Folgender Hintergrund: In ein existierendes Joomla-Projekt soll ein zusätzliches Modul integriert werden. Bei diesem Modul steht unter License: GPLv2 or later (Non-Commercial).
Was bedeutet dies im Hinblick auf den Einsatz auf einer Firmen-Website? (Das Modul wird also auf einer Website eingesetzt, die einem kommerziellen Unternehmen gehört.)
Bedeutet GPLv2 or later (Non-Commercial), dass der Programmierer dieses Modul nichtkommerziell (also kostenlos) anbietet, das Modul aber auch auf gewerblich genutzten Sites verwendet werden darf?
Oder bedeutet GPLv2 or later (Non-Commercial), dass dieses Modul nur im nicht-kommerziellen Bereich (also vielleicht für private Websites oder gemeinnützige Projekte) eingesetzt werden darf?
Ich habe da bisher noch nirgendwo eine erschöpfende Antwort gefunden.
Gruß, mawe2
Linux 15.037 Themen, 107.117 Beiträge
Non-Commercial heißt nur das es kostenlos genutzt werden kann.
Der Programmierer verlangt kein Geld für die Nutzung von diesem Programm.
Debian GNU/Linux ist auch Non-Commercial . Debian darf aber auch in einer Firma genutzt werden (wenn es dem Chef gefällt). Wenn ein Chef von einer Firma sich informieren möchte wie richtige Programmierer und Informatiker sich ihr eigens Betriebssystem wünschen , wie es sein sollte und wie es funktionieren soll, dann kann sich dieser Chef mal Debian GNU/Linux auf seinem Rechner installieren und es testen ( und braucht sich nicht darüber wundern warum sich Windows nicht verkaufen läßt ;-)). Aber eigentlich gibt es für Firmen spezielle Enterprise Versionen , die auch Geld kosten. Man kann aber an das Debian Projekt Geld spenden.
Wenn ein Programm unter der GPLv2 Lizenz steht, dann bedeutet das erst einmal das der Sourcecode dabei ist und das man das Programm weitergeben darf.
Es bedeutet aber auch das man den Sourcecode verändern darf und diese Veränderungen MUSS man unbedingt auch wieder veröffentlichen.
Auf diese Weise soll sichergestellt werden das ein Open Source Programm weiter entwickelt wird.
Also wenn dieses Modul in dieser Firma verändert wird, dann ist diese Firma verpflichtet den veränderten Sourcecode zu veröffentlichen.
Es gab oder gibt immer wieder diesbezüglich Verstöße von Firmen , die beispielsweise Linux auf ihren Routern als Firmware einsetzen, aber den veränderten Code nicht veröffentlichen wollen. Das ist dann ein eindeutiger Verstoß gegen die GNU/GPL Lizenz (egal welche Version davon).
PS: Frage 'mal Richard Stallman welchen Stellenwert freie Software hat.
Richard Stallmann steht mir gerade nicht zur Verfügung, daherfrage ich nochmal KarstenW:
Heißt das also, dass alles, was unter GPLv2-Lizenz steht immer und bedingungslos kostenlos gewerblich genutzt werden kann?
(Tut mir leid, wenn die Frage blöd kling. Aber es ist in vielen Fällen, in denen es um kostenlose Nutzung von Software geht, meist nur die kostenlose Privatnutzung gemeint, gewerbliche Nutzung der selben Software kann dann durchaus kostenpflichtig sein.)
Gruß, mawe2
Der Preis einer Software hat nichts mit dem Begriff freie Software zu tun. Wenn ein Programm unter der GNU/GPL (egal welche Version) veröffentlicht wird, dann muß der Sourcecode des Programmes mit dabei sein. Die Anwender dürfen den Sourcecode verbessern und müssen ihre Veränderungen auch wieder veröffentlichen.
Die Firma Univention baut auf Debian auf und verdient auch Geld mit ihrer Software die sie entwickelt.
Im Gegenzug dafür unterstützt Univention das Debian Projekt mit materiellen oder finanziellen Mitteln.
Ich bin der Meinung das man Geld zahlen sollte, wenn man mit der Software Geld verdient. Aber niemand muß für ein Programm Geld zahlen wenn der Programmierer nichts verlangt.
Heißt das also, dass alles, was unter GPLv2-Lizenz steht immer und bedingungslos kostenlos gewerblich genutzt werden kann?
Die Bedingungen in der GNU/GPL Lizenz haben gar nichts mit dem Preis der Software zu tun.
Wenn die Programmierer nichts verlangen , dann kann man das Programm auch kostenlos nutzen. Es geht in der GNU/GPL Lizenz nicht um Geld. Es werden in der GNU/GPL Lizenz nur die Rechte an der Software festgelegt. Der Begriff Freie Software steht nicht für den Preis, sondern unter anderen für das Recht den Sourcecode von einem Programm zu bekommen.
Hier noch mal zum nachlesen:
http://www.gnu.de/documents/gpl.de.html
Da steht nichts darin über irgendwelche Zahlungsmethoden oder Geld.
Hier ist noch mal erklärt was unter freier Software verstanden wird:
http://www.gnu.org/In der Praxis läuft es dann meistens so ab, das Anwender trotzdem Geld für diese freie Software zahlen. Die meisten Anwender haben ein eigenes Interesse das Projekte wie beispielsweise Debian nicht Bankrott gehen. Man bekommt so ein Betriebssystem wie Debian GNU/Linux nicht von Firmen wie Microsoft oder Oracle. Das müssen die Anwender selbst machen. In der Linux Foundation sind sehr viele Firmen die für die Entwicklung von GNU/Linux bezahlen.
Ein Betriebssystem über Lizenzen zu verkaufen macht nicht unbedingt Sinn.
PS: Die richtigen Linuxanwender lehnen proprietäre Software ab. Ich selbst nutze gelegentlich auch mal ein proprietäres Programm. Ich verlange aber den Sourcecode vom Linuxkernel, damit ich mir meinen eigenen Betriebssystemkern übersetzen kann. Das ist meine persöhnliche Freiheit, die ich mir von einem Fucking Manager auch nicht nehmen lasse.
Danke für Deine ausführlichen Auskünfte.
Es geht ja hier nicht primär um Linux sondern eben um Joomla (bzw. ein Joomla-Modul), was aber eben auch GPLv2 unterliegt.
Dass die GPL nichts mit irgendwelchen Kosten zu tun hat, habe ich jetzt kapiert.
Noch eine Nachfrage zur Veränderung solcher Software. Du schreibst
Wenn ein Programm unter der GNU/GPL (egal welche Version) veröffentlicht wird, dann muß der Sourcecode des Programmes mit dabei sein. Die Anwender dürfen den Sourcecode verbessern und müssen ihre Veränderungen auch wieder veröffentlichen.
Die Verpflichtung, veränderten Quellcode zu veröffentlichen, besteht aber nur, wenn ich auch das veränderte Programm in compilierter Form veröffentliche, oder?
Also wenn ich ein Programm nur selbst nutze und ich nur für die eigene Nutzung eine Veränderung vornehme, muss ich doch den veränderten Quellcode nicht veröffentlichen? Oder falls doch: Wo veröffentlicht man den?
Gruß, mawe2
Wenn du das Programm nur für dich selbst nutzt, dann ist es eigentlich egal .
Aber wenn du das Programm weiter gibst, dann solltest du oder mußt (?) du die Veränderungen auch mit geben.
http://www.gnu.de/documents/gpl-2.0.de.html
"§2. Sie dürfen Ihre Kopie(n) des Programms oder eines Teils davon verändern, wodurch ein auf dem Programm basierendes Werk entsteht; Sie dürfen derartige Bearbeitungen unter den Bestimmungen von Paragraph 1 vervielfältigen und verbreiten, vorausgesetzt, daß zusätzlich alle im folgenden genannten Bedingungen erfüllt werden:
-
Sie müssen die veränderten Dateien mit einem auffälligen Vermerk versehen, der auf die von Ihnen vorgenommene Modifizierung und das Datum jeder Änderung hinweist.
-
Sie müssen dafür sorgen, daß jede von Ihnen verbreitete oder veröffentlichte Arbeit, die ganz oder teilweise von dem Programm oder Teilen davon abgeleitet ist, Dritten gegenüber als Ganzes unter den Bedingungen dieser Lizenz ohne Lizenzgebühren zur Verfügung gestellt wird."
Es spielt keine Rolle ob es in kompilierter Form oder nur als Sourcecode weitergegeben wird.
Du darfst keine Lizenzgebühren verlangen , wenn du das veränderte Programm weitergibst.
Wenn Fehler in einem Programm gefunden werden , dann sollen alle Nutzer von der Beseitigung der Fehler profitieren. Wenn beispielsweise Sicherheitslücken im Linuxkernel gefunden und behoben werden , dann profitieren alle Distributionen von der Fehlerbereinigung des Sourcecodes.
Aber wenn du das Programm weiter gibst, dann solltest du oder mußt (?) du die Veränderungen auch mit geben.
Es spielt keine Rolle ob es in kompilierter Form oder nur als Sourcecode weitergegeben wird.
Zumindest in meinem Beispiel geht es ja um ein Joomla-Modul, das sowieso nur in Form seines Quellcodes (PHP) weitergegeben wird, da gibt es ja gar kein Kompilat. Insofern hat man dann dieser Forderung ja auch Genüge getan. Und ich habe aus jetziger Sicht sowieso keine Veranlassung, den Code zu verändern.
Danke nochmal für die ausführliche Darstellung dieser Zusammenhänge!
Gruß, mawe2
Unix war vor 1983 auch frei. Das heißt der Sourcecode war dabei . Dieser Sourcecode wurde in Hochschulen genutzt, um Studenten zu erklären wie das Betriebssystem Unix funktioniert.
Als 1984 AT&T Unix System V erschien fehlte dieser Sourcecode und der alte Sourcecode von Unix durfte nicht mehr für Lehrzwecke genutzt werden.
Wie soll ein Student lernen wie man eine Speicherverwaltung oder einen Scheduler programmiert?
Oder wie wird ein Gerätetreiber programmiert ?
Was ist der POSIX Standard von Unix ?
Richard Stallman hat 1984 mit GNU angefangen um ein freies Betriebssystem zu entwickeln. Andrew Tannenbaum hat mit Minix angefangen , und damit den Studenten versucht zu erklären wie ein Unix-Betriebssystem funktioniert.
Wie wollen keine proprietäre Software , weil das zu einer totalen Abhängigkeit von der Softwareindustrie führt.
Wie wollen freie Software und zahlen trotzdem dafür Geld, wenn mit dieser Software Geld verdient wird.
PS: Für Studenten und Arbeitslose ist GNU/Linux natürlich kostenlos ;-).