Opfer gefälschter Windows 7 Versionen kriegen von Microsoft jetzt die Chance, ein aktuelles Windows mit bis zu 25 Euro Preisnachlass zu ergattern. Zur Gutschrift-Kampagne mit dem Motto "Zu billig um echt zu sein", erklärt Microsoft, das es auf dem deutschen Markt vermehrt Software-Fälschungen gab, bei denen besonders Windows 7 Versionen betroffen seien.
Mit der "Cashback-Aktion" will Microsoft Betroffene unterstützen, ihr Betriebssystem zu legalisieren. Damit potentiell Betroffene (vielleicht) feststellen können, ob sie wirklich betroffen sind, hat Microsoft ein PDF veröffentlicht, wie Originale zu erkennen sind.
Laut Microsoft gibt es zwei eindeutige Merkmale um ein Originalprodukt zu erkennen.
Die Alarmglocken sollten beispielsweise bei einem auffällig niedrigen Preis läuten, der erheblich unter dem empfohlenen Verkausfspreis liegt. Laut Auflistung von Microsoft, kostet ein original "Windows 7 Home Premium" rund 200 Euro, ein original Windows 8.1 kostet vergleichsweise nur rund 120 Euro.
Wie kompliziert die Sache ist, zeigt sich dann bei der Auflistung der üblichen Preise von OEM-Versionen - hier steht in der Spalte "unverbindliche Preisempfehlung" lediglich "Siehe gängiger Marktpreis".
Woher soll ein eventuell Betroffener nun wissen, was der gängige Marktpreis für eine OEM-Version von "Windows 7 Home Premium" ist? Und woher soll er wissen, was eine gebrauchte OEM-Lizenz wert ist?
Ein zweites deutliches Kennzeichen für ein Original soll die Verpackung sein. Dazu führt Microsoft die typischen originalen Verpackungen von Retail- und OEM-Versionen auf, und was generell zum Lieferumfang gehört. Ein Warnhinweis soll es auch sein, wenn nur eine telefonische Aktivierung möglich ist.
Weiter empfiehlt Microsoft auf Sicherheitsmerkmale zu achten. Dazu zählen das Echtheitszertifikat (ein Verpackungsaufkleber mit 25-stelligem Product Key) und eine "Hologramm DVD". Alle Original-Windows-Produkte werden laut Microsoft mit einem Hologramm auf dem Datenträger geliefert, das Teil des Datenträgers und kein Aufkleber ist.
Wer glaubt betroffen zu sein, kann sich dann durch die Seiten der Gutschrift-Kampagne klicken und alle erforderlichen Angaben machen. Beispielsweise wo das vermutlich faule Windows gekauft wurde, wann und zu welchem Preis. Außerdem will Microsoft wissen, wo man sich dann das Original-Windows gekauft hat und einen Kaufbeleg haben.
Wenn ich es richtig verstehe, muss ein eventuell Betroffener also selbst entscheiden, ob er wirklich betroffen ist. Und wenn er sich selbst als betroffen eingestuft und irgendwo ein original Windows gekauft hat, dann kriegt er von Microsoft 20 bis 25 Euro erstattet. Ein Windows 7 Professional Original oder OEM kriegt man 25 Euro billiger.
Eine OEM-Version von Windows 7 Professional gibt es im Handel, beispielsweise bei Amazon, aktuell für rund 116 Euro. Mit der Cashback-Aktion kriegt man es also für rund 90 Euro.
Ich konnte die Gutschriften-Kampagne nicht bis zum Ende durchklicken, weil ich keine faule Windows 7 Lizenz habe. So ich es richtig geschnallt habe, muss auf der erste Meldeseite allerdings bereits das verdächtige Windows gemeldet werden und auch gleich das neue Original-Windows, das man dafür gekauft hat. In diesem Fall müssen Kunden also selbst entscheiden, ob sie betroffen sind oder nicht. Komische Sache.
Die Cashback-Aktion von Microsoft gilt übrigens nur für "neu" gekaufte Windows-Retail- oder OEM-Versionen. Viel günstiger kommt man mit einer gebrauchen Window-Lizenz weg.
Dieser Hinweis ist natürlich ein wenig makaber. Denn Microsoft hat im September bei PC Fritz in Berlin und Halle über 100.000 Datenträger sicherstellen lassen, wegen Verdachts auf Windows 7 Raubkopien im großen Stil. PC Fritz hat darauf hin umgehend eine einstweillige Verfügung gegen Microsoft erwirkt (siehe Heise-Beitrag). Darin wird es Microsoft untersagt, weiterhin zu behaupten, dass PC Fritz mit Raubkopien handelt. Und aktuell verkauft PC Fritz Windows 7 Professional weiterhin für 29,90 Euro.
Der Fall PC Fritz ist also immer noch ungeklärt. Es darf weiter drum gestritten werden, ob Microsoft sich hier wirklich gegen tatsächliche Raubkopien wehrt, oder ob es Microsoft einfach nur stinkt, dass die gebrauchten Betriebssysteme so billig verkauft werden. Bekanntlich ist der Verkauf gebrauchter Software in Deutschland rechtens (Urteil es Gerichtshofs der Europäischen Union vom 3. Juli 2012).