Leiter „Produktmanagement 1&1 DSL“ Stefan Klauck – so lieb, nett und für das Unternehmen nützlich er auch ansonsten sein mag – erwies unserer „zeitgemäßen“ Technik ungewollt einen Bärendienst und verwies sie, wieder ungewollt, in die Steinzeit.
Er schrieb an 1&1-Kunden einen „Sonder-Newsletter“. Den begann er mit dem Satz: „...von unseren Eltern haben wir gelernt: Bei Gewitter zieht man den Stecker vom Fernseher. Was passiert aber mit Ihrem DSL-Modem oder Ihrem HomeServer? In diesem Sonder-Newsletter erfahren Sie es!“ – Er riet an: „Schützen Sie nicht nur Ihren Fernseher vor Blitzeinschlägen, sondern ebenfalls Ihren 1&1 DSL-Router, das 1&1 WLAN-Modem bzw. den 1&1 HomeServer.“ – Danach erteilte er seine Ratschläge:
• Überspannungsschäden können Sie verhindern, indem Sie Ihr Gerät während eines Gewitters sowohl vom Stromnetz als auch vom DSL-Anschluss trennen (Stecker ziehen).
• Werden angeschlossene Telefone durch ein eigenes Netzteil mit Spannung versorgt, trennen Sie auch diese vom Stromnetz.
• Nach dem Gewitter verkabeln Sie Ihr Gerät zuerst mit dem DSL-Anschluss und verbinden es danach mit dem Stromnetz. Sind beide Schritte erledigt, stellt das 1&1 DSL-Modem bzw. der 1&1 HomeServer automatisch wieder die Verbindung zum Internet her. Eine Neukonfiguration ist nicht nötig.
Er machte sodann auch deutlich: „Bitte beachten Sie, dass bei einer Unterbrechung des Stromnetzes keine Internet- und Telefonverbindung besteht und Notrufe daher nicht möglich sind.“
Vom technischen Standpunkt her hat Stefan Klauck von 1&1 durchaus Recht. Mit der Lebenswirklichkeit reimen sich seine Ratschläge jedoch keinesfalls. Man stelle sich vor, dass man zum Shoppen in der City weilt, während über den Wohnsitz weit draußen auf dem Lande ein Gewitter herfällt und die weiter vor sich hin werkelnde DSL-Technik mit einer Hinrichtung bedroht. – Soll man vorsorglich vor jedem Trip in die Stadt Geräte „sowohl vom Stromnetz als auch vom DSL-Anschluss trennen (Stecker ziehen)“? Soll man auch alle Telefone mit eigenem Netzteil vom Stromnetz nehmen, ehe man loszieht (und damit auch den Anrufbeantworter lahm legen)?
Wieder ungewollt legt der 1&1-Mitarbeiter damit ans Herz, möglichst nur mit drahtlosen arbeitenden und von Akkus angetriebenen Geräten das Internet und die Telefonie zu nutzen. Das könnte und sollte dann etwa so aussehen:
Und wahrhaftig: In eben diese Richtung rast bereits der Trend. Für den täglichen kleinen Krimskram kann ein etwas größer dimensioniertes Smartphone heutzutage durchaus an die Stelle von Note-, Net- oder Ultrabook treten. Und an die Stelle eines ausgewachsenen Personal Computers treten heute ja auch schon sehr leistungsfähige und auch handliche Notebooks oder „Convertibles“, die sich auch als Tablet nutzen lassen (vorzugsweise mit Windows 7 oder 8.1). Da liegt der Gedanke nahe, verschiedene Gräte untereinander auch mit schnuckeligen akkubetriebenen WLAN-Servern zu vernetzen.
Alles also ohne ein gewitter- und blitzbedrohtes Strom- und Telefonnetz.
Man darf sich jedoch fragen, falls die Warnungen von Stefan Klauck entsprechende Substanz aufweisen, warum Unternehmen wie AVM (z.B. mit dessen Fritz!Box) und warum 1&1 nicht längst zumindest wahlweise Geräte anbieten, die mit einer eigenen „USV“ (unterbrechungsfreie Stromversorgung) arbeiten, die nicht nur gegen Blitzschlag schützen, sondern auch vor Unterbrechungen bei einem völligen Stromausfall bewahren. (Nur am Rande sei erwähnt, dass hier vor Ort alle sensiblen Geräte über eine solche USV betrieben werden. – Info: http://de.wikipedia.org/wiki/Unterbrechungsfreie_Stromversorgung)
Möglicherweise ist es jedoch so, dass die Industrie damit beginnt, „salamitaktisch“ – also scheibchenweise – neue Technik einzureden, die den Konsumenten veranlassen soll, gut funktionierende, jedoch „bedrohte“ und „alte“ Technik auf den Müll zu werfen, um dann jedoch „sicher“ mit dem letzten Schrei der Technik Gleiches in gleicher Weise zu tun. Vielleicht warnen 1&1 und andere Anbieter in weiteren „Sonder-Newslettern“ so lange und so häufig vor Blitz, Donner und Ausfällen, bis sie plötzlich neue Technik aus dem Hut ziehen und ihren Kunden einen „besonders günstigen Umstieg“ ans Herz legen.
Das wäre dann „business as usual“ und vor allem gut fürs „Wachstum“.