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MTBF bei SSD-Platten

LuckyCrash / 9 Antworten / Baumansicht Nickles

Moin moin,
wie kommt eigentlich OCZ dazu, bei seiner SSD-Platte:
2.5" OCZ SATA2 32GB Solid State Disk
eine -Mean operating Time Between Failures- von 20000000 Std. (zwanzig Millionen Stunden)! Anzugeben?
Die Platte hat zwar keine beweglichen Teile, aber wenn sie 24 Std. rund um die Uhr am Laufen wäre, wären das hochgerechnet 2.283 Jahre versprochene Lebendserwartung! Das kann doch kein Mensch mehr kalkulieren. Ist dies ein billiger, abmahnbarer Werbegag oder stecken tatsächlich errechnete Fakten dahinter?

Ich würde mich mit Ihnen gerne geistig duellieren...aber ich sehe, Sie sind unbewaffnet.
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ChrE LuckyCrash „MTBF bei SSD-Platten“
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Hallo!

Dass mal ein Bit umkippt, hat doch nicht mit der Lebenserwartung der Disk zu tun.
Es kippt im Mittel alle 2.2 Jahre ein Bit. In einem Film siehst Du davon vielleicht mal einen Klotz oder
eine falsche Farbe.

Schlimmer ist es, wenn der Fehler in einem Code-Schnipsel (.dll oder .exe) auftritt, dann stürzt evtl. das Programm ab.
Ist der Fehler im einem Plattenverzeichnis, der Partitiontabelle oder im Indexfile einer Datenbank, kann es größere
Auswirkungen haben. Abhilfe: RAID1 aus zwei SSDs. Und immer einen Backup parat haben.

Lass Dich durch die MTBF-Werte nicht verwirren. Ein relevanter Fehler dürfte sehr, sehr selten auftreten.

Für welche Applikation brauchst Du denn unbedingt eine SSD?

Gruss

ChrE

.

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ChrE Nachtrag zu: „Hallo! Dass mal ein Bit umkippt, hat doch nicht mit der Lebenserwartung der Disk...“
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Hallo!

Ach so, es sind 2283 Jahre. Der Punkt hat mich verwirrt.
Trotzdem empfehle ich einen Backup ;-)

Der Wert ist halt pure Statistik. In 2000 Jahre ist die Platte schon längst Schrott.
Und zwar zu 100 % und nicht nur ein Bit.


Gruss

ChrE

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Olaf19 ChrE „Hallo! Ach so, es sind 2283 Jahre. Der Punkt hat mich verwirrt. Trotzdem...“
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> In 2000 Jahre ist die Platte schon längst Schrott.

Wobei die allgemeine Lebenserfahrung zeigt, dass das eher in 20 als in 2000 Jahren der Fall sein wird :-)

CU
Olaf (der immer noch eine fehlerfreie Conner-270-MB-SCSI-Platte besitzt)
Die Welt ist ein Jammertal ohne Musik. Doch zum Glueck gab es Bach, Beethoven, Haendel und Goethe (Helge Schneider)
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gelöscht_15325 LuckyCrash „MTBF bei SSD-Platten“
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Die MTBF wird auf Basis der Betriebsbedingungen ermittelt. Das kann je nach verwendeter Methode (üblich sind der hoffnungslos veraltete MIL-STD-217F, RAC Prism, RDF2000 oder Telcordia) sein:

Umgebungstemperatur (Ambient Temperature)
Betriebstemperatur (Operating Temperature)
Vibration
Feuchtigkeit
Ein/Aus Zyklen (Start Stop Cycles)
Betriebsdauer (Duty Cycles)

und dann je nach betrachteter Komponente noch weitere Informationen wie z.B.
Material (Temperaturwiderstand)
Technologie
Temperatur (ist/max)
Strom (ist/max)
Spannung (ist/max)
und einige mehr.

Das ganze wird dann in die Software gehackt und fertig ist die MTBF.
Als Massenhersteller fährt man dann natürlich noch bei den Prototypen BurnIns und weitere Feldtests, um die errechneten Zahlen zu validieren.

Die MTBF hat eigentlich zwei Probleme;
1.) sie hängt extrem von den gewählten Parametern in der Zuverlässigkeitsanalysesoftware ab. Da sind ohne viel Mühe Faktoren von 10000 im Ergebnis möglich.
2.) die Methode zur Berechnung hinkt je nach Methode massiv der aktuellen Technologie nach und kann überhaupt nicht auf Probleme wie z.B. "neue Fertigungstechnologie - ist die langfristig zuverlässig?", "hat der Hersteller einen Serienfehler eingebaut, der 80% aller Exemplare nach 16 Monaten ausfallen lässt" eingehen.

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LuckyCrash gelöscht_15325 „Die MTBF wird auf Basis der Betriebsbedingungen ermittelt. Das kann je nach...“
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Hallo czuk,
danke für die ausführlichen Infos, wobei man natürlich gerade von einer MTBF-Angabe eine Aussage über die langfristige Zuverlässigkeit erwartet, denn welchen Sinn macht dann diese Angabe überhaupt?
Statts einer wirksamen Werbeaussage machen solche Angaben doch das Produkt bzw. die Marke eher unglaubwürdig?

Greets LuckyC

Ich würde mich mit Ihnen gerne geistig duellieren...aber ich sehe, Sie sind unbewaffnet.
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gelöscht_15325 LuckyCrash „Hallo czuk, danke für die ausführlichen Infos, wobei man natürlich gerade von...“
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Ist imo auch keine Werbeaussage (zumindest kenn ich das nicht so), sondern eher eine zur Erfüllung der techn. Spezifikationen / des Lastenheftes. Wenn OCZ angenommen nun 1st Choice Supplier bei BMW wird, müssten die nachweisen können, das ihre SSDs zuverlässig sind. Dazu braucht man dann die MTBF.

Sind die Zahlen gelogen tut man sich in solchen Situationen dann keinen Gefallen, weil es sehr schnell sehr teuer wird....

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nemesis² LuckyCrash „Hallo czuk, danke für die ausführlichen Infos, wobei man natürlich gerade von...“
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Nicht vergessen sollte man auch, dass die MTBF sich üblicherweise auf eine Größenordnung von 1000 Platten bezieht, denn die Lebensdauer der einzelnen Platte wird um die 5 Jahre kalkuliert (mal auf IDE-Platten bezogen). Keineswegs ist das eine versprochene Lebenserwartung von 2.283 Jahren! Das denken nur Leute, die diese Zahlen sinnentfremdet interpretieren.
Flash-Speicher behalten ihren Informationen doch auch höchstens im unteren Jahrzehnte-Bereich sicher.

Nur weil die SSD keine beweglichen Teile hat, ist sie längst nicht unkaputtbar. Beim Schreiben/Löschen der Speicherzelle altert diese stark und wird irgendwann defekt. Deshalb haben nahezu sämtliche Flash-Speicher ausgefeilte Wear-Leveling-Techniken.

IDE-Platten werden so mit einer MTBF um 300.000 - 1.000.000 h angegeben und real soll diese bei etwa einem Drittel liegen (damit ist der theoretische Wert schon mal in der richtigen Größenordnung).

Das heißt also, dass SSDs nur eine (deutlich) geringere Ausfall-/Defektquote haben als HDDs. Angenommen du hast 100 solcher Platten im Dauerbetrieb, dann kannst du anhand der MTBF grob errechnen, wie viel du davon als Reserve bereitlegen bzw. austauschen musst - zumindest in der Größenordnung.

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LuckyCrash nemesis² „Nicht vergessen sollte man auch, dass die MTBF sich üblicherweise auf eine...“
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Yep, wie von czuk beschrieben, ist die MTBF lediglich ein Faktor mit dem u.a. die Ausfallwahrscheinlichkeit innerhalb der Nutzungsdauer hochgerechnet werden kann. Keines Falls kann man von dem MTBF-Wert, wie ich ursprünglich angenommen habe, auf die direkte Lebenserwarung schließen.

Der Wert wird im PC(Teile)Handel natürlich auch als Verkaufsargument eingesetzt, als Käufer sollte man aber wissen, was mit einer MTBF-Angabe wirklich gemeint ist.

Wie kommst Du darauf, dass der reale MTBF-Wert bei IDE-Platten bei enem Drittel des angegebenen Wertes liegen soll? Eine Berechnung dazu ist wohl kaum möglich, weil der reale Wert von den jeweiligen Bedingungen wie Umgebungs- und Betriebstemperatur, Einschaltquoten, ununterbrochene Betriebszeiten ect. abhängt.

Grüsse LuckyCrash

Ich würde mich mit Ihnen gerne geistig duellieren...aber ich sehe, Sie sind unbewaffnet.
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nemesis² LuckyCrash „Yep, wie von czuk beschrieben, ist die MTBF lediglich ein Faktor mit dem u.a....“
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Die reale MTBF wurde mal bei einer der großen Studien zur Festplattenlebensdauer (entweder die von Google oder die andere) mit erwähnt, da war dann von um die 133.000 Stunden die Rede, was nicht mehr sooooo viel ist. Es zeigt aber, dass der theoretische Werte irgendwo schon realistisch ist.

Bis es vergleichbare Daten auch für SSDs gibt, werden wohl noch mindestens noch 10 Jahre vergehen.

Die 20 Mio h sind aber schon heftig, was ich vorher so gesehen hatte lag da bei nur 1,5-2,5 Mio h.

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