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erst mit Windows 98 wurde der alte DOS-Unterbau weitgehend bedeutungslos
Meines Wissens stimmt das nicht. Der peinliche Unterbau wurde nur besser "getarnt", war aber weiterhin vorhanden. Sogar noch beim Nachfolger Windos Me (Millenium Edition)! Auch Me konnte man noch mit Tricks so modifizieren, dass eine reine DOS-Ebene booten konnte, obwohl das von M$ nicht vorgesehen und für unmöglich erklärt worden war.
Konsequent von DOS-Unterbau befreit und von Anfang an einigermaßen zeitgemäß konzipiert waren allerdings bereits Windows NT und 2000, wo quasi OS/2-Know-How eingeflossen ist.
M$ hatte die Dinge so grottenschlecht im Griff, dass man jahrelang beide Schienen parallel führte und nicht zu einer Synthese in der Lage war: hier die solide technische Basis, dort die bessere Anwenderunterstützung durch Treiber usw. Windows XP war das erste M$-OS, bei dem beide Schienen endlich zu einer zusammengeführt wurden.
Übrigens, synthetic:
Windows 3.11 brauchte afaik mindestens einen 80286 Prozessor, weil es 1. mehr als ein MB(A20 Gate) Speicher ansprechen konnte und bereits rudimentäres multitasking erlaubte. Die dafür benötigten Features liefert ein 8086 gar nicht.
Quatsch. Selbstverständlich war auch mit dem 8086 (oder der 8-Bit-Bus-Variante 8088) Multitasking möglich. Bereits Windwos 1.0 und GEM - wer erinnert sich noch an GEM? - haben's vorgemacht, und schon davor gab es DOS-Multitasking-Zusätze ohne GUI - den Namen des prominentesten Vertreters muss ich nachreichen, falls er mir wieder einfällt.
Im Prinzip ist Multitaskingfähigkeit nur eine Frage der Software, also des OS, und keine Frage des Prozessors! Der kann zwar mit einem geeigneten Befehlssatz z.B. schnellere Kontextwechsel und eine virtuelle Speicherverwaltung oder sogar die Virtualisierung ganzer Prozessoren unterstützen - so wie ja überhaupt die Befehlssätze immer mehr auf typische Anwendungen hin optimiert wurden. Prinzipiell nötig ist das aber keineswegs.
Sogar für den ersten halbwegs PC-tauglichen 8-Bit-Microprozessor überhaupt, den aus heutiger Sicht sehr schmalbrüstigen 8080, gab es bereits ein ausgewachsenes und businesstaugliches Multiuser-/Multitasking-System. Nämlich MP/M von Digital Research, den großen Bruder des legendären CP/M.
MP/M hatte schon Konzepte, die M$ erst sehr viel später gelernt hat, wie z.B. ein ausgefeiltes Task-Scheduling und den Idle-Prozess am Ende der Prioritätskette. Wohlgemerkt: Der 8080-Prozessor lief mit höchstens 2 MHz Takt und konnte max. 64 KB RAM-Speicher adressieren!
Aber begrenzter Adressraum war und ist ist niemals ein ernstes Hindernis. Seit jeher behalf man sich mit Bank-Switching-Techniken, um trotzdem mehr Speicher adressieren zu können, das ging wunderbar. Heute hat sich das Thema mit virtueller Speicherverwaltung erledigt: der linear adressierbare Speicher kann größer als der physikalisch vorhandene sein (Stichwort Auslagerungsdatei).
Ein berühmter kompatibler Nachfolger, der Z80 von Zilog, dessen Befehlssatz den des 8080 als Untermenge enthielt, kam mit einem doppelten Registersatz und damit bereits dem ersten primitiven Hardware-Mechanismus für schnelle Kontextwechsel z.B. bei Multitasking. Der Z80-Befehlssatz lebt übrigens bis heute in diversen Inkarnationen weiter.
Ganz abgesehen davon dass der 8086 nicht in der lage gewesen wäre eine Grafikkarte anzusprechen, was mit win3.1 ja nunmal pflicht ist.
Wie bitte? Selbstverständlich konnten 8086/8088 auch Grafikkarten ansprechen! Warum denn wohl nicht? Oder wie hat wohl der Ur-PC bzw. XT von IBM dem Benutzer seine Text- und Grafik-Ausgaben mitgeteilt? Etwa per Morsezeichen? Nein, der war auch von Anfang an mit Grafikkarte lieferbar, dem berühmten CGA (Color Graphics Adapter)! Und ja, auch davor gab's schon massig Computer mit Grafik-Möglichkeiten, ich erinnere nur an PET, CBM, TRS-80, den unsäglichen Sinclair ZX-8x, Apple-II und unzähliche andere.
Also Leute, dozieren ist ja ganz schön, wenn man wirklich was zu sagen hat. Aber dann doch bitte keine Falschheiten verbreiten (und, besonders traurig: anscheinend niemand merkt's, egal wie schaurig sie auch sind).
Gruß, Manfred