Seit zwei Jahren führt das Landeskriminalamt Niedersachsen über seine Fanpage auch Fahndungen via Facebook durch - mit großem Erfolg. Anlässlich des zweijährigen Jubiläums können inzwischen über 23.100 Fans verzeichnet werden, deren Zahl stetig wachse. 99 Prozent der Kommentare seien positiv, es gäbe keine verbalen Auswüchse, freuen sich die Fahnder aus Niedersachsen.
Die Fanpage ist ein zusätzliches Fahndungsmittel. Bei Erfüllen der nötigen Kriterien werden Fahndungen zunächst auf der Webpräsenz des LKA Niedersachsen eingestellt.
Anschließend wird auf der Facebook-Präsenz ein Link generiert, der Facebook-Klicks direkt auf die Webpräsenz des LKA Niedersachsen führt.
Die Polizei will dadurch sicherstellen (versuchen), dass die "amerikanische Datenbank von Facebook" keine personbezogene Daten / Fotos etcetera von Fahndungen in Deutschland erhält.
In den zwei Jahren der Facebook-Präsenz wurden 293 Beiträge veröffentlicht, darunter Fahndungsaufrufe, Suche nach vermissten Personen, Sachfahndungen, Zeugenaufrufe, Warnmeldungen und Pressemitteilungen. 75 Prozent der Beiträge sind inzwischen abgehakt, wurden von der Fahndungs-Page gelöscht. Mehr als ein Dutzend Erfolge sollen sich unmittelbar durch die Fahndung über Facebook ergeben haben.
Als Beispiel für eine erfolgreiche Facebook-Fahndung nennt die Polizei einen Vorgang vom 7.3.2014. Da wurde nach einem namentlich bekannten Tatverdächtigen gefahndet, der einen Tag zuvor ein Gewaltverbrechen an einer 64 Jahre alten Wolfsburgerin verübt haben sollte, in Folge dessen das Opfer den schweren Verletzungen erlag.
Erkannt wurde der Verdächtige durch einen Wachmann eines Sicherheitsunternehmens, der die Fahndung im Internet mitverfolgt hatte. Der Verdächtige wurde identifiziert, weil er häufig im Einkaufszentrum, in dem der Wachmann arbeitete, seine gesammelten Pfandflaschen abgab. Am drauffolgenden Tag wurde er dort von Beamten der Polizei Braunschweig festgenommen.
Ich dachte bei der Überschrift der Pressemitteilung zunächst, dass es um Volltrottel geht, die sich bei Straftaten selbst fotografieren/filmen und das dann selbst in Facebook einstellen. Dem ist hier nicht so.
Dass die Polizei Niedersachsen das soziale Netzwerk Facebook für Fahndungen nutzt, ist nicht zu beanstanden. Warum sollten Fahnder nicht moderne Methoden nutzten, so lange das öffentlich und transparent gemacht wird, wie es hier der Fall ist. Die Fahndungs-Fanpage des LKA Niedersachsen ist gut gemacht, die Kommunikation findet internet-zeitgemäß mit Duzen und Smileys statt.
Mulmig wird es mir aber beim Beispiel mit dem Typ, der im Einkaufszentrum geschnappt wurde, weil er dort Pfandflaschen abgegeben hat. Was ist, wenn ich im Lidl meine Pfandflaschen in den Automaten schmeiße (siehe Voll abkassiert bei Lidl - und nichts gespendet!)? Werde ich dabei heimlich gefilmt, aufgezeichnet, überwacht? Vielleicht war das Einkaufszentrum in Braunschweig ein Ausnahmefall. Daran glaube ich natürlich nicht.