Gerade mal knapp drei Monate ist es her, als Microsoft die Fachpresse zu einer geheimnisvollen Produktpräsentation mit dem Motto "It's time to share" (es ist Zeit zu teilen) einlud (siehe Microsoft: Was passiert am 12. April?).
Bei der Veranstaltung am 12. April wurden schließlich zwei Microsoft-Handys mit der Bezeichnung "Kin" vorgestellt (Microsoft steckt soziale Netzwerke in die Hosentasche). Die sehr kompakten Kin-Modelle sind vor allem für schnellen Zugang zu sozialen Netzwerken ausgerichtet und werden in den USA seit Mai verkauft.
Die Markteinführung in anderen Ländern, darunter Deutschland, wurde für Herbst angekündigt. Daraus wird wohl nichts mehr werden. Microsoft hat das Projekt Kin jetzt hingeschmissen, wie gegenüber Cnet erklärt. Die beiden aktuellen Kin-Modelle sollen in den USA wohl noch "verramscht" werden, weitere Modelle wird es aber nicht mehr geben. Der Mobilfunkanbieter Verizon, der die Kin-Phones vertreibt, hat die Preise dafür angeblich bereits um 50 Prozent reduziert.
Das Kin-Entwicklungsteam wurde laut Microsoft aufgelöst beziehungsweise in das Windows Phone 7 Team integriert. Die simple Begründung: Microsoft will sich auf Windows Phone 7 konzentrieren. Gescheitert sind die Kins wohl auch deshalb, weil ihnen einige typische Smarthphone-Funktionen fehlten und weil die monatlichen Nutzungsgebühren zu hoch waren. Frühe Kin-Kunden müssen sich wohl mit dem Stand ihrer Geräte abfinden.
Es ist zu bezweifeln, dass es noch mal ein Update geben wird. Gescheitert ist Kin wohl auch an katastrophalen Verkaufszahlen. Die will Microsoft zwar nicht nennen, Cnet geht allerdings davon aus, dass zwar mehr als 1.000 Geräte, aber auf jeden Fall weniger als 10.000 verkauft wurden.
Michael Nickles meint: Ich fand das Konzept von Kin eigentlich nicht schlecht. Aber bereits bei deren Vorstellung war klar, dass es schon sehr merkwürdig ist, dass neben Windows Phone 7 noch ein weiteres Handy-Betriebssystem gepflegt werden soll.
Spott, dass Windows Phone 7 sich immer wieder verspätet hat, gibt es ja bereits mehr als genug. Und Microsofts Konkurrenten Apple und Google haben inzwischen enormen Vorsprung. Die Entscheidung Kin plattzumachen, ist also wenig vewunderlich. Verwunderlich ist indessen, was bei Microsoft zur Zeit so an Fehlplanungen rauskommt.
Das recht vielversprechende Tablet-PC-Konzept Courier wurde hingeworfen (siehe Microsoft Tablet-PC wird nicht kommen) und für Kin wurde gewiss viel Zeit und Kohle versenkt.