Bericht: Toll Collect intern völlig zerstritten
25.02.2004 um 18:33 Uhr
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Hamburger Wochenzeitung "Die ZEIT" berichtet
in ihrer morgigen Ausgabe über erhebliche Zwistigkeiten innerhalb des
Toll-Collect-Konsortiums. Das Milliardenprojekt sei vor allem durch "den
andauernden, lähmenden Konflikt zwischen den beteiligten Industriepartnern"
gefährdet. DaimlerChrysler und Deutsche Telekom, jeweils zu 45 Prozent an
Toll Collect beteiligt - zehn Prozent hält der französische
Autobahnbetreiber Cofiroute -, verfolgten "unterschiedliche Interessen". Die
Konzerne würden sich "belauern und beharken" und bremsten "dabei den
Versuch, die nach wie vor bestehenden technischen Probleme zu lösen,"
schreibt die Wochenzeitung. Von Anfang an sei die Zusammenarbeit von
Misstrauen begleitet gewesen.
Besonders problematisch war nach den Recherchen der Hamburger Journalisten
die Verteilung von Aufträgen an die beiden Konsortialpartner. Die Telekom
habe besonders davon profitiert, dass sie nicht nur Konsortialgesellschafter
ist, sondern auch einer der wichtigsten Technologielieferanten. Das etwas
brisante Fazit: Ein Großteil der Milliarden, die das Mautprojekt
verschlingt, fließt postwendend wieder zurück - in die Kasse der Deutschen
Telekom. Daimler-Chrysler hingegen zahlt - an den Partner. So übernimmt die
Telekom über ihre Tochter T-Mobile Teile der Datenübertragung per Mobilfunk,
die Festnetzsparte T-Com wiederum stellt die Verbindung zu den rund 3500
Terminals her. Besonders große Aufträge seien an T-Systems gegangen, die
unter anderem ein sehr großes Rechenzentrum in München betreibt. Dort werden
die erfassten Mautkilometer abgerechnet. Allein dieser Auftrag habe ein
Volumen von 800 Millionen Euro, zitiert das Wochenblatt einen Insider.
Daimler-Chrysler hingegen bringe zwar sein Wissen um Telematiksysteme ein,
produziere aber keine Gerätschaft oder Software für das Mautsystem.
Die Arbeit am Mautprojekt soll dermaßen von den gegensätzlichen Interessen
der beiden Konsortialpartner bestimmt sein, dass die
Toll-Collect-Führungsriege kaum eigene Entscheidungen treffen könne, werden
Mitarbeiter zitiert. Neben der schwachen Führung bemängeln "Kenner des
Mautkonsortiums", das technische Knowhow liege verstreut bei den diversen
Zulieferern, bei Toll Collect selbst hingegen kaum. Diesem Umstand sei
womöglich geschuldet, dass die Verantwortlichen des Konsortiums bis zuletzt
völlig unrealistische Vorstellungen von dem Zeitrahmen hatten, innerhalb
dessen das Riesenprojekt zu realisieren sei. Bei den Mautbetreibern würden
viele "die eigene Führungsspitze deshalb als "Kasperltheater" bezeichnen".
"Die ZEIT" schreibt ferner, auch die technischen Probleme seien bislang
keinesfalls alle behoben. Ein fast 100 Seiten starkes Dokument aus dem
Lenkungsausschuss von Toll Collect vom 19. Februar 2004 verzeichne mehr als
500 ungelöste Fehler im Mautsystem mit der Tendenz "noch immer leicht
steigend". (jm)
Naja, die Produkte "digitaler Fahrtenschreiber" und "digitale Krankenkarte"
gehen wohl auch in die Hose..
MfG
Gurus
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Mich wundert dies nicht,wenn in einem Konzern die Manager und Kaufleute mehr zu sagen und zu bestimmen haben, als die, die es besser wissen,die Techniker.