Google löscht permanent Webseiten aus seinem Index die rechtlich bedenklich sind, bei denen es um Urheberrechtsverletzung geht, die beispielsweise auf Raubkopien verlinken.
Ende Mai teilte Google im Blog mit, dass im Jahr 2011 zig Millionen Webseiten gelöscht wurden. Transparenz ist Google in diesem Punkt wichtig und drum gibt es den Transparency Report, der regelmäßig aktuelle "Zensurzahlen" liefert und Details nennt.
Darunter auch so umstrittene Details wie die Liste der Webseiten, die aktuell am meisten zensiert werden. Zu den "meistgeschädigten" Unternehmen zählte im vergangenen Monat Microsoft. 507,947 URLs wurden aus dem Google-Index entfernt, weil sie angeblich Copyright von Microsoft verletzen. Die RIAA (US-Musikindustrie-Verband) war vergleichsweise nur mit 58.330 "bösen" URLs betroffen.
Microsoft ist also anscheinend besonders eifrig beim Löschen und das hat jetzt zu einem Problem geführt. Ein Artikel von Heise Online über Windows 8 wurde von Microsoft aufgrund angeblicher Urheberrechtsverletzung aus dem Google-Suchindex gelöscht, meldet Heise.
Entdeckt wurde die Entfernung zufällig von einem Heise-Administrator, während er mit dem Google Webmaster Tools arbeitete. Die Urheberrechtsbeanstandung erfolgt wohl, weil angeblich irgendwelche Rechte an einer "Windows 8 Beta" verletzt wurden. Dabei hatte Heise nur auf die Microsoft-Webseite verwiesen, die den Download der "Windows 8 Release Preview" offiziell anbietet.
Heise beantragte bei Google, die Zensur rückgängig zu machen, was dann wohl auch recht flott passierte. Aber das scheint juristisch heikel zu sein. Eigentlich legt das US-DMCA-Gesetz fest, dass ein Unternehmen, das eine Urheberrechtsverletzung meldet, 10 Arbeitstage Zeit kriegt, falls der Beanstandete Widerspruch einlegt.
Microsoft hätte im konkreten Fall also 10 Tage Zeit erhalten müssen, um prüfen zu können, ob der Widerspruch von Heise in Ordnung ist. Als besonders heikel betrachtet Heise, dass ein Großunternehmen einen Presseartikel aus dem Google-Suchindex entfernen ließ. Und: Heise wurde von dieser Entfernung auch nicht informiert.
Michael Nickles meint: Mit Sicherheit hat hier irgendeine Automatik daneben gelangt. Ich halte es für definitiv ausgeschlossen, dass Microsoft bewusst die "Presse" zensieren wollte - und Heise.de schon gar nicht!
Heise hat sich nach eigenen Angaben zeitgleich bei Microsoft und Google gemeldet. Heise hat bei Google nachgebohrt, wie dafür gesorgt wird, dass das Urheberrechts-Delikte-Meldesystem nicht zur Pressezensur missbraucht werden kann.
Google räumte ein, dass aufgrund der zahlreichen eintreffenden Meldungen, eine manuelle Überprüfung nicht möglich sei. Es bleibt also nur, auf eine irgendwie funktionierende Automatik zu hoffen.
Erwischt diese Automatik allerdings jemanden, der kein Kaliber vom Format Heise-Verlag ist, dann wird das bestimmt schnell sehr böse. Lesenswert diesbezüglich ist dieser Leserbeitrag im Heise-Forum: Dem Missbrauch sind Tür und Tor geöffnet.