Klatsch, Fakten, News, Betas 5.087 Themen, 27.849 Beiträge

News: Lobby an Schulen

Ölmafia boykottiert Ausbildung

Redaktion / 8 Antworten / Baumansicht Nickles

Der Lehrerverband der USA will keine 50.000 DVD der Dokumentation "Eine unbequeme Wahrheit" geschenkt bekommen, um keinen Stress mit den Ölmultis zu bekommen, die Schulen subventionieren. Als Begründung geben sie an, andere Interessengruppen könnten ebenfalls Material an Schulen verteilen wollen.

"Eine unbequeme Wahrheit" ist seit Oktober in deutschen Kinos und zeigt die Gründe und Folgen der globalen Erwärmung auf ziemlich dramatische Weise. Der Film nennt auch die Schuldigen: Vor allem die Ölindustrie sei an der Erwärmung schuld. Seit Jahrzehnten würden sie aus Profitgründen die Bevölkerung mit falschen Informationen in die Irre führen.

Der Film findet jedoch die Zustimmung von Klimaforschern weltweit und ist zum Beispiel Pflichtprogramm für Studenten in Norwegen und Schweden.

Statt die DVD an den Schulen zu verteilen, würden Ölmultis wie Exxon Mobil "junk science" verkaufen und den Kindern nachstellen, ähnlich wie Zigarettenhersteller mit Cartoons werben.

Quelle: Washington Post

bei Antwort benachrichtigen
Olaf19 Redaktion „Ölmafia boykottiert Ausbildung“
Optionen

Al Gore wird sich freuen - eine bessere Werbung konnte sein Film nicht bekommen...

Dass Ölmultis Schulen subventionieren, ist allerdings ein Unglück: Wer die Musik bezahlt bestimmt den Takt - wer das Bildungswesen finanziert, wird dafür sorgen, dass nur ihm genehme Wahrheiten verbreitet werden. Notfalls werden eigene Wahrheiten erfunden.

Das kommt eben dabei heraus, wenn man meint, alles versilbern / privatisieren zu müssen. "Halt's Maul Staat und misch dich nicht in die Wirtschaft ein" tönt es ja auch hierzulande schon seit Jahren an jeder Ecke. Umgekehrt hat aber kaum jemand ein Problem damit, dass sich die Wirtschaft in staatlich-hoheitliche Aufgaben einmischt. Da darf man sich über die Folgen nicht wundern.

CU
Olaf

Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
bei Antwort benachrichtigen
MadHatter Olaf19 „Ölmafia boykottiert Ausbildung“
Optionen

In den USA ist das aber schon seit langem alltägliche Praxis.

Da fallen mir auch wieder die großen US-Stromausfälle vor ein paar Jahren infolge der massiven Hitzewellen ein. Ein Teil des total privatisieren Stromnetzes (dass aus Kostengründen zum Großteil seit den 50 Jahren nicht mehr modernisiert wurde), brach schlicht aufgrund von Überbelastung zusammen...

Auch so ein Fall.
Die große Privatisierung treibt zum Teil seltsame Blüten ;-)

---Neuer Bildschirm gefällig?Hier Loch bohren:X
bei Antwort benachrichtigen
Olaf19 MadHatter „In den USA ist das aber schon seit langem alltägliche Praxis. Da fallen mir...“
Optionen

...dass es sich um "irreversible Vorgänge" handelt: Was weg ist, ist weg.

Heißt: Wenn sich später herausstellt, dass die Privatisierung ein politischer Fehler war, z.B. weil in einer privatisierten Klink die ach so ökonomisch ausgerichtete Effizienzmaximierung samt Kostenminimierung völlig überraschenderweise nun doch nicht dem Wohle des Patienten zugute gekommen ist - welch eine Überraschung! - tja, dann ist es zu spät. Zurückkaufen ist nicht, denn die Kohle, die der Fiskus beim Privatisieren einnimmt ist ja schnell verplempert.

Wenn damit wenigstens Staatsschulden abgebaut würden... aber hierzulande ist man ja schon heilfroh, wenn es gelingt, das Galopp-Tempo des Neuverschuldungs-Anstiegs ein wenig zu mäßigen :-(

CU
Olaf

Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
bei Antwort benachrichtigen
Herid Junior Olaf19 „Das Schlimmste an der ganzen Privatisiererei ist...“
Optionen

Eine brilliante Idee zur Kosteneinsparung im Krankenhaus besteht z.B. darin, den Anästhesisten bei der Narkose einzusparen und durch einen Pfleger zu ersetzen. Zugegeben, ein so genannter "Medizinischer Assistent für Anästhesie" (MAfA) mit drei Jahren Krankenpflegeausbildung und ein paar Monaten MAfA-Kurs kommt natürlich deutlich billiger als ein ausgewachsener Anästhesist (sechs Jahre Medizinstudium, fünf Jahre Facharztzeit) - allerdings sollte man einen gewissen Schwund dann einkalkulieren, siehe z.B. hier, der Fall von Patrick Hoffmann, unteres Drittel der Seite).

Dieser traurige Fall wurde (neben einigen anderen) gestern im Münsteraner Anästhesiesymposium vorgestellt, einer Fachtagung für Narkoseärzte, deswegen kann ich dazu folgendes sagen: natürlich können auch Ärzten Behandlungsfehler unterlaufen, selbst tödliche. Aber hier wurde die Narkose schlicht und einfach jemandem überlassen, der nicht dafür ausgebildet war, eine potentiell (und dann leider tatsächlich) lebensbedrohliche Situation zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen - und sei es nur, einen Anästhesisten zu rufen. Und sowas muß früher oder später - eher früher als später - schiefgehen.

Bleibt für mich als Anästhesist nur zu hoffen, daß hier der Klinikbetreiber für sein Organisationsverschulden in die Pflicht genommen wird.

bei Antwort benachrichtigen
Olaf19 Herid Junior „Was heißt denn hier "später"...?“
Optionen

Schließe mich deiner Hoffnung an.

Ein ebenso drastisches wie trauriges Beispiel dafür, wo unser Zeitgeist mehr und mehr hindriftet: Immer höhere Preise für immer weniger - und z.T. schlampige - Gegenleistung. Das fängt mit ganz banalen Dingen an: Der Kaffee kostet irgendwann 1,20 statt 1 €, wird dafür ein bisschen dünner gemacht und weniger ausgeschenkt. Weniger Qualität, weniger Quantität - aber höhere Preise nehmen. Während mein Beispiel einfach nur ärgerlich für den Kunden ist, hat es in deinem Link ein Menschenleben gekostet... aber das Prinzip dahinter lässt sich an schlichten Beispielen am besten verdeutlichen.

Übrigens mit "Später" meinte ich nicht "irgendwann in ferner Zukunft", sondern: zeitlich nach der Privatisierung, wenn die ersten Erfahrungen vorliegen - und wenn nichts mehr rückgängig zu machen ist, egal wie schlecht die Erfahrungen sind :-/

CU
Olaf

Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
bei Antwort benachrichtigen
The Wasp Redaktion „Ölmafia boykottiert Ausbildung“
Optionen

Von der Industrie gekaufte/abhängige Organisationen wie die National Science Teachers Association (http://www.tryscience.org/de/parents/ss_6.html") verbreiten einseitige Informationspolitik, um neoliberalen Interessenverbänden ein vermeintlich soziales Image zu verschaffen.

Die viel gelobte "Charity" (Wohltätigkeit) in den USA ist deshalb weniger sozial als es den Anschein hat. Charity ist, wie das Beispiel zeigt, jederzeit einstellbar und von der totalen Dankbarkeit des Empfängers der milden Gabe abhängig. Staatliche Organisationen, die aus Steuermitteln finanziert werden, sind dagegen unabhängiger und können ihre Zahlungen nicht nach diesem Willkürprinzip einstellen.

Ähnliche Abhängigkeitsverhältnisse gibt es auch in Deutschland, eines der Beispiele ist die Bertelsmann-Stiftung, die ihr neoliberales Weltbild seit Jahren erfolgreich vermarktet. Bsp: http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=7&idart=1177

Volksverblödung unter dem Deckmantel "Charity". Wie wenig wohltätig diese Spender sind, bekommen die Leute dann zu spüren, wenn sie diesen verlogen Spendern entschieden widersprechen, oder sie auch nur an ihrem verlogenen Image kratzen. Der NSTA hat ja schon allein davor Angst, daß die "Förderer" ihre Förderung einstellen, weil sie nur vermuten könnten, der NSTA würde mit dem Inhalt der DVD übereinstimmen.

Ende
bei Antwort benachrichtigen
Olaf19 The Wasp „Volksverblödung unter dem Deckmantel "Charity"“
Optionen

> ...um neoliberalen Interessenverbänden ein vermeintlich soziales Image zu verschaffen.

Vielleicht hat Guido Westerwelle das gemeint, als er sagte, die FDP sei "neo-sozial"...

> Staatliche Organisationen, die aus Steuermitteln finanziert werden, sind dagegen
> unabhängiger und können ihre Zahlungen nicht nach diesem Willkürprinzip einstellen.


Zumindest etwas weniger abhängig. Wenn man bedenkt, was reiche Konzerne für einen massiven Einfluss auf die Politik nehmen, relativiert sich das leider etwas... aber unterm Strich immer noch besser, als wenn konzern-eigene Stiftungen hoheitliche Aufgaben übernähmen.

> ...eines der Beispiele ist die Bertelsmann-Stiftung, die ihr neoliberales Weltbild seit Jahren erfolgreich vermarktet

Damit wirst du bei Tilo Nachdenklich offene Türen einrennen - auch wenn ihr beim Thema "Festplatten-Geometrie" wohl nicht mehr auf einen Nenner kommen werdet :-D

Albrecht Müller ist übrigens ein sehr lesenswerter Autor, "Die Reformlüge" sei stellvertretend genannt.
http://www.nachdenkseiten.de/?page_id=5

CU
Olaf

Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
bei Antwort benachrichtigen
The Wasp Olaf19 „Volksverblödung unter dem Deckmantel "Charity"“
Optionen

Nun, ich bekomme immer heftige Bauchschmerzen, wenn ich den Begriff "neoliberal" benutze, da er viel zu Ideologiebeladen ist, aber manchmal ist er einfacher verständlich und er ist schlicht der moderne Oberbegriff für den Abbau des sozialstaatlichen Denkens.

Staatliche Förderung hatte sich in der Vergangenheit zumindest soweit bewährt, daß es einen Rechtsanspruch auf ein Minimum gab, bei einer Stiftung gibt es nicht mal das. Gefördert wird nach Gutdünken. Für mich ein Rückfall ins Mittelalter und alles andere als demokratisch.

Ende
bei Antwort benachrichtigen