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Die Geschichte einer Platte

pco / 3 Antworten / Baumansicht Nickles

Hi, keine Frage sondern Lesestoff und eine Mahnung soll das hier sein.

Wer im Archiv stöbert kann die leidvolle Geschichte nachvollziehen, nun soll ihr Ende geschrieben sein.

Kapitel 1 - Das Anfang von die Übel

Im Februar 2002 kaufte ich ein Platte von WesternDigital. Die damals hochgepriesene 80 Gigabyte WD800BB mit 7200U/Min schneller Scheibe sollte es sein.
Zu Hause säuberlich verbaut, wurde natürlich sofort ein Benchmark gefahren - Klasse! Fast 20% schneller als meine alte Platte.
Windows neu installiert, auf die flinkere Platte und gleich mal Videos "gecaptured". Ich schneide in meiner Freizeit Homevideos - eine Schweinearbeit, macht aber Spass.

Kapitel 2 - Kleine Probleme

Schon nach eine Woche gab es laute Klickgeräusche, die sporadisch auftraten und das System zum kompletten halt brachten. "Headcrash" oder "Überhitzung" oder das eine durch das andere wurden in einem einschlägigen Forum gemutmasst. "Okay, das kann passieren." dachte ich mir und brachte Das gute Stück retour zum Händler. Der testete es angeblich "Auf Herz und Nieren" und fand keinen Fehler.
Also baute ich sie ein und befolgte den Rat aus einschlägigen Foren und kühlte die Platte "aktiv".
Das brachte aber nix. Ständige Datenfehler und Dateisystem-Abstürze versetzten mich ein wenig in Rage und ein guter Einlauf ist genau das, was ein Händler braucht, um eine Festplatte zum Hersteller zurück zu schicken.
Nach 6 (!) Wochen war eine neue Platte da. Und die lief. Leise, schnell und gut. Die Kühlung habe ich beibehalten, die Platte ordentlich verbaut - diesmal sollte alles gut werden.
Ein Monat verging als meine noch müden Augen morgens den PC einschalteten... Klick Klack Klick Klack... dann lief der PC an.
Im Laufe des Tages hörte ich dieses Geräusch nun einige Male ... dazu musste ich nicht mal auf die Platte zugreifen... Klick Klack...

Kapitel 3 - Gute Ratschläge...

Ich schrieb mein Problem in ein bekanntes Forum und beschrieb die Geräusche als "Laut, so als ob von innen etwas gegen das Gehäuse der Platte schlägt". Viele nett gemeinte Tipps meines Händlers war ich gewillt zu befolgen. Die Platten wurden nach 10 Minuten inaktivität durch das Powermanagement abgeschaltet, zwischen den Platten mindestens einen Schacht Abstand - bei mir hatte jede Platte einen eigenen Käfig (Chieftech-Gehäuse), mal nen anderen IDE-Treiber besorgen...
Nichts desto trotz, auch die neue Platte klickte und klackte und das wurde immer mehr, länger und häufiger - "Klick Klack Klick Klack"...
"Das IDE-Kabel könnte defekt sein!", riet mir einer. Dass ich da nicht selber drauf gekommen bin... also gleich mal ein IDE-Kabel besorgt... ein gutes "Airflow"-Kabel.
"Dein IDE-Controller könnte einen Schlag haben oder einfach inkompatibel sein!" - Na klar, das erklärts, also habe ich mir einen "Fasttrack Ultra100-Controller" zugelegt.
"Ein Problem mit der Stromversorgung" war die Antwort meines Händlermannes und er präsentierte mir stolz das neue Enermax-Netzteil mit 450 Watt und Auto-Fön. Und das für nur 50 Euro. "Toll" , dachte ich mir und baute es ein. Hat natürlich auch nix geholfen, ich hab aber nun ein todschickes Netzteil.

Kapitel 4 - ... die nix halfen

Also brachte ich die Platte wieder zum Händler... der konnte natürlich nix feststellen. Also bot ich ihm an nach "hinten" in die Werkstatt zu kommen und er zeige mir, wie er die Platte getestet hatte.
Ich war mir ganz sicher, sie würde "Klick Klack" all seine Zweifel wegfegen. Liess er natürlich nicht mit sich machen. "Für sowas hab ich jetzt keine Zeit!". Und so schickte er sie wieder ein, wieder kam diesmal etwa 4 Wochen später eine neue Platte und diesmal war alles "perfekt".
Die Platte kam in ihren eigenen Käfig, wurde von einer kühlen Brise umsäumt und ein neues Netzteil förderte Saft. Nach 10 Minuten durfte sie Pause machen und siehe da - sie lief.
Leis und friedlich... zwei Monate.
Doch an einem lauen Spätsommerabend, ich sass gerade so gemütlich da und tippte ein paar Zeilen ín ein bekanntes Forum ... "KLICK KLACK KLICK KLACK KLICK KLACK"....
Dieses Geräusch machte mir Gänsehaut. Kennt ihr diese Mischung aus "Oh Nein" und Verzweiflung, dieses flaue Gefühl im Magen, wenn man ahnt, dass nichts, aber auch nichts hilft und man wieder den schweren Gang gehen muss?
Diesmal wars besonders heftig. Ich hatte nicht einmal Gelegenheit, die 20 Gigabyte an Daten von der Platte herunterzukopieren. Windows kam beim blossen Zugriff auf die Laufwerke zum "Stillstand".

Kapitel 5 - selbst ist der Mann

Schon vor geraumer Zeit habe ich selber Briefkontakt mit dem Support von WD. Das sind die Typen, die ne Woche brauchen und denen man 3x die Seriennummer der Platte schicken muss, bis man die Antwort erhält "Haben sie das WD-Tool schon benutzt?" oder aber "Prüfen Sie ihr IDE-Kabel!". Der E-Mail-Verkehr mit dem Support ist ein Kapitel für sich und könnte hier noch lustige Seiten füllen.

Da das Problem sehr gut in Form von Reparaturaufträgen und Tauschquittungen belegt ist, habe ich mich vor etwa vier Wochen an den Verbraucherschutzbund gewendet, welche mir rieten, die Platte einfach wieder umgehend zum Händler zu bringen und auf eine Wandlung in "Geld" zu bestehen. Ausserdem solle ich den Händler wechseln...

Gesagt, getan. Ich brachte also die verflixte Platte zum Händler. Der wollte nur dann in Geld wandeln, wenn die Platte nicht durch unsachgemässe Behandlung kaputt gegangen wäre. Das müsse er prüfen.
"Also gut", dachte ich mir, "gibste wieder nen Reparaturauftrag - geht ja auf Garantie"...
Nach eine Woche rief mich mein Händler an, ich solle die Platte abholen, er würde nix bezahlen, denn ich hätte das gute Stück beschlädigt.
"Nanunanna..." dachte ich und bin sehr sauer (und leicht angeheitert, da mir ein Betreiber eines bekannten Forums mal geraten hat, wenns hart wird, soll man erstmal n Bier aufmachen) hin und war nicht unbedingt höflich. Die Platte wurde mir übergeben. Ich Depp hab sie natürlich genommen und bin fluchend von dannen gezogen.
"Einschicken kann ich die auch selber", dachte ich.
Als ich das Beutelchen mit der Platte auf machte, schlief mir das Gesicht ein. Die Strombuchse fehlte - kein Scherz!
Die Plastik-Buchse für den Strom-Pfostenstecker war weggerissen und nur die Pins schauten noch heraus. Ein Einbau der Platte belegte es dann, die zuckte sich nicht mehr.

Kapitel 6 - Hoffnung für die Menschheit

Also: Verbraucherschutz angeschrieben. "Der Hersteller wird darauf wohl keine Garantie geben!" kam als Antwort. Ich solle die Adresse des Händlers mal angeben, man wolle sich mit ihm mal unterhalten.
Gestern rief der Händler an und bot an, die Platte gegen ein Modell eines anderen Herstellers zu wandeln.
Seit heute surrt eine Maxtor-Platte mit 5400 U/Min und 120GB in meinem Gehäuse.

Salute

PCO

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Tilo Nachdenklich pco „Die Geschichte einer Platte“
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Interessant finde ich, dass Du von 7200 U/min auf 5400 U/min zurückgegangen bist. Sieht so aus, dass viele Leute nach schlechten Erfahrungen den Weg zurück gehen.
Wahrscheinlich werden die Festplattenhersteller auch bald die Garantie auf 3 Monate verkürzen müssen. Wie die Händler dann die gesetzliche Gewährleistung "regeln" werden, kann man sich ja jetzt schon vorstellen.

Ich vermute ein vernünftiger Weg kann nur sein: Geringere Drehzahlen, kleiner Platterdurchmesser und mehr Qualität (höhere Preise). Die Datendichte ist so hoch, im PC-Gehäuse gibt es jede Menge Vibrationen und Wärme...es wird nicht anders gehen.

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Teeto pco „Die Geschichte einer Platte“
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...du solltest Autor werden, statt PC-Nutzer ;-)
Am besten mit der Schreibmaschine ;-))
Endlich mal eine Geschichte, die ein wenig "Spaß" beim Lesen bringt:-)
Schreib mal wieder was, wenn's was zu erzähln gibt *ernstmein

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Christoph Maus pco „Die Geschichte einer Platte“
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Also, ich beleib bei Samsung und 5400 - alles was schnell ist (egal ob Motor, Platte, Reifen, etc.) geht viel schenller kaputt als was langsames!

cm

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