Hallo zusammen!
Interessant finde ich Artikel wie diese schon...
http://golem.de/0505/38110.html
...nur frage ich mich, wie die BSA darauf kommt, dass ein Schaden von 1,84 Mrd. Euro durch Raubkopien entstanden sei. Zitat aus dem Artikel:
Die jährliche Pirateriestatistik vergleicht den Gesamtbedarf an Software mit den tatsächlich verkauften Lizenzen und errechnet daraus den Anteil von Raubkopien.
Was heißt denn schon "Gesamtbedarf"? Viele Raubkopien werden eben nicht deswegen gezogen, weil ein konkreter "Bedarf" besteht, sondern schlicht aus Neugier. Wenn die Gelegenheit besteht, die Software kostenlos zu bekommen, wird sie eben "geholt" - ansonsten in vielen Fällen einfach darauf verzichtet. Das relativiert den Schaden aber ganz erheblich; letztlich dürfte man nur die Fälle zählen, wo eine Raubkopie zum Kaufverzicht führt. Aber wie will man das im Einzelfall feststellen.
Noch etwas wird aus dem Artikel nicht deutlich: wenn der prozentuale Anteil der Raubkopien rückläufig ist - wieso steigt dann der Schaden? Im Artikel wird dies begründet mit dem "Marktwachstum im vergangenen Jahr". Versteht jemand die Logik dahinter? Mir will sich dies nicht so recht erschließen.
CU
Olaf
Klatsch, Fakten, News, Betas 5.087 Themen, 27.849 Beiträge
>>>letztlich dürfte man nur die Fälle zählen, wo eine Raubkopie zum Kaufverzicht führt. Genau das ist der Knackpunkt.
Nur weil irgend so ein Schuljunge 4000 Mp3´s auf seinem PC hat, hat er ja nicht drauf verzichtet, sich 4000 Songs zu kaufen.
Gekauft hätte er vielleicht nur 50 davon.
Der Schaden ist dann immer noch groß und es macht die Sache nicht weniger schlimm.
Bei Software ist die Dsikrepanz vielleicht sogar noch größer, zumindest bei den jungen Menschen.
Wenn man eine Photoshop-kopie bekommen kann benutzt man sie auch, wenn nicht dann nicht.
Dann friemelt man halt mit der Bildbearbeitung weiter, die beim Drucker dabei war.
Sind nun 1000€ Schaden entstanden oder nicht?
Allerdings sollte man bedenken, daß auch dadurch ein Schaden entstehen kann, daß man eine bestimmte Software NICHT benutzt/kauft, weil man die Raubkopie eines anderen Herstellers benutzt.
Man verzichtet z.b. darauf, sich PhotoImpact zu kaufen, weil man schon die Raubkopie von Photoshop benutzt.
So bleiben immer noch 100€ Schaden - und vor allem schwächt man die kleineren Mitbewerber.
Das ist auch eine Überlegung, die man nicht ignorieren sollte.
Das die genannten Schadenssummen der Realität entsprechen, möchhte ich schwer bezweifeln.
Es kann nur eine grobe Schätzung sein, die mit Sicherheit "zu Gunsten" der Industrie geschätzt wird.
Ich tippe darauf, das nur die Anzal der Raubkopien geschätzt wird und jede Raubkopie 1:1 als Schaden gerechnet wird.
Weiß jemand, wo man Infos dazu bekommt, wie diese Schadensummen ermittelt werden?
Das würde mich sehr interessieren.
Gruß, Brezel
> daß auch dadurch ein Schaden entstehen kann, daß man eine bestimmte Software NICHT benutzt/kauft,
> weil man die Raubkopie eines anderen Herstellers benutzt.
Hmmm... das ist ein neuer Aspekt. So habe ich das ehrlich gesagt noch nicht betrachtet. Ja, das könnte angehen. Im Falle der Bildbearbeitung bleibt allerdings immer noch die Möglichkeit, mit GimP zu arbeiten - völlig kostenlos für alle Plattformen erhältlich, und steht Photoshop inzwischen kaum noch nach. Auch für viele andere Anwendungen besteht die Möglichkeit, ganz legal an kostenlose Software zu gelangen.
Zur Ermittlung der Schadenssummen: So wie das im Artikel beschrieben steht, wird wohl eine Art "Quotient" ermittelt aus tatsächlich verkaufter Software und dem "Softwarebedarf" - und letzterer Begriff erregt bei mir etwas Anstoß oder treibt mir wenigstens ein paar Fragezeichen auf die Stirn.
Ich frage mich ohnehin, wie man Raubkopien statistisch erfassen will, da sie ja nie über irgendeine Ladentheke gegangen sind.
CU
Olaf
ich glaube sogar das Photoshop, von der Raubkopiererrei profitiert...
Klingt zwar ein bißchen absurd, aber mit den preis richtet sich dieses Software eigl. nur an Profis die ein zu hohes Risiko eingehen wenn sie Raubkopien einsetzen. Aber dadurch das viele Kiddies mit Photoshop aufwachsen(durch Raubkopien), ist Photoshop ein Standard den Firmen ohne schulungen einsetzen können.(und das macht wiederum günstiger als Gimp deren GUI sicher für umsteiger gewöhnungsbedürftig ist).
In allgemeinen sind aber raubkopien schädigen für den markt(ich glaub weniger für die firma, da sie die verdienstausfälle durch höhere preise kompensiert).
Noch etwas wird aus dem Artikel nicht deutlich: wenn der prozentuale Anteil der Raubkopien rückläufig ist - wieso steigt dann der Schaden? Im Artikel wird dies begründet mit dem "Marktwachstum im vergangenen Jahr". Versteht jemand die Logik dahinter? Mir will sich dies nicht so recht erschließen.
Das ist in Prinzip ganz einfach ;)
Hier ging es um die Schadensumme... und 29% von 1000€ sind mehr als 50% von 100€
Hi Massafagga,
ich wollte das Startposting nicht zu lang machen und mit zu vielen Teilaspekten überfrachten - deshalb habe ich diesen Punkt ausgelassen:
> ich glaube sogar das Photoshop von der Raubkopiererrei profitiert... dadurch das viele Kiddies mit Photoshop aufwachsen
> (durch Raubkopien), ist Photoshop ein Standard den Firmen ohne schulungen einsetzen können.
Natürlich! Ich nenne das immer den Werbeeffekt: Letztlich ist jede Raubkopie immer auch einwenig kostenlose Werbung für das Produkt; sie trägt mit dazu bei, dass es sich am Markt durchsetzt, seinen Bekanntheitsgrad erhöht, evtl. sogar zum Industristandard auswächst. Ich behaupte, ohne diese "Sogeffekte" wären MS-Windows und -Office nie geworden was sie heute sind: Garanten des gigantischen kommerziellen Erfolges von Microsoft.
Dass Raubkopien auch wirtschaftlichen Schaden anrichten (Kompensation durch höhere Preise ist nur möglich, wenn diese am Markt durchsetzbar sind - andernfalls wird noch mehr raubkopiert!), will ich damit gar nicht verniedlichen oder gar bestreiten - mir geht es nur darum, die Dinge nicht zu einseitig zu sehen.
CU
Olaf
P.S. Deine Erklärung mit den Prozenten klingt plausibel - THX.
Soviel zu den Argumenten und Berechnungsgrundlagen der BSA!
Die Zahl von 1,8Milliarden Euro ist doch völlig aus der Luft gegriffener Unsinn, noch gibt es keinen gesetzlich vorgeschriebenen Kaufzwang, wie Olaf schon bemerkt hat, nicht jede "Raubkopie" würde auch vom "Raubkopierer" gekauft werden! Ich denke, dass vieleicht max. 10% der "Raubkopierer" tatsächlich sich den Schrott den sie mal zum Testen oder schlicht aus Sammlertrieb "Raubkopiert" haben auch tatsächlich kaufen würden.
Die jährliche Pirateriestatistik vergleicht den Gesamtbedarf an Software...
Wie errechnen sie denn den "Gesmtbedarf an Software"? Jeder der ne Digi-Cam gekauft hat muss auch Photoshop gekauft haben? Schwachsinn!
Jeder der einen PC gekauft hat muss auch eine Windowslizenz gekauft haben, ein PC ohne Betriebsystem? unvorstellbar; es gibt aber auch noch andere Betriebsysteme, die sind sogar Freeware, scheisse, das kann so aber nicht bleiben. Also ab mit in die Berechnung.
Das ist fast endlos in dieser Weise fortsetzbar. Jeder der nur einen Funken Verstand hat und diesen auch selbständig eizusetzen weiss, kann über die von der BSA vorgelegten Berechnungsgrundlagen nur lauthals lachen.
Grüsse, ThomasS
PS: Die Beiträge und Kommentare zu dem Bericht auf Heise zu lesen lohnt sich.
http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?list=1&forum_id=78812
hmm - wie soll man das machen, braucht denn jeder jedes Jahr jede neue Software ???
Bleiben wir mal bei Bildbearbeitung - ich habe also ein Programm von irgendeiner Heft-CD, und das Teil ist (glaube ich) von 1999 ... aber ich würde mal vermuten, daß ich lt. Statistik auch in den Jahren 2000,2001,2002,2003,2004,2005 "Softwarebedarf" habe - da ich in den Jahren keine Vollversion gekauft habe, habe ich wohl eine statistische Raubkopie ... ?
Äußerst fragwürdige Ermittlungsweise.
Ich will nicht bestreiten, daß es ein Piraterie-Problem gibt - aber einen Schaden daraus zu errechnen halte ich für sehr - sehr gewagt.
Genau das meine ich auch, und deswegen habe ich diese Meldung - die bei Golem passagenweise mit einem recht kritischen Unterton belegt ist - hier mal zur Diskussion gestellt. Auch die Überlegungen von ThomasS überzeugen.
Diskussionsbeitrag bei Heise:
"Sie vergleicht den Gesamtbedarf an Software mit den tatsächlich verkauften Lizenzen und errechnet daraus den Anteil der Raubkopien.
Damit ist zum einen die freie Software eingerechnet und ausserdem als Raubkopie definiert."
Bleibt festzuhalten - als statistischer Raubkopierer wird jeder erfasst, der
- tatsächlich mit einer Raubkopie arbeitet
- mit Freeware arbeitet (z.B. GimP statt Photoshop)
- mit "veralteter" Software arbeitet (Photoshop von 1999 statt 2005)
An und für sich traue ich der BSA zu, dass sie all diese Überlegungen auch angestellt hat - deutlich wird das aber nicht.
CU
Olaf
>>>An und für sich traue ich der BSA zu, dass sie all diese Überlegungen auch angestellt hat - deutlich wird das aber nicht.
Genau DAS macht mich so mistrauisch gegenüber den veröftl. Zahlen.
Ich denke schon, daß man sich dort mindestens genausoviel Gedanken macht, wie wir hier nach Feierbabend.
Sicher hat man sogar an die Nutzung von Freeware gedacht.
Solang ich aber nirgends nachsehen kann WIE diese Zahlen im Detail zusatande gekommen sind, glaube ich sie nicht.
Eine eigene Schätzung traue ich mir aber auch nicht zu :-)
Eine Übersicht, aus der ich ersehen kann, wieviele PC´s es in D gibt, wieviel Software darauf installiert ist, wie sich diese zusammen setzt, usw, usf, würde bei mir schon mehr Vertrauen erwecken.
Darauf aufbauend eine Hochrechnung, wieviel Raubkopien sich Ø auf einem PC befinden und wieviel legale Software dann tatsächlich NICHT gekauft wurde - dann hätte man vielleicht annähernd realistische Zahlen.
Diejenigen die in der Lage wären diese Daten zu erfassen haben aber meiner Ansicht nach kein Interesse, wirklich realistische Daten zu erfassen.
Letztlich bleibt nur eins:
Traue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast.
Gruß, Brezel
> die in der Lage wären diese Daten zu erfassen haben aber [...] kein Interesse, wirklich realistische Daten zu erfassen.
Wenn überhaupt irgendjemand dazu in der Lage ist... wie gesagt, allein den Begriff "Softwarebedarf" finde ich schon problematisch. Nebenbei, Zahlen wie "28% sind Raubkopien" halte ich schon für gut vorstellbar - nur die Schlussfolgerungen daraus gefallen mir nicht.
Wenn die Industrie meint, jede Raubkopie stelle einen wirtschaftlichen Schaden in Höhe ihres Ladenpreises dar, dann rechnet sie sich künstlich arm; warum das eine Milchmädchenrechnung ist, haben die Antworten in diesem Thread deutlich gezeigt.
Deshalb bei dieser Gelegenheit danke für alle Antworten.
THX
Olaf
Glaube keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast