Dumm gelaufen. Die "Enthüllungswebseite" www.cryptome.org hat kürzlich ein geheimes Handbuch von Microsoft veröffentlicht. Darin erklärt Microsoft den US-Strafverfolgungsbehörden, wie die Microsoft Live-Dienste funktionieren und welche Daten für Strafverfolgungszwecke geliefert werden können (siehe Wie und wann Microsoft seine Nutzer verrät).
Microsoft ließ die Webseite cryptome.com daraufhin umgehend wegen Verletzung des Copyrights sperren. So was ist in den USA aufgrund des Gesetzes "DMCA" (Digital Millennium Copyright Act) möglich. Stellt jemand eine Copyright-Verletzung fest, dann kann er eine Webseite recht schnell vorübergehend sperren lassen, bis die Sache geklärt ist.
Gewiss war es im Fall des 22seitigen Handbuchs nicht die Copyright-Verletzung, die Microsoft zur harten Vorgehensweise bewegt hat. Offensichtlicher ist, dass die Verbreitung des geheimen Handbuchs schnellstmöglich verhindert wird.
Wie immer endete die Sache natürlich mit einem Schuss ins eigene Knie. Irgendein Microsoft-Verantwortlicher hat wohl schneller auf die "Panik-Taste" gedrückt, als über die Konsequenzen nachgedacht. Die Sperrung von cryptome.com sorgte natürlich augenblicklich weltweit für Schlagzeilen und das "geheime Handbuch" wurde praktisch zeitgleich "überall" im Internet zum Download bereitgestellt.
Ohne Microsoft's Eingreifen hätte dieses Buch wohl niemals eine derartige Popularität erreicht. Jetzt hat Microsoft das Ruder mit Höchsttempo rumgerissen und seine DMCA-Beschwerde zurückgezogen. Network Solutions, der Webspace-Prodiver von cryptome.com wurde angewiesen, die Sperre umgehend rückgängig zu machen. Cryptome.org ist also wieder erreichbar und auch das geheime Handbuch steht dort wieder zum Download bereit.
Auf Cryptome.org kann auch der Email-Schriftverkehr gelesen werden, der sich im Rahmen der Geschichte angesammelt hat. Microsoft hat inzwischen erklärt, es sei niemals beabsichtigt gewesen, die komplette Webseite sperren zu lassen. Man wollte nur, dass dort das Dokument entfernt wird.