Hallo
eigentlich habe ich mir noch keine Meinung zum Streitobjekt gebildet, weil alles ziemlich theoretisch abläuft.
Nun habe ich per Google Maps eine Adresse im Frankreich gesucht und auch gefunden.
Beim reinzoomen war ich plötzlich in StreetView.
Donnerwetter, ich konnte durch die offene Tür auf den Küchentisch blicken.
Ich bin ..erschrocken und kam mir echt irgendwie wie ein Eindringling vor.
mfg
mlh
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Hallo MLH, ich habe Streetview schon öfter benutzt und kann dir versichern, dass so etwas die absolute Ausnahme ist.
Letztlich ist Streetview nichts anderes als Google Earth aus der Froschperspektive. Vor allem sieht man nichts anderes, nicht mehr oder weniger als jemand, der live vor Ort ist. Wärest du selbst in dieser französischen Stadt gerade vorbeigekommen, hättest du den Küchentisch durch die offene Tür auch gesehen - und dich nicht wie ein Eindringling fühlen müssen.
Es wäre allerdings ein netter Zug von Google gewesen, die entsprechende Stelle unkenntlich zu machen, und das möglichst unaufgefordert.
CU
Olaf
Dieses "durch die offene Tür auf den Küchentisch blicken" mag ja noch harmlos sein.
Was aber, wenn etwas brisanteres zu sehen ist?
Selbst, wenn Google es umgehend entfernen würde, war es bis dahin schon öffentlich gemacht.
Jeder kann es auf seinem Rechner abspeichern und selber veröffentlichen.
Da kann Google noch so viel unkenntlich machen oder löschen.
Übrigens, warum gibt es eigentlich Streetview auf dem riesigen Afrikanischen Kontinent gerade mal in Südafrika?
Bei den Arabern, in Israel, Russland und überhaupt in Asien sieht es auch nicht anders aus.
Einzig Japan und Australien haben auch Streetview.
Google scheint sich (erst Mal?) nur auf Länder zu konzentrieren, wo was zu verdienen ist, und/oder wo nicht mit allzugroßem Widerstand zu rechnen ist.
Wenn es bei mir zuhause etwas Brisantes zu sehen gibt - warum stelle ich es dann so zur Schau, dass jeder, der zufällig draußen auf der Straße vorbeigeht, es mühelos erkennen kann?
Nach welchen Kriterien Google die Länder auswählt, in denen Streetview praktiziert wird, vermag ich nicht zu sagen. Anscheinend ist man dort der Meinung, dass es in den Straßen der etwas wohlhabenderen Länder Interessanteres zu sehen gibt.
CU
Olaf
Ich denke mal dass das an der Internet-Infrastruktur liegt. Wo es niemanden gibt der es anschauen kann, macht es auch keinen Sinn etwas zu fotografieren.
Und wenn es unabsichtlich geschieht?
Sowohl im Haus am Fenster oder an der Türe.
Oder auf der Straße.
Ich sage ja nicht, dass es absichtlich geschieht.
Wie ich weiter unten schon schrieb - Google wird ja Gesichter und Kfz-Kennzeichen unkenntlich machen. Es würde mich wundern, wenn man das mit delikaten Einblicken durch Küchenfenster nicht genau so machen würde.
Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde diese Diskussion etwas theorielastig... es gibt nichts auf der Welt, wo nicht irgendetwas schiefgehen kann. Aber solte man deswegen alles verdammen oder gleich verbieten?
CU
Olaf
Das ist sicher richtig, aber ich bin nicht vor Ort gewesen. Und selbst wenn, dann ist das ein vorübergehender (persönlicher) Augenblick. Ein Augenblick, der vielleicht in meinem Gedächtnis gespeichert ist, aber nicht weltweit öffentlich für jederman jederzeit abrufbar.
Natürlich schauen wir uns gerne Bilder von fremden Gegenden, Städten, Gebäuden usw. an, ebenso wie Filme, Dokumentationen etc. Und wenn mich etwas stark interessiert, möchte ich das auch sehen, mit eigenen Augen real sehen = erleben. Für mein Gefühl werden wir mehr und mehr zu virtuellen Zuschauern, zu "Voyeuren". Wir erleben nicht mehr selbst, wir lassen erleben.
Und - warum macht Google das alles? Warum investiert Google Unsummen in ein Projekt wie Streetview und speichert Millionen von Fotos?
Aus reiner Philanthropie? Weil Google allen Menschen etwas Gutes tun möchte? Armen, ungebildeten Menschen den Zugang zur Welt eröffnen? Was ist der Nutzen für Google? Und was ist der Nutzen für Länder, Regierungen, sogenannte "Geheimdienste", Polizei, Behörden etc.?
Schon liest man, daß sich Steuerbehörden und Polizei längst des Google Earth bedienen .. und man denkt sich: "Klar, warum nicht, so können sie auch Verbrecher besser dingfest machen." Aber wenn wir diesen Gedanken weiter spinnen, so in Richtung Orwell's 1984 ..??
Diese und andere Überlegungen verursachen bei mir Nachdenklichkeit und Bedenken.
Grüsse
Michael
Wie jemand der 3,5m groß ist, also jemand wie Du und* ich...
* zusammen würde das tatsächlich passen ;-)
Ja, das habe ich auch gelesen, dass die "Aufnahmehöhe" der Kameras so um die 3 Meter betragen soll. Aber wenn ich das nicht gelesen hätte, wäre es mir gar nicht aufgefallen. Die London-Bilder, die ich mir vor einiger Zeit reingezogen habe, wirkten so, als habe sie ein Fußgänger gefilmt.
@mae47: Deine Einwände sind in der Tat nicht ganz von der Hand zu weisen - es ist nicht ganz dasselbe, ob ich irgendwo vorbeigehe und zufällig eine Momentaufnahme sehe, oder ob diese für alle Zeiten im Internet verewigt wird. Hier sollte Google Augenmaß walten lassen und alles, was irgendwie heikel oder verfänglich wirkt, vor der Veröffentlichung im Web entfernen.
Die ganze Aktion muss ein Riesen-Heiden-Geld kosten, auch da hast du recht. Womit Google diese Kosten wieder hereinholen will, keine Ahnung... nebenbei, das gilt eigentlich auch für Google Earth und so ziemlich alles, was dieser Anbieter noch so veranstaltet.
CU
Olaf
Hallo Olaf,
tja, das ist - unter anderem - die Frage: Was bezweckt Google eigentlich? Und was wird daraus werden? Wie geht das alles weiter und wohin führt das? Und glaubst Du wirklich, Google wird Augenmaß walten lassen? Wirklich - glaubst Du das?
Und wie sehr verändert dieses "online-Erleben" unsere eigene, persönliche Erlebniswelt, unser Weltbild? Mittlerweile können wir doch fast alles (Informationen, Musik, Filme, Literatur u.v.a.m.) übers Internet "bequem" zu Hause vom Sessel aus .. na ja, sagen wir .. genießen.
Haben wir (alle) schon nicht längst eine Art Lawine losgetreten, die wie nicht mehr kontrollieren können?
Grüsse
Michael
P.S. Ja, auch ich verwende Google als Suchmaschine.
Warum nicht? Es wurde ja schon vor längerer Zeit zugesagt, dass Gesichter und Autonummern unkenntlich gemacht werden sollen. Warum dann nicht auch zufällige Einblicke durch geöffnete Wohnungstüren? Ich sehe da keinen prinzipiellen Unterschied.
Im Gegenteil, wenn so etwas stehenbleibt, wäre der Imageschaden für Google höher als der Nutzen - welcher auch immer es sein mag, in dem Punkt sind wir ja noch nicht weiter.
Und wie sehr verändert dieses "online-Erleben" unsere eigene, persönliche Erlebniswelt, unser Weltbild?
Haben wir (alle) schon nicht längst eine Art Lawine losgetreten, die wie nicht mehr kontrollieren können?
Ich weiß haargenau wie du das meinst. Mich beschleichen solche Gedanken manchmal auch.
Noch empfinde ich das Internet als eine der segensreichsten Erfindungen aller Zeiten, mindestens als bedeutendste Innovation der letzten 20, 30 Jahre. Für mein Leben ist es eine große Bereicherung.
Nur, die Entwicklung bleibt nicht stehen, sie geht immer weiter - möglicherweise in eine Richtung, die wir nicht wollen, aber auch nicht verhindern können.
Dass man das Internet nicht mehr kontrollieren kann, ist übrigens Segen und Fluch zugleich.
CU
Olaf
Hallo Olaf,
natürlich benutze auch ich das Internet ganz selbstverständlich. Doch ich gehöre zu der "Vor-Handy" und "Vor-Internet" Generation und ich konnte die ersten 35 Jahre meines Lebens mit allen Freunden, Geschäftspartnern etc. auch ohne diese Hilfsmittel in Verbindung treten und bleiben.
Es geht mir auch weniger um Kontrolle oder Beeinflussung des Internet, sondern mehr um unseren gesellschaftlichen Bewußtseinswandel. Vieles wird immer beliebiger und oberflächlicher, wenn Du verstehst, was ich damit meine. Kaum jemand schreibt noch einen richtigen Brief mit Füllfederhalter, alle Kontakte, auch die persönlichen, werden mehr und mehr über E-Mail, SMS oder Internet "abgewickelt".
Ein kleines Beispiel ist für mich auch dieses Forum: Wenn ich sehe - lese - wie oberflächlich manche Mitglieder mit der Sprache, Grammatik und Rechtschreibung umgehen .. Für mich gehört es einfach zur mitmenschlichen Höflichkeit, daß man richtig und leserlich schreibt.
Der zweite für mich wichtige Punkt ist, daß wir uns mehr und mehr abhängig machen. Schon ein kurzfristger Server- oder Sromausfall gleicht ja einer mittleren Katastrophe. Für mein Gefühl begeben wir uns zu sehr in zu viele Abhängigkeiten. Mag sein, daß ich zu altmodisch bin .. na ja.
Grüsse
Michael
Dito - ich hatte mein erstes Handy mit 37 ;-) Und das auch nur notgedrungen, weil ich nach meinem Umzug 2002 in der neuen Wohnung zunächst kein Telefon hatte. Sonst hätte ich vielleicht bis heute keines... obwohl ich auch nicht mehr ganz darauf verzichten möchte. Ich brauche es nicht ständig, aber es ist schon gut eines zu haben. Man ist dann unabhängiger von Telefonzellen oder anderen Gelegenheiten.
Vieles wird immer beliebiger und oberflächlicher, wenn Du verstehst, was ich damit meine.
Oh ja... das verstehe ich sogar sehr gut und teile deine Ansicht.
Nehmen wir eine ganz triviale Angelegenheit, so etwas wie die Erfindung der Fernbedienung. In meiner Kindheit gab es so etwas nicht, meine Eltern hatten jahrelang einen Schwarzweiß-Fernseher ohne FB mit 6 Programmtasten direkt am Gerät (ARD, ZDF, NDR3, DDR 1+2, der 6. war frei). Die gingen richtig schwer und nur mit Kraftaufwand zu drücken - entscheidend aber war, man musste jedes Mal aus dem Sessel aufstehen und dahin laufen, wenn man einen anderen Sender sehen wollte.
Seit es Fernbedienungen gibt, geht Fernsehkonsum oft so: Einschalten - nach 3 Sekunden: ach nee, ist nix für mich, weiterzappen, wieder 3 Sekunden gucken und wieder weiterzappen...
Okay, bei Werbung, Volksmusik oder irgendwelchen dusseligen Quizshows mag das noch angehen. Aber es ist doch oft so, dass man sich gerade bei etwas anspruchsvolleren Programminhalten ein wenig hineinvertiefen muss in das was da geboten wird. Ich glaube, die FB verleitet dazu, oberflächlicher hinzuschauen - wenn es einem nicht gleich auf Anhieb gefällt, wird sofort weitergezappt. Die daraus resultierende Hektik und Betriebsamkeit gibt einem am Ende auch noch ein Gefühl von "Pseudo(inter)aktivität" und übertüncht dabei, wie passiv die Fernsehglotzerei in Wirklichkeit ist.
Dein anderer Gedanke, Stichwort Abhängigkeit, trifft ebenso zu. Deswegen wäre z.B. ein Kindle-Reader o.ä. für mich nie ein auch nur halbwegs adäquater Ersatz für Zeitschriften oder Bücher - er braucht Strom, der Akku kann plötzlich leersein oder sogar kaputt und man hat gerade keinen Ersatz dabei. Ja, und dann ist da noch die Rücksicht auf das eigene Nervenkostüm - irgendwann muss doch mal Schluss sein mit dem ganzen Elektronikklimbim, man wird ja ganz kirre, wenn man immer nur auf leuchtende Bildschirme starrt.
CU
Olaf
Hallo Olaf,
gerade habe ich Dir in einem anderem Thread geantwortet und wollte hier erwiedern - ich muß zu einem Notfall weg, wir sehen uns = Anrwort morgen (heute hier in HK)
Grüsse
Michael
Da hattet Ihr ja die gleiche Belegung wie wir hier im Osten :-)
Bei uns war nur die Sortierung anders: DDR1, ARD, DDR2, ZDF, NDR3
Ansonsten: Volle Zustimmung - ich sehe das genau so!
Gruß, mawe2
Hallo Olaf,
Stichwort Fernsehen: In Deutschland hatte ich bis zur Einführung des Digitalen TV nur die hier frei empfangbaren 4 öffentlich-rechtlichen Programme. Und das genügt mir noch heute, vielleicht noch 3Sat, arte, Phoenix und einige Dritte. Verglichen mit Hong Kong ist das aber noch qualitativ recht hochstehendes TV.
Stichwort e-book Reader: Da ich viel Fachliteratur lesen muß, schätze ich das schon. Weil ich gezielt in umfachreichen Zeitschriften suchen kann, oder auch längere Flugreisen und Bahnfahrten nutze. Oder hast Du schon mal versucht, im Flieger oder Intercity die ZEIT zu lesen ..
irgendwann muss doch mal Schluss sein mit dem ganzen Elektronikklimbim, man wird ja ganz kirre, wenn man immer nur auf leuchtende Bildschirme starrt.
Ja, machmal habe ich das Gefühl, meine Augen sind schon viereckig ;-)
Grüsse
Michael
Naja, ich will den ebook-Reader auch keinesfalls schlecht reden. Man kann so etwas durchaus gut gebrauchen - nur eben alles zur richtigen Zeit und am richtigen Ort.
Wovon ich nicht so viel halte, ist das Gegeneinander-Ausspielen verschiedener Alternativen, wenn diese die Möglichkeit haben, sich in bester Koexistenz zu ergänzen, statt gegenseitig zu verdrängen. Nur ein Beispiel:
Ich mag meine kleine aber feine DVD-Sammlung - trotzdem gehe ich immer noch gerne ins Kino. Das sind zwei völlig verschiedene paar Schuhe. Zumal nur einen kurzen Steinwurf von meiner Haustür entfernt ein richtig gutes Kino mit einer erlesenen Programm-Auswahl steht... entsprechend haben die auch wirtschaftlich zu kämpfen :-(
Was das öffentlich-rechtliche Fernsehen angeht: Seit Ende der 90er Jahre tendieren die zunehmend dahin, die Marotten der Privaten abzukupfern - müssen sie wohl auch, wenn sie den Kampf um die geliebten "Einschaltquoten" nicht noch deutlicher verlieren wollen. Für mich war das im Jahr 2000 der Grund, dem Fernsehen ganz den Rücken zu kehren. Ich war anfangs sehr erstaunt, wie leicht mir das gefallen ist; ich dachte erst, das gibt eine Katastrophe!
CU
Olaf
@Olaf19: du triffst des Pudels Kern mit "Froschperspektive". Jede Diskussion darüber ist eigentlich ahnungslos und soll wohl eher von Krieg, Raffgier der bürgerlichen "Eliten", Sozialabbau, Problemen mit der deutschen Einheit usw. usf. ablenken.
Wahre Worte auch hier: http://tinyurl.com/google-streetview-analog
Der Autor hat wohl ein ziemlich grundsätzliches Problem mit dem was er "digitale Welt" nennt. Und je weiter ich lese desto mehr bekomme ich den Eindruck dass er dagegen ist, weil seine "analoge Welt" dort genauso behandelt wird wie jede andere auch. Sowas würde ich als Arroganz bezeichnen.
Dabei hindert ihn niemand daran, so weiterzuleben in seiner - wie auch immer gearteten - Welt, wie er sich das vorstellt.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,711309,00.html
*LOL*...:
dass künftig in New York jeder sehen kann, wie ihr Reihenendhaus in Hamburg-Hoheluft von außen aussieht
In diesem Stadtteil gibt es überhaupt keine Reihenhäuser :-D So viel zum Thema journalistische Recherche...
Mir gefallen beide Links nicht, weder deiner noch der von Angelpage. Ausgerechnet der Spiegel, der die "Datenkrake" Google gerne verteufelt, sollte sich mit solchen hochnäsigen Statements lieber zurückhalten. Ich bin zwar auch mehr für Streetview, aber deswegen muss ich die Bedenken der Gegner nicht gleich ins Lächerliche ziehen und diese Leute als altmodisch-verklemmte Spießer abstempeln, die ihre geistige Erdscholle noch in der "alten analogen Welt" haben.
Der Link zu faz.net mit den Balkonen in Meran bedient dagegen das andere Extrem und wird regelrecht unflätig gegenüber Google - ungewöhnlich für die wohlerzogenen Konservativen mit ihren vorbildlichen Umgangsformen...
Extreme sind selten gut.
CU
Olaf
Die schreiben der Autor wäre Verfassungsrechtler, also wahrscheinlich eher ein Hilfsjournalist. ;-) Ist auch kein Artikel im eigentlichen Sinn, sondern ein Kommentar zur Diskussion an sich.
...hast du dir denn inzwischen eine Meinung zum Streitobjekt gebildet?
So kurz und knapp der Thread aufgemacht ist, er bietet ja einigen "Nährboden" für eine lebhafte Diskussion ;-)
CU
Olaf