Für mich als Nachrichtentechnik-Ing. und Funkamateuer ist es ein uralter Hut und ich "predige" diesbezüglich seit es DECT gibt (gut 10 Jahre dürften es ungefähr sein). Umso bedenklicher, wie lange es dauert, bis das mal ins allgemeine Bewusstsein dringt...
Wenn ich das Eingangsposting so lese, scheint allerdings immer noch Aufklärungsbedarf zu bestehen...
Also:
Die Sendeleistung eines DECT-Schnurloshandys sowie dessen Basisstation liegt in der Größenordnung von 10 mW (Milliwatt). Übliche Mobilfunk-Handys senden hingegen mit bis zu 2 Watt - je nachdem, wie viel Leistung erforderlich ist, um die nächste Basisstation zu erreichen (reguliert sich automatisch). Ein Handy kann also bis zu 200mal so stark senden wie ein Schnurlostelefon! (Soviel zum Thema "Pippifax", Herr Nickles! - das steht so nicht bei spiegel.de!)
Sowohl GSM-Mobilfunk- als auch DECT-Schnurloshandys senden nur bei Bedarf, d.h. nur während eines Gespräches. Beide Handy-Arten kann man also völlig ohne Bedenken ständig bei sich tragen oder z.B. allnächtlich neben das Kopfkissen legen! [EDIT: Gilt leider nicht uneingeschränkt, siehe Posting weiter unten!]
Um genau zu sein, ein GSM-Handy sendet auch ab und zu mal außerhalb eines Gesprächs, sozusagen als "Lebenszeichen" für die Basisstation, aber so kurz und selten, dass wir es vernachlässigen können.
ABER: Eine DECT-Basisstation sendet tatächlich ständig. Die Sendeleistung ist zwar wesentlich geringer als bei GSM (wie gesagt Größenordnung 10 mW), sie wird aber ständig abgestrahlt. Technisch übrigens völlig unnötigerweise, das hätte man auch anders machen können - und wird es in Zukunft wohl auch.
Obendrein handelt es sich - bei GSM wie bei DECT - um sog. gepulste Strahlung, d.h. sie ist nicht kontinuierlich, sondern "zerhackt", d.h. wird in sehr kurzen Zeitabständen ein- und ausgeschaltet. (Der Hauptgrund, vereinfacht ausgedrückt: die "Lücken" sind für andere Signale nutzbar, so dass mehrere davon in einen Funkkanal passen - sog. Zeitmultiplex).
Gepulste Hochfrequenz gilt als besonders problematisch im Hinblick auf mögliche sog. nicht-thermische Wirkungen im Organismus. Aber mal der Reihe nach: Jegliche Strahlung hat zum einen thermische Wirkungen im Körper (Mikrowellenprinzip), die abhängig sind u.a. von der Frequenz, der Strahlungsintensität und dem Abstand zur Strahlungsquelle. Eine solche Erwärmung wird teilweise sogar in Medizin und Physiotherapie genutzt, kann andererseits aber Schäden hervorrufen (z.B. Augentrübung). Ein oft und lange nah am Kopf gehaltenes Mobilfunk-Handy kann da schon reichen - ein DECT-Schnurloshandy jedoch nicht; es strahlt zu schwach.
Jenseits der thermischen Wirkungen streiten sich die Gelehrten um weitere, sog. nichtthermische Wirkungen im Organismus. Dass es solche Wirkungen gibt, kann eigentlich niemand ernsthaft bestreiten; die Frage ist nur, in wie weit sie schädlich sind. Zum Beispiel taucht immer wieder der Verdacht auf, dass die Bildung von Tumoren begünstigt werden könnte. Eindeutige und unwidersprochene Belege dafür gibt es meines Wissens bisher nicht - andererseits aber auch keine für die Unbedenklichkeit! Jede Studie, die irgend einer Interessengruppe nicht gefällt, zieht eine Gegenstudie nach sich, und die Forschungsergebnisse hängen oft davon ab, wer die Studie bezahlt. Besonders die wirtschaftlichen Interessen sind so massiv, dass man imho keiner Einzelstudie trauen kann. Man müsste sich schon einen umfassenden Überblick über das gesamte Forschungsgebiet verschaffen und sollte - vor allem - den gesunden Menschenverstand walten lassen.
Insbesondere gepulste Hochfrequenz steht im Verdacht, schädliche nichtthermische Wirkungen hervorrufen zu können, wenn die Pulsfrequenz in einer "physiologischen" Größenordnung liegt (was bei GSM und DECT afaik der Fall ist).
Dadurch könnten z.B. inner- und interzelluläre Vorgänge beeinflusst werden, d.h. die Wirkung ist sehr subtil und kaum überschaubar.
Leider gibt es nicht mehr die alten "analogen" Schnurlostelefone nach den Standards CT1 und CT2. Die waren zwar alles andere als abhörsicher, hatten dafür aber zwei andere Vorteile: Die Basisstation strahlte nur während eines Gesprächs und auch das nur ungepulst.
Übrigens: auch der neue Mobilfunk-Standard UMTS arbeitet nicht mit gepulster Hochfrequenz! Es geht also! Warum man von der angeblich völlig harmlosen Technik wieder abgekommen ist? Ich weiß es nicht.
Und, habe ich mit meinem beschränkten, aber vielleicht doch überdurchschnittlichen Überblick über die Materie denn nun selbst ein DECT-Telefon im Haus? Ja, ich habe. Und zwar fast seit es DECT gibt. Aber genau so lange steht die Basisstation möglichst weit weg von üblichen Aufenthaltsorten - nämlich außerhalb der Wohnung im Keller. Man muss wissen, dass die Strahlungsintensität mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt, jedenfalls bei Antennen mit kugelförmiger (also in alle Richtungen gleicher) Abstrahlung, was hier näherungsweise unterstellt werden darf. Das bedeutet: Verdoppelung des Abstandes bedeutet nicht etwa Halbierung, sondern nur noch ein Viertel der Strahlungsintensität, Verzehnfachung des Abstandes nur noch ein Hundertstel! Abstand vergrößern wird also sozusagen überproportional belohnt! Wenn man das beherzigt, muss man nicht auf eine neue Gerätegeneration warten.
Funktechnisch ist der Standort im Keller natürlich nicht optimal, aber für die Funktion immer noch gut ausreichend. Und für mich und mein Kind sehr beruhigend.
Beste Grüße,
Manfred
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