Viele andere Medien, allen voran die BILD verbreiteten diese Meldung prompt weiter.
Die BILD hat diesen Bericht dann noch mit dem Kommentar eines "Geheimdienst-Experten" entsprechend angereichert. Es wird der Eindruck erweckt, dass Edward Snowden mit seinen Enthüllungen aktuell das Leben britischer Agenten akut gefährdet, zwei Jahre nachdem er die Dokumente bei der amerikanischen NSA, bei welcher er als Analyst arbeitete, entwendete.
xafford meint: Es ist schon sehr interessant, wie schnell doch die Mühlen der Geheimdienste mahlen und wie verflochten sie doch scheinen. Da wird dem amerikanischen Geheimdienst NSA ein Berg an geheimen Daten entwendet und kaum zwei Jahre später fürchtet der britische Geheimdienst, dass hierdurch eigene Agenten enttarnt werden und gefährdet sind. Dies wirft doch einige unbequeme Fragen auf:
- Warum fürchten die Briten, dass ihre Agenten enttarnt werden, wenn den Amerikanern geheime Informationen entwendet werden? Hat die USA eine umfangreiche Liste britischer Agenten weltweit, oder stehen die britischen Agenten gar auf amerikanischen Gehaltslisten?
- Hat man zwei Jahre gebraucht, um die Gefahr zu erkennen welche droht, wenn die Daten in falsche Hände gelangen, oder war man sich zu 100% sicher, dass Snowden ein vertrauenswürdiger Verwahrer dieser Daten ist?
- Ist es Zufall, dass diese massive Meldungskampange just zu der Zeit kommt, wo eine andere Meldung unbemerkt und kaum durch etablierte Medien verbreitet ein Problem gewisser Dienste mit dem Schutz eigener Mitarbeiter-Daten nahelegt? Zwar sind amerikanische Agenten keine britischen Agenten, aber vielleicht leisten die Briten hier den Amerikanern Schützenhilfe für die zu erwartenden Enttarnungen amerikanischer Agenten dank des Verlustes unzähliger Personaldaten unter anderem amerikanischer Agenten?
Sei es wie es will und denke man über Snowden, wie man will - diese Kampagne jedoch hat logische und faktische Löcher, die einem Schweizer Käse gut zu Gesicht stünden. Auf viele hat Herr Greenwald schon hingewiesen, ebenso ein weiterer mit der Sache vertrauter Journalist.
Zumindest erscheint diese doch seltsame Medienkampagne sehr seltsam und passt doch so perfekt zu einer anderen, etwas älteren Meldung der FAZ zu den Instrumentarien der britischen Geheimdienste.