Quasi in letzter Sekunde hat Microsoft bei Windows 7 einen speziellen Kompatibilitätsmodus namens XPM reingebaut (siehe Windows 7 mit eingebautem Windows XP). Der soll 100prozentige Abwärtskompatibilität zu Windows XP Anwendungen garantieren.
Und tut er wohl auch: Microsoft hat in Windows 7 einfach eine virtuelle Maschine reingebaut, in der ein Original Windows XP läuft. So ein virtualisiertes Betriebssystem läuft natürlich nicht mit voller Geschwindigkeit und kann auch 3D-Beschleunigung einer Grafikkarte nur eingeschränkt nutzen. Für 3D-süchtige Software wie Spiele wird der XP-Modus also kaum zu gebrauchen sein.
Als XPM offiziell angekündigt wurde, kam auch gleich massive Kritik. Experten befürchten, dass das zu einem Support-Albtraum führen könne, weil Microsoft bei Windows 7 dann auch Windows XP weiter pflegen muss (siehe Windows 7: Angst vor Support-Albträumen).
Ohnehin ist der Preis für XPM auch für Anwender hoch: nur bei den teuren Windows 7 Varianten Professional, Enterprise und Ultimate ist der XPM-Modus überhaupt nutzbar und zudem frisst er zusätzliche Festplattenkapazität. Auch ist er nicht direkt vorhanden, sondern muss (nebst einem dafür lizenzierten Windows XP) nachträglich downgeloadet werden. Inzwischen gibt es (wie befürchtet) die ersten Horror-Schlagzeilen zum XPM-Modus.
Ed Bott hat in seinem Microsoft Report Blog jetzt veröffentlicht, dass diverse Intel-Prozessoren beim XPM-Mode die Grätsche machen werden. Auf einem Großteil der aktuellen PCs mit Dual- und Quad-Core Prozessoren von Intel wird der XPM-Modus nicht funktionieren. Das Problem besteht darin, dass der XPM-Modus einen Prozessor unterstützt, der Virtualisierung hardwaremäßig unterstützt.
Das tun AMD und Intel eigentlich schon recht lange, aber Intel hat die Virtualisierungs-Unterstützung (Vanderpool) bislang seinen teureren CPU-Modellen vorbehalten. Erst Mitte April hat Intel angekündigt, Vanderpool auch bei "billigen" CPUs reinzubauen (siehe Intel optimiert billige CPUs für Gratis-PCs). Hinzu kommt noch, dass ein geeigneter Prozessor alleine nicht ausreicht - auch das Mainboard-BIOS muss die Aktivierung der Virtualisierungs-Unterstützung zulassen.
Ed Bott kritisiert im Blog unter anderem auch, dass Intel bei Vanderpool ein recht wirres Konzept gefahren hat. Mal war es bei einer CPU-Modellreihe drin, mal nicht - und anhand der CPU-Bezeichnung alleine lässt sich das nicht feststellen. Kurzum: Wer jetzt einen neuen PC mit Intel-CPU kauft und nicht explizit drauf achtet, dass der Prozessor "Vanderpool" unterstützt, wird den XPM-Modus von Windows 7 nicht nutzen können.
Ed Bott hat in seinem Blog Listen veröffentlicht aus denen hervorgeht welche aktuellen Intel-Desktop und -Mobile-CPUs Vanderpool unterstützen und welche nicht. Glück haben diesmal AMD-CPU-Besitzer. AMD's Virtualisierungs-Unterstützung namens "Pacifica". Pacifica steckt quasi seit Mitte 2006 in allen AMD-Prozessoren drinnen.
Das Problem ist auch bei Microsoft übrigens bekannt. Es gibt bereits eine Microsoft-Seite die zeigt, wie man vorab prüfen kann, ob im PC ein Prozessor steckt, mit der XPM-Modus möglich ist: How to confirm your PC can run Windows XP Mode
Michael Nickles meint: Es ist verrückt, dass Microsoft zwangsläufig eine CPU mit Virtualisierungs-Unterstützung für den XPM-Modus fordert. Denn: es ist zwar gut wenn man so eine "spezielle" CPU hat, aber ist nicht grundsätzlich Voraussetzung für Virtualisierung.
Alle gängigen virtuellen Maschinen (Vmware, Virtualbox) unterstützen Vanderpool und Pacifica zwar, setzen es aber nicht zwangsläufig voraus. Das wäre auch beim XPM-Modus in Windows 7 sinnvoll gewesen.