Das Tor-Netzwerk gilt seit vielen Jahren als Geheimtipp um anonym im Internet surfen zu können. Der Datenweg beginnt mit Aufbau einer verschlüsselten Verbindung zu einem Tor-Eingangs-Server.
Der leitet die verschlüsselten Daten/Anfragen dann über zig sich ständig wechselnde andere Tor-Server weiter (weltweit ca 5.000) bis sie vom finalen Tor-Ausgangsserver über eine unverschlüsselte Verbindung zum Empfänger geschickt werden.
Viele Tor-Nutzer glauben, dass Tor wirklich anonymes Surfen ermöglicht, sie sich unbeobachtet im Internet bewegen können. Das ist ein fataler Irrtum. Denn: die Anonymität funktioniert nur dann, wenn alle verwendeten Tor-Server vertrauenswürdig sind. Und das sind sie schlichtweg nicht, weil praktisch jeder einen Tor-Server bereitstellen kann.
Fatal ist Tor dabei auch in einem ganz simplen Punkt: interessiert sich jemand für Tor, ergibt sich zwangsläufig der Verdacht, dass er irgendwelche Sauereien vorhat. Von Fanatikern mal angesehen, wird sich jemand der sich den aktuellen Wetterbericht im Internet angucken will, kaum die Mühe machen, das heimlich zu tun.
Und genau auf diesen naheliegenden Gedanken ist wohl auch der US-Spionagedienst NSA gekommen. Laut Bericht der Tagesschau liegen NDR und WDR Auszüge vom Quellcode des XKeyscore-Ausspäh-Tools der NSA vor. Daraus soll sich erschließen, dass die Internetnutzer in Deutschland bezüglich Tor Opfer einer gigantischen Rasterfahndung geworden sind.
Wer von der NSA als Tor-Nutzer identifiziert wurde, kriegte die Brandmarkung "Extremist" und wird entsprechend mit besonderer Aufmerksamkeit beim Surfen verfolgt. Details zur Sache soll es heute Abend um 21.45 Uhr bei Panorama im Ersten geben.
Nein, ich bin nicht schockiert oder überrascht. Das war einfach zu absehbar. Zu Tor gilt zu wissen, dass so ein Netzwerk natürlich mehr Chance auf Anonymität verschafft, als total nackt durchs Internet zu rennen. Aber ein definitiv anonymes Surfen im Netz ist halt nicht möglich.