Seit dem NSA-Schnüffelskandal ist das Vertrauen in Cloud-Speicher nicht gerade gewachsen. Wer seine Daten nur in den eigenen vier Wänden haben, aber auf den Komfort von Cloud-Speicher nicht verzichten will, der muss sich eine eigene Cloud-Lösung basteln - oder eine fertige kaufen.
Das US-Unternehmen Connected Data hat für den Hausgebrauch und kleine Betriebe auf der IFA jetzt seine Komplettlösung Transporter 2.0 vorgestellt. (Foto: Connected Data)
Das laut Herstellerangabe "Gerät zum Teilen digitaler Inhalte" soll alle Public-Cloud-Plattformen, inklusive Dropbox, in Bezug auf Datenschutz und Preis schlagen.
Der Transporter 2.0 wird in Varianten bis 2 Terabyte Speicherkapazität angeboten und für deren Nutzung fallen im Vergleich zu typischen Online-Cloud-Lösungen keinen permanenten Nutzungsgebühren an. Sicherheitstechnisch wirbt der Hersteller damit, dass die Daten beim Transferieren zwischen den Geräten mit 256 Bit AES verschlüsselt werden. Das soll zu jeder Zeit einen Schutz vor unerlaubten Zugriffen gewähren.
An der Gehäuserückseite finden sich neben Stromanschluss eine USB- und eine Ethernet-Buchse. An der USB-Buchse kann kein Datenträger angeschlossen werden - sie ist nur für den Anschluss eines Wifi-Sticks gedacht. (Foto: Connected Data)
Aktuell kann Transporter nur mit Windows- (ab Windows 7) und Mac-Betriebssystemen und mobilen Geräten von Apple genutzt werden, eine Android-App befindet sich aber bereits in der Beta-Version.
Ohne Festplatte (bestückbar mit 2,5 Zoll SATA-Modellen) kostet Transporter 209 Euro. Die Variante mit 1 Terabyte Platte kostet 289 Euro, die mit 2 Terabyte 379 Euro. Die Modelle sollen ab Ende September in den Handel kommen. Technische Details gibt es auf der Webpräsenz von Connected Data.
Eine Produktdemonstration gibt es hier als Video:
https://www.youtube.com/watch?v=kxSaX135ovQ#t=18
Zu Transformer beziehungsweise dem Hersteller Connected Data gilt zu wissen, dass es sich hier um ein Kickstarter-Projekt gehandelt hat, das im Dezember 2012 stattfand. Das Finanzierungsziel von 100.000 Dollar wurde mit rund 260.000 Dollar enorm übertroffen. Entsprechend hoch ist das Interesse an diesem Produkt einzuschätzen.
Grundsätzlich kann man sich so eine komplexe Cloud-Lösung mit Synchronisation auch selbst bauen, was Laien aber gewiss überfordert und auch Profis ordentlich Zeit kostet. Transporter soll vergleichweise eine simple Lösung sein. Leider versteht es der Hersteller nicht, die Vorteile seines Produkts auf der Webpräsenz wirklich klarzumachen.
Interessierte müssen sich durch eine "endlose" Masse an englischsprachigen Unterlagen kämpfen - hier gibt es einfach zu viel des Guten. Man muss schon lange rumsuchen um zu verstehen, dass Transporter mehr als ein gewöhnliches Netzwerklaufwerk ist. So können Transporter beispielsweise auch an beliebigen Orten aufgestellt werden und ihre Inhalte lassen sich via Internet synchronisieren.
Der Transporter in München hat dann beispielsweise stets den identischen Datenbestand wie einer in Berlin. Durch Verwendung von mindestens zwei Transportern ergibt sich also auch eine ortsunabhängige Backup-Lösung. Fatal ist es natürlich, wenn eine Familie oder ein kleines Unternehmen so einen Transporter als gemeinsamen Speicher verwendet und darauf vertraut.
In einem Transporter ist nur eine Platte drinnen und wenn die verreckt ist Sense. Es braucht also dringend auch ein Backup-Konzept! Im Fall eines Online-Cloud-Dienstes kümmert der sich gewiss um Backups - dieser Vorteil muss mitberechnet werden. Schafft man sich sinnvollerweise (zwangsweise) also zwei Transporter an, dann wird das schon recht teuer.
Weiter gilt, dass die Remote-Nutzung eines Transporters - also von beliebigen Orten darauf zugreifen - natürlich irgendwie gemanagt werden muss, der Transporter muss auffindbar sein. Grundsätzlich muss man dazu die IP-Adresse des Internetzugangs kennen, an dem er hängt. Gängig sind aber dynamische IP-Adressen, die sich alle Weile ändern.
Damit der Standort von Transportern auffindbar ist, müssen die irgendwo zentral ihre jeweils aktuelle IP-Adresse mitteilen. In der erschlagenden Dokumentationsmasse des Herstellers fand ich keine klare Beschreibung wie das geht. Auf Anfrage wurde bestätigt, dass die Vermittlung einer Verbindung über einen Server von Connected Data erfolgt.
Die Zugangs-Software der Rechner, die einen Transporter verwenden wollen, fragt dann wohl dort nach, wo sich der Transporter befindet. Anders geht es halt nicht, wenn keine statische IP-Adresse vorausgesetzt wird. Das bringt logischerweise den Nachteil, dass man dauerhaft auf den Hersteller angewiesen ist und dass dessen "Vermittlungs-Server" reibungslos funktioniert.
Wohlgemerkt: die Connected Data Server werden gewiss nur zur "Verbindungsherstellung" verwendet, die Datenübertragung laufen dann verschlüsselt direkt zwischen Transporter und verbundenem Nutzer ab. Eine "teure" Hardware kaufen und dann von der zuverlässigen dauerhaften verfügbaren Vermittlungs-Server-Architektur eines Herstellers abhängig sein, schmeckt mir nicht.
Weiter kommt hinzu, dass Firmware und Zugangs-Software bei Transponder nicht Open Source sind. Wie will der Hersteller also verhindern, dass die US-Regierung ihn zwingen kann, irgendwann eine Hintertür für die NSA zu öffnen?
Ich habe das bereits nachgefragt und schreibe hier ein Update sobald die Antworten vorliegen.
Bei einer hausgemachten eigenen Lösung bestehen derlei Risiken nicht. Und so eine hausgemachte "Cloud-Lösung" muss auch nicht unbedingt kompliziert sein. Ich habe das bereits vor einigen Jahren detailliert erklärt. Damals war der Begriff "Cloud-Speicher" halt noch nicht üblich, aber die Sache ist prinzipiell die gleiche. Die im Beitrag beschriebene Methode ist nach wie vor aktuell und funktioniert prima:
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