Hallo zusammen!
Erinnert Ihr Euch noch an den nordrhein-westfälischen CDU-Spitzenkandidaten Jürgen Rüttgers und seinen markigen Spruch "Kinder statt Inder"? Dieser Artikel von Heise ist aber weder Wasser auf seine Mühlen, noch auf die seiner Gegner:
http://www.heise.de/newsticker/data/anw-22.06.03-001/
War ja klar, dass es mal so kommen würde... deprimierend, oder?
CU
Olaf
Klatsch, Fakten, News, Betas 5.087 Themen, 27.849 Beiträge
Der Bauer sagt "Rinder statt Kinder" ist viel lukrativer.
Die GC war doch Blödsinn, so wie die ganze Initative aus jedem Depp nun eine IT-Fachkraft machen zu wollen.
Wie immer wurde hier am Markt vorbei gedacht!
l+
Nun, ich bin zwar kein Fan von Herrn Rüttgers und seinem Spruch, aber der Green Card stand auch ich von Anfang an skeptisch gegenüber. Dass die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt nach IT-Fachleuten nicht ewig weiter in den Himmel wächst, hätte man eigentlich wissen sollen. Da fand ich schon wesentlich sympathischer, dass man damals Arbeitslose - darunter auch solche über 40! - auf EDV-Berufe umgeschult und zum großen Teil erfolgreich vermittelt hat.
Aber wie Du schon richtig sagst: Nicht jeder Depp hat das Talent dazu, ein Allheilmittel gegen Arbeitslosigkeit sind solche Maßnahmen nicht. Viele von denen, die damals erfolgreich umgeschult worden sind haben ihre neu gewonnene berufliche Perspektive inzwischen schon wieder verloren.
Heutzutage sind Umschulungsmaßnahmen ganz allgemein ein unbeliebtes Thema bei den Arbeitsämtern. Abgesehen davon, dass kaum Geld dafür da ist, stehen die AAs eher auf dem Standpunkt: "Wozu sollen wir noch Leute umschulen, wenn es kreuz und quer durch alle Branchen und Berufe ausreichend Arbeitskräfte gibt?
Mag sein, dass mal wieder Ingenieure fehlen - das Thema hatten wir ja schon oft im Laufe der Jahre, zwischendurch gab es dann immer mal wieder eine Ingenieur-"Schwemme" - aber eine Ausbildung zum Ingenieur ist für eine Umschulungsmaßnahme eh viel zu teuer. Im IT-Bereich z.B. gibt es Maßnahmen, die nicht einmal ein Jahr dauern. Das ist dann natürlich nicht mit einem Informatikstudium zu vergleichen, sondern eine stark spezialisierte, auf ein eng umrissenes Ziel gerichtete Ausbildung.
CU
Olaf
ach, gab es die? ich habe für zwei schulungsunternehmen in der gegend gearbeitet, da wurde landschaftsgärtner zu webdesignern, architekten zu bioinformatikern, bautechniker zu onlinedokumentatoren und einzelhandelskaufleute zu webprogrammierern, mit dem erfolg, daß sie sich ein schönes diplom ins ihr taxi hängen können, daß sie jetzt fahren. wenn man die zahlen (zumindest n unserer gegend) um die probezeit bereinigt betrachtet, dann gab es eine effektive vermittlungsquote von ca. 10%, im normalfall werdne diese zahlen aber nett geschönt, indem jeder, der nach der qualifikation in die probezeit oder ein unbezahltes praktikum vermittelt wird als erfolgreich umgeschult gesehen wird.
es gibt leute, die sich mit dem kram ihr halbes leben beschäftigen und 10 jahre studieren die im it-sektor arbeitslos sind, wie soll da ein laie in ein paar wochen zu einer sinnvollen arbeitskraft werden mit fachlichem know-how? der ganze sektor schrumpft nach der ganzen hochgejubelten phase auf ein sinnvolles maß zurück, ein großteil bleibt auf der strecke und die überlebensfähigen überleben. so ist es in schöner regelmäßigkeit alle 5-10 jahre mit einer wechselnden branche, zuvor war es die bauwirtschaft.
Nach meinen Informationen sind 70% all derer, die Ende der 90er / um 2000 herum eine Umschulung auf einen IT-Beruf gemacht haben, auch erfolgreich vermittelt worden. Wenn allerdings unbezahlte Praktika schon als Erfolge gewertet werden - nun ja, dann ist diese Aussage in der Tat von beschränktem Wert...
Nebenbei gesagt finde ich 70% sowieso nicht berauschend viel. Wenn das bedeutet, dass die Maßnahme bei 30% der Teilnehmer nichts gebracht hat, außer dass sie viel Geld verschlungen hat...
> es gibt leute, die sich mit dem kram ihr halbes leben beschäftigen und 10 jahre studieren die im it-sektor arbeitslos sind, wie soll da ein laie in ein paar wochen zu einer sinnvollen arbeitskraft werden mit fachlichem know-how?
Genau das habe ich im letzten Satz meines vorangegangen Postings aber auch gesagt. Wer eine 10-1/2-monatige IT-Schulungsmaßnahme mitgemacht hat, ist dann bestenfalls ein "Fachidiot", der damit auf einen winzig kleinen Bereich innerhalb der IT spezialisiert ist. Damit fehlt ihm der große Überblick auf die Zusammenhänge; er beherrscht vielleicht eine einzige Sache richtig, aber sonst nichts.
Ich verstehe Deinen Ärger aber insoweit, als es in der Tat nicht einzusehen ist, weiter Leute in dieser Form auszubilden, solange es Fachkräfte gibt, die jahrelang studiert haben und trotzdem arbeitslos sind. Neben dem fehlenden Geld für Umschulungen ist das sicherlich ein weiterer gewichtiger Grund für die Arbeitsämter, so etwas nicht mehr zu finanzieren.
CU
Olaf
ich bin überhaupt nicht ärgerlich darüber. sonst hätte ich keine schulungen geben dürfen, das wäre ja mehr als hirnrissig. ich bezweifle eben nur, daß gernerell fachfremde umschulungen ohne vorbildung sinn machen. teilweise wurden leute zu "it-lern" ausgebildet, die zuvor nie an einem PC gesessen hatten. wenn man jemanden 2 monate die grundbegriffe des baustellenalltags und ein paar grundlagen beibringt, so hat man eventuell einen passablen hilfsarbeiter, bei gegebenen veranlagungen, wenn man jemanden ohne prüfung von qualifikation zwischen 10 wochen und 12 monaten in einer sache schult, so bekommt man mit viel glück einen brauchbaren zuarbeiter, in den meisten fällen aber einen fortgeschrittenen laien. im übrigen dauern nicht alle umschulungen 10 monate und mehr, es gibt auch kürzere. auf der einen seite will man in deutschland eine 1a it-landschaft, auf der anderen seite fördertman dilettantismus. es wurde wieder einmal ein boom in einer branche heraufbeschworen, die dies nicht hergab, alle die warnten waren schwarzmaler und jetzt wo der wasserkopf schrumpft und alles zu einem vernünftigen maß zusammenschrumpft wird gejammert, oder besser auf die nächste branche gewartet, die man kaputtjubeln kann.
Gab es die? Genau dasselbe war meine erste Reaktion auf den Beítrag.
Soweit ich informiert bin, ist auf dem Sektor EDV/Computertechnik vom Arbeitsamt immer noch voll tote Hose angesagt, ich wüsste derzeit niemanden der irgendwie mal eine Weiterbildung in Word/Excel/PC-Technik bekommen hätte. Ganz im Gegenteil, mein Kumpel hat mal nach sowas gefragt und nur die Anwort bekommen: Sowas ist eben nicht vorgesehen und basta. Und hätte er sowas selber bei der VHS gemacht, hätte er sofort kein ALG mehr bekommen.
Es scheint wohl weitaus sinnvoller, allerlei Berufsschichten vom Koch über Verkäuferin bis zum Informatiker 6 Monate lang in einen Lehrgang über Holzbearbeitungsmaschinen zu stecken... die Trottel und alles vom AA kann man also echt vergessen.
Hi Lightning!
Ich kenne auch niemanden persönlich, der übers Arbeitsamt eine IT-Fortbildung gemacht hat. Aber gegeben hat es das, nur ist das schon ein paar Jahre her - ungefähr zu der Zeit, als wir diese Green-Card-Diskussionen hatten.
Aber jetzt wird das nicht mehr finanziert, weil a) kein Geld dafür da ist und b) keine Notwendigkeit, Menschen für Tätigkeiten auszubilden, für die es gestandene Fachleute gibt, die trotzdem keine Arbeit haben. So bitter das im Einzelfall sein mag.
CU
Olaf
also bei uns in der gegend zumindest gibt es diese, sollten aber auch überregional machbar sein, da viele der bildungsträger überregional sind. z.b. die gewerkschaften, die IHKs, generell verbände (auch arbeitgeberverbände) betreiben alle ihre eigenen weiterbildungsinstitute (was der qualität nicht unbedingt zuträglich ist), die auch nicht-mitgliedern offen stehen und teilweise vom AA gefördert werden (zumindest hier).
"rund 100 der 1500 Green-Card-Besitzer arbeitslos" -> oh mein gott! die welt geht unter!
"Die Veröffentlichung des Kurzberichts liegt zwar fast drei Wochen zurück" -> "damals" gabs ja noch kein sommerloch
"Sprecherin des Bundesinnenministeriums" -> is ja extrem konkret
"Uns sind keine größeren Arbeitslosenzahlen von ausländischen IT-Kräfen bekannt" -> was ich nicht kenne, existiert nicht?
"sagte Ingrid von Stumm" ->
"nach dessen Schätzung" -> Duden: "schätzen" neudt. für "ich rate mal"; "ich glaube zu wissen"; "bin zu faul zum rechnen"; alt. "merzen"
"Die Studie relativiert allerdings die Zahl der erteilten Green Cards von genau 13.373" -> das ändert ja alles
"durch eine Fallstudie im Arbeitsamtsbezirk" -> hoppla! die hypothesen schon nicht gehaltvoll, bei der opertionalisierung haperts jedoch noch mehr (muss nicht jeder verstehen)
"7 Prozent der IT-Fachkräfte mit Green Card seien später mindestens einmal im Bundesgebiet als arbeitslos registriert worden" -> 7% aller reis-säcke in china kippen mindestens einmal um
"In anderen Arbeitsämtern dürften ähnliche Größenordnungen vorliegen." -> kathegorischer konjunktiv?
"deuten doch Chatrooms und Presseberichte darauf hin" -> neulich im chat:
Mahesch: shice, bin arbeitslos
Co_AD_2K: was hast du bis jeze gemacht?
Mahesch: bei vobis PCs gebaut
Co_AD_2K: und warum nun nicht mehr?
Mahesch: Filiale macht dich, ich will aber nich nach pakistan zurück
Co_AD_2K: krass, noch ein IT Fachman, dens erwischt hat, in der BILD stehen noch mehr solcher Fälle
"dass sich etliche Green-Card-Arbeitslose nicht bei den Behörden melden" -> etliche milliäre geben auch an, dass sie arbeitslos sind, so gleicht sich alles aus
Danke Bild, ähm HEISE meine ich, sorry, hab ich verwechselt, weiß auch net, wie mir das passieren konnte. Aua!
Hmmm... ich sehe, Du bist in alter Bissigkeit wieder zurück :-)
Aber so schlecht finde ich den Artikel trotz der von Dir angeprangerten schwammig-defensiven Formulierungen nicht.
> "rund 100 der 1500 Green-Card-Besitzer arbeitslos" -> bezieht sich nur auf den Raum München, nicht insgesamt! Woanders wird es wohl kaum rosiger aussehen, denn dem Wirtschaftsraum München geht es allgemein besser als anderen in der Bundesrepublik, und außerdem ist diese Region so etwas wie eine "IT-Hochburg". Wenn dort schon 7% der GC-Inhaber arbeitslos sind, wie viele mögen es dann an anderen Standorten sein?
> "dass sich etliche Green-Card-Arbeitslose nicht bei den Behörden melden" -> etliche milliäre geben auch an, dass sie arbeitslos sind, so gleicht sich alles aus
Nein, da gleicht sich gar nichts aus, denn das ist nicht der Punkt. Damit wird deutlich, dass die "Dunkelziffer" der arbeitslosen Greencard-Inhaber höher - vielleicht sogar weit höher - liegt als besagte 7%. Finde ich schon einen dicken Hund; die Leute sind doch deswegen geholt worden, weil sie angeblich so furchtbar dringend gebraucht wurden.
Also kann man die ganze Greencard-Geschichte doch wohl als einen Fall von krasser Fehlplanung verbuchen. Nicht mehr und nicht weniger sagt dieser Artikel, so wie ich ihn verstanden habe.
CU
Olaf
es mag hart klingen, wenn ich sage, dass es vergleichsweise würstchen ist, ob nun 2000 ITler arbeitslos sind oder nicht, die 100 in münchen jucken kein schwein, vor alle menn man bedenkt, dass eben München die stadt mit den meisten firmenpleiten, besondern in der IT Branche, ist, bayern das land mit der schnellst zunehmenden AL in ganz DTL ....
es gibt in der sozialpolitik den begriff der "friktionellen arbeitslosigkeit", die ganze situation erinnerst mich sehr stark daran und da diese art von AL immer existent ist, nie auszuschließen und gegenüber der strukturellen AL jedoch keine wirkliches problem darstellt, lässt man mir keine chance, als wieder auf das bereits angesproche loch, benannt nach einer jahreszeit, zu kommen.
über den wirtl. nutzen der GC wurde glich gar nicht eingegangen, ich mag zwar rosa brillen nicht, aber tunnelblicke mit geschlossenen ausgen kann ich ebensowenig ab.
aus politischer sicht ist der bericht nicht von bedeutung, aus soziologischer einfach mindewrrelevant und aus journalistischer einfach nur ein weiteres ärgernis.
Weißt du Marauder, ob deiner laxen Schreiberei mutieren wirklich wichtige (und meiner Meinung nach richtige) Gedanken zu Sermon - nichts fuer ungut.
l
wie(so) predige ich?
Manchmal ja :-P
CU
Olaf
meine schäfchen lauschet mir!
es ist ein frevel sich zu beklagen,
denn es sind nur wenige ITler ohne tagwerk hier!
diese kleine herde gibt es immer,
vor allem in münchhausen, wo die dekadenz regiert,
wo die flaute der welt besonders wütet,
wo die herde sich stetig größert.
wohl aber beachtet keiner die guten seiten der fremdschafe,
deren arbeit, der müh.
seid kritisch mit dem, was euch kundgetan wird
in mauri veritas, meine schafe!
Nun ja - dem Ernst des Themas zwar nicht angemessen - siehe Posting von Xafford - aber schon originell...
CU ;-)
Olaf
Olaf,
Greencards waren lediglich dazu da um das Gehaltsgefüge in anderen Brangen zu brechen..
MfG
Gurus
"sagte Ingrid von Stumm"
Mein Sprachverständnis sagt mir, dass das ein und dieselbe Person ist.