Hallo Hans,
sorry dass die Antwort so spät kommt, ich hatte die Frage schlicht übersehen - da ich schon seit einigen Jahren nicht mehr so viel mit dem Thema zu tun habe kann ich aber nur grundlegende Informationen geben, die eventuell bei dem ein oder anderen Punkt nicht mehr ganz aktuell sind.
Der Hintergrund, warum ich mit dem Thema überhaupt in Berührung kam war, dass ich nach einem Umzug in einem Gebiet ohne DSL wohnte, allerdings gab es dort einen Provider, der Internet über WLAN anbot. Das Problem dabei war, dass mit handelsüblichen WLAN-Geräten nicht wirklich etwas anzufangen war aufgrund der extrem beschränkten Optionen, die die Geräte boten - dabei stieß ich dann auf dd-wrt. Damals lief dies nur auf dem mittlerweile legendären WRT54G von Linksys (das damals noch nicht zu Cisco gehörte).
Mittlerweile ist diese Firmware auch für viele andere Router verfügbar, wie man in der entsprechenden Support-Datenbank nachschlagen kann. Ob eine alternative Firmware für einen bestimmten Router verfügbar ist hängt dabei immer von vielen Faktoren ab, der wichtigste ist aber zumeist, ob es genügend interessierte Hacker gibt, die eine dafür zur Verfügung stellen wollen. Natürlich gibt es auch technische Bedingungen die erfüllt sein müssen:
- Die CPU muss leistungsfähig genug sein
- Es müssen Informationen zu der verwendeten Hardware, Spezifikationen und am Besten OpenSource Treiber verfügbar sein
- Der Hersteller hat das Gerät nicht komplett verrammelt.
- Hilfreich ist es, wenn das Gerät eine JTAG-Schnittstelle besitzt oder sich eine nachrüsten lässt.
Treffen diese Punkte zu, dann kann man das Gerät, natürlich unter Verlust der Hersteller-Garantie, mit einer alternativen Firmware betreiben. Aber auch hier ist Vorsicht angesagt. So ist DD-WRT zum Beispiel als Fork (Abspaltung und parallele Weiterentwicklung eines Projektes) einer modifizierten Firmware von Linksys entstanden, die ein anderes Unternehmen auf den Markt gebracht hatte, diese jedoch nur kommerziell vertrieb und es mit der GPL nicht so genau nahm, wie sie es hätte tun müssen. Aus diesen Kritikpunkten entstand dass DD-WRT, damals fast als One-Man-Show. Irgendwann ging dann aber auch DD-WRT dazu über, die Firmware (auch) kommerziell anzubieten, was vielen Nutzern nicht gefallen hat, da (deren Meinung nach) Funktionen der "Community-Version" vorenthalten wurden. Aber sei´s drum - eine freie Version zum Aufspielen auf unzählige Geräte gibt es immer noch frei verfügbar.
Wesentlich offener war (ist?) hier OpenWRT und es ist auch wesentlich modularer, mit vielen Erweiterungen durch weitere Projekte. Der Nachteil ist (war?) dafür aber, dass eine Installation, die Anpassung und die Konfiguration wesentlich komplizierter waren, als bei dem "Rundum-Sorglos-Paket" DD-WRT. Dafür hat(te) man dann aber auch als Laie bei DD-WRT eine mit unzähligen Funktionen überfrachtete Oberfläche, bei der einem die meisten Optionen überhaupt nichts sagten. Da aber ein Wechsel zwischen den alternativen Firmwares recht problemlos möglich sein sollte, kann man prinzipiell beide ausprobieren und die richtige aussuchen.
Ich muss allerdings etwas hinzufügen, was die Motivation für eine alternative Firmware angeht: Vor Jahren war diese meist, dass die Hersteller sehr wenig Funktionen anboten und die Hardware quasi künstlich kastriert war, entweder aus Kostengründen, eventuell weil man Heim-Anwender nicht überfordern wollte, oder um "professionellere" Geräte teurer verkaufen zu können. Heute jedoch haben auch die günstigsten Geräte bereits Dinge wie Quality of Service, VLAN-Unterstützung, DynDNS-Dienste, NAS-Funktion, VoIP-Funktionen, integrierte FTP-Server... hierzu ist dann selten eine alternative Firmware notwendig.
Dafür kamen zwei neue Gründe für eine alternative Firmware hinzu - ein ganz konkreter: bekannte Lücken in Routern, die der Hersteller nicht mehr korrigieren will - und dann das Misstrauen in die Hersteller im Zuge der NSA-Enthüllungen.
Der erste Grund ist sehr verständlich und die Installation einer alternativen Firmware ist deswegen meist auch sehr sinnvoll, wenn man solch ein betroffenes Gerät besitzt. Bei dem zweiten Grund möchte ich jedoch zu bedenken geben, dass auch bei den freien Firmwares - selbst wenn diese im Quellcode verfügbar sein sollten - meist noch binäre Treiber notwendig sind, die potenziell Hintertüren enthalten können - man tauscht hier also nur einen Grund für Misstrauen gegen einen anderen.
Ich hoffe dass dies ein bisschen weiter hilft.