Microsoft hat die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die viel Diskussionsstoff liefert. Denn: es geht um zentrale Fragen wie "Wie kann man im Zeitalter der Überallerreichbarkeit Kommunikation noch verbessern? Und welche Medien nutzen wir?".
Um Antworten zu kriegen, die über "42" hinausgehen, hat Microsoft das Zukunftsforschungsinstitut See More im ersten Quartal 2012 eine Studie durchführen lassen. Dabei haben 50 weltweite Meinungsführer und Experten ihre Ideen und Wünsche für die Kommunikation von morgen formuliert.
Und dabei sind diese Thesen rausgekommen (hier im Originaltext der Pressemitteilung):
These 1: „Aus Electronic Mail wird Emotional Mail“: Die Studie macht deutlich: Die Menschen fühlen sich durch die Informationsflut gestresst - Emotionen machen die Masse an Kommunikation dagegen für sie erträglich. Sie wünschen sich daher mehr Gefühl in der Kommunikation - mit Botschaften, die sie nicht nur im Kopf, sondern im Herzen erreichen, zum Beispiel über die gezielte Ansprache aller 5 Sinne – von sensual-musikalischen Codes in E-Mails bis zu unterstützenden Bildern und Movie-Clips im Hintergrund.
These 2: „Der Sender wird zum Künstler“: Sowohl in der gestalterischen als auch der rhetorischen Auswahl wünschen sich die Menschen mehr Kreativhilfen – wie zum Beispiel Layout und- und Formulierungsvorschläge.
These 3: „Die E-Mail der Zukunft werden wir nicht mehr schreiben, sondern denken“: Barrieren für Kommunikation, wie Eingabegeräte, sollen in Zukunft verschwinden. Wunsch der Nutzer ist eine intuitive Eingabe, die durch Gesten, Sprache oder sogar Gedanken gesteuert werden könnte. Tatsächlich wird schon heute intensiv an so genannten Brain Computer Interfaces (BCIs) geforscht.
These 4: „Aus E-Mail wird Smart Mail“: Der Wunsch nach Programmen, die mitdenken und wiederkehrende Aufgaben der Kommunikation übernehmen, ist groß. Zum Beispiel mit Hilfe von Routinen, die die Eingabe coachen und die E-Mail in Zukunft smarter machen.
These 5: „Meine Identität wird mobil“: In einer immer mobiler werdenden Welt wollen die Befragten der Studie alle Informationen synchron auf jedem Gerät. Ihre virtuelle, digitale Identität soll in einem umfassenden Kommunikations-Medium überall dabei sein. Auch systemübergreifende Synchronisation muss reibungslos funktionieren.
These 6: „Ich kommuniziere, also bin ich“: Menschen möchten durch Kommunikation ihre Identität aufbauen. Das Motto lautet: „Ich bin, was ich kommuniziere“. Gewünscht ist ein Coaching bei der Entwicklung eines eigenen Stils, ein sich evolutionär anpassendes Kurzprofil und ein individualisierter Auftritt mit Avatar oder Profilbild. Kurz gesagt: Eine Eingabemöglichkeit mit persönlicher Note.
Michael Nickles meint: Welche 50 weltweiten Meinungsführer und Experten befragt wurden, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Die Thesen sind teils etwas kompliziert beschrieben, teils vermutlich nur für die Experten selbst verständlich. Soweit ich sie kapiere kann ich zumindest das hier anmerken:
These 1: Oh scheiße. Nach den Klingeltönen kommt jetzt die Kaufhausberieselungmusik bei Emails. Spam-Mails werden künftig zum Kauf motivierende Musik haben und mit hypnotisierenden Animationen hinterlegt, die uns willenlos machen.
These 2: Das gibt es ja schon längst. Da es vielen Menschen sowieso an "echter" Kreativität und der Fähigkeit mangelt, etwas verständlich zu formulieren, hat Facebook doch den "Gefällt mir"-Button eingeführt. Der ist sozusagen der "Formulierungsvorschlag" für die Generation blöd. Einfach draufdrücken oder nicht draufdrücken - fertig.
These 3: Nach der GPS-Ortung in Smartphones für effektive lokalisierte Werbung kommt endlich der Gehirn-Scanner. Damit kann Werbung noch passender serviert werden. Nebenbei kann man den Gehirn-Scanner natürlich auch zum "Denken statt Tippen" von Mails verwenden.
These 4: Ach, gibt es doch schon längst. Facebook verschickt nonstop irgendwelche künstlich generierten Mails, die niemals von Menschen verfasst wurden. Jemand spielt einfach ein Spiel bei Facebook und dann kriegen alle Freunde deswegen eine wichtige Benachrichtigung. Vollautomatisch. Smarter geht es doch echt nicht mehr.
These 5: Klar muss die Identität mobil werden. Vor allem deshalb, damit Kunden jederzeit auf jedem Gerät per "Klick" shoppen können, ohne jedes Mal ihre "Bankverbindung" erneut angeben zu müssen. Drum wird bei Windows 8 ja auch diese "Live-ID" durchgedrückt, die man statt der alten Benutzername/Passwort-Kombination nutzen soll.
These 6: Ach, eine Mail mit 10 Rechtschreibfehlern pro Satz ist doch schon persönliche Note genug, oder?