Während in Deutschland gerade erst damit begonnen wird das Internet zu zensieren, sind die Behörden in Australien in dieser Sache schon eine ganze Ecke weiter. Allerdings auch mit negativen Erfahrungen. Erst kürzlich wurden die geheimen Zensurlisten im Internet veröffentlicht.
Das Anti-Zensur-Projekt Wikileaks hat seit dem nicht nur Ärger (siehe Hausdurchsuchung bei Wikileaks-Domain-Betreiber), sondern kämpft auch mit seiner Erreichbarkeit: der Ansturm der Neugierigen, die sich die Zensur-Liste angucken wollen, ist anscheinend enorm. Das Interesse scheint insbesondere deshalb groß zu sein, weil aus der Liste hervorgeht, was australische Internet-Surfer alles nicht sehen dürfen. Ingesamt sind fast 2.400 Webseiten aufgelistet und nur rund die Hälfte davon sind verbotene Seiten mit Kinderpornografie.
Der Rest sind eigentlich nur gewöhnliche Porno-Seiten, diverse Youtube-Links, Wikipedia-Einträge, "religiöse Seiten" und sogar die Webseite eines Zahnarztes aus Queensland (siehe Leaked Australian blacklist reveals banned sites). Jetzt kam es für die australische Regierung noch dicker: der "Zensur-Server" Classification.gov.au wurde laut Bericht von News.com.au komplett gehackt.
Die Hacker ersetzten den Willkommenstext auf der Seite durch "spöttische" Kommentare. Es dauerte einige Stunden bis der Hack entdeckt wurde und die Administratoren reagierten. Aktuell bringt ein Aufruf der Seite nur noch den Hinweis "Bad Request (Invalid Hostname)". Die Arbeit am Absichern der Seite scheint also noch im Gang zu sein.
Michael Nickles meint: Die deutsche Regierung geht sicherlich davon aus, dass so eine Panne hierzulande nicht passieren kann. Mal sehn. Ohne wenn und aber erschreckend ist die Tatsache, dass gut 50 Prozent der zensierten Seiten nicht unbedingt "illegal" sind.