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Pegel verändern / Normalisieren - wozu überhaupt?

Thomas201 / 13 Antworten / Baumansicht Nickles

Ich habe bis jetzt immer geglaubt, dass ein Normalisieren dazu da ist, um die Lautstärke eines aufgezeichneten Liedes so hoch wie möglich zu setzen. Habe aber im Internet herausgefunden, dass dies nicht der Fall ist. Jetzt frage ich mich, wozu es diese Möglichkeit überhaupt gibt. Ausserdem würde es mich Wunder nehmen, was der Unterschied in WaveLab zwischen "Pegel verändern" und "Normalisieren" ist.


Und die andere Frage: Wie digitalisieren Profis LPs? Ich hab eine LP, auf welcher ein Stück wesentlich leiser ist, als die anderen. Würden das Profis einfach so belassen oder welches ist die beste Möglichkeit, eine LP zu digitalisieren mit möglichst wenigen Verlusten bzw. wie hoch sind die Verluste jeweils pro Veränderung?

GarfTermy Thomas201 „Pegel verändern / Normalisieren - wozu überhaupt?“
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"...Ich habe bis jetzt immer geglaubt, dass ein Normalisieren dazu da ist, um die Lautstärke eines aufgezeichneten Liedes so hoch wie möglich zu setzen...."

jein. es geht um den pegel, der bei digitalen aufnahmen (anders als bei analogen) maximal 0db betragen darf.

"...wozu es diese Möglichkeit überhaupt gibt...."

damit alle musikaufnahmen weltweit in etwa eine lautstärke/pegel haben. das ist zb für radiostationen wichtig.

"...was der Unterschied in WaveLab zwischen "Pegel verändern" und "Normalisieren" ist.
..."

letzendlich liegt der unterschied nur in der bedienung der einzelnen funktionen in wavelab.

"...Wie digitalisieren Profis LPs? ..."

zunächst ist das eine kostenfrage. je besser das ergebnis sein soll, desto höherwertig sollte auch die technische ausrüstung sein. beispiel...

* technics 1210 mk2 plattenspieler, hochwertiges abtastsystem, neue nadel
* entzerrvorverstärker
* soundkarte im rechner - KEINE sounblaster 128pci, sondern was teures
* wavelab 4 oder 5

real geht das aber auch mit jedem anderen plattenspieler, einem mischpult, einer guten soundkarte (zb creative sb paltinim 5.1 oder terratec) und einem soundrecorder aufßm rechner.

ist die aufnahme erst mal gemacht und liegt digital vor, entstehen bei der digitalen bearbeitung keinerlei verluste mehr.

ich mache das immer si, das ich alle titel einer platte in 2 versionen bearbeite - einmal original, nur digital und einmal nachbearbeitet und normalisiert.

das möge jeder halten wie er will.

;-)

Thomas201 GarfTermy „ ...Ich habe bis jetzt immer geglaubt, dass ein Normalisieren dazu da ist, um...“
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Also der Dual Plattenspieler, den ich habe, ist sicher dem Technics in etwa gleichzusetzen, nur dass er nicht für Disco-Zwecke geeignet ist. Technics ist nicht gerade bekannt für audiphile Zwecke. Aber egal, ein neuer Abnehmer ist vorhanden, saubere Platten auch. Es geht mir mehr darum, weshalb sich der Pegel die ganze Zeit verändert, jedes Mal wenn ich das gleiche Stück erneut abspiele. Somit ist es nicht möglich einfach mal etwas rumzuprobieren, bis man den richtigen Pegel gefunden hat. Gibt es eigentlich KEIN EINZIGES Programm, bei dem man den Schieberegler anhand einer DB-Skala auf seiner Seite, verändern kann? Ich frage mich, warum dies nicht möglich ist.

Und die Frage, was normalisieren genau macht, in Bezug darauf, was ich am Schluss wirklich höre, wurde nicht beantwortet. Du sagst ja selber, es ist dazu gemacht, dass alle Stücke weltweit etwa gleich laut sind bzw. den gleichen Pegel haben. Aber wenn du sagst, dass die Lautstärke eigentlich nicht direkt angehoben wird, was bewirkt denn nun ein höherer Pegel?

Olaf19 Thomas201 „Also der Dual Plattenspieler, den ich habe, ist sicher dem Technics in etwa...“
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Normalisieren bedeutet folgendes:

- Zunächst wird der höchste Audiopegel eines Musikstücks ermittelt
- danach wird die Differenz zwischen diesem Pegel und der erlaubten Maximalaussteuerung berechnet
- schließlich wird der gesamte Titel um diesen Differenzbetrag angehoben
- Folge: die lautesten Stellen haben gleichzeitig den maximal erlaubten Pegel

Vorteil: Es gibt zwischen verschiedenen Musikstücken keine Pegelsprünge mehr, vor allem müssen keine zu leise geratenen Titel während der Wiedergabe lauter gedreht werden, was den "Rauschabstand" verschlechtern würde.

CU
Olaf

Thomas201 Olaf19 „Normalizing“
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Merkwürdig... ich habe aber gerade gelesen, dass Normalisieren die Lautstärke gar nicht stark beeinflusst?

bückling Thomas201 „Normalizing“
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Es ist definitiv so, wie Olaf19 gesagt hat. Ob es die Lautstärke stark oder nur schwach beeinflusst, hängt von der Orginallautstärke ab. Wo hast du denn gelesen, dass es die Lautstärke kaum beeinflusst?

Olaf19 Thomas201 „Normalizing“
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Wie Bückling schon sagte: Entscheidend ist die Originallautstärke, dh. die der lautesten Stelle. Wenn die zB. bei -3 db liegt, wird das ganze Stück beim Normalizing um 3 db angehoben, bei -0,3 eben nur um 0,3 db. Ich meine, dass sich bei Werten (deutlich) über -1 db ein Normalizing schon gar nicht mehr lohnt. Okay, ich würde es trotzdem machen, da die Rechenzeit bei einem halbwegs aktuellen PC nicht allzu lange ist (abhängig von der Länge des Titels), nur brächte es dann keinen hörbaren Lautstärkegewinn mehr.

CU
Olaf

Pumbo Thomas201 „Pegel verändern / Normalisieren - wozu überhaupt?“
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"Wie digitalisieren..."
Kommt drauf an, wie die Zielsetzung lautet. Wenn audiophile Gründe bestehen, also das digitale "Konservieren" der Plattenaufnahme, wird mit möglichst hoher Auflösung so gesampelt, dass, wie @garftermy schreibt, ein 0dB-Pegel im Digitalsignal nicht überschritten wird.
Dazu wird auf einer eingepegelten Aufnahmekette die Platte eingespielt. U.U. werden Kratzer oder Störgeräusche (z.B. Eigenrauschen der Aufnahmekette) herausgefiltert, sonst passiert aber nichts. Ein ggf. vorhandenes Rauschen der Plattenaufnahme wird so auch auf der CD zu hören sein. Beispiele hierfür z.T. audiophile, historische Klassik- und Jazzaufnahmen (meist aber von vorhandenen Masterbändern eingespielt) oder historische Sprachaufnahmen (z.B. pol. Reden, die bis Ende der 30er noch durchaus im Direktschnitt auf Platte aufgenommen wurden.)

Soll die Audioaufnahmequalität selbst aber qualitativ noch etwas aufgemöbelt werden, so gibt es eine ganze Reihe von Bearbeitungsmöglichkeiten z.B. in Form von PlugIns gerade auch für's WAVELAB. Vom Erhöhen der Dynamik bis hin zum "Aufhellen" durch Einrechnen eines fehlenden Obertonanteils gbit es da alles mögliche. Dabei werden natürlich unterschieldiche Pegel, wie im vorliegenden Falle, auf Maximum normalisiert ausser, es handelt sich um ein bewusst leise eingespieltes Stück.

rill Thomas201 „Pegel verändern / Normalisieren - wozu überhaupt?“
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Es geht mir mehr darum, weshalb sich der Pegel die ganze Zeit verändert, jedes Mal wenn ich das gleiche Stück erneut abspiele. Somit ist es nicht möglich einfach mal etwas rumzuprobieren, bis man den richtigen Pegel gefunden hat.

Das kann ich mir nicht vorstellen, daß die Pegel beim Abspielen der gleichen LP mit exakt der gleichen Wiedergabekette deutlich variieren. 100% wird es nicht gleich sein. Größere Pegelunterschide könnte ich mir nur vorstellen, wenn Du z. B. am Tisch mit dem Plattenspieler rumwackelst und das Plattenspieler-Subchassis schwingt.

Pegel verändern und Normalisieren ist im Prinzip das Gleiche. Die Bedienung ist etwas anders bzw. der Bezugspunkt unterscheidet sich. Bei anderen Programmen, z. B. Adobe Audition, ist beides unter dem Menüpunkt "Amplitude" zu finden.

Ob Du einen (zu) leisen Titel im Pegel anhebst (normalisierst), bleibt Dir überlassen. Mitunter wird Pegel - sprich Dynamik - auch als künstlerisches Mittel eingesetzt. Typisches Beispiel ist Ravels Bolero - der fängt sehr leise an und endet bombastisch (laut!).

Und die andere Frage: Wie digitalisieren Profis LPs?

Zunächst verwenden Profis sündhaft teure Laufwerke und Abtaster ... Abtaster mindestens in der 2000,-€ Preisklasse, besser 6000,-€ (die Spulen der MC-Systeme mit Reinstmetallen Gold oder Silber gewickelt) ... dann sehr teure Harddisk-Recordingkarten, z. B. eine Lynx L22 (knapp 900,-€). Aufgenommen wird selbstverständlich mit 24Bit/192kHz und das Resultat wird als DVD-Audio gebrannt!!

... im Ernst: exzellente Überspielergebnisse kann man auch mit weniger Geld bzw. Aufwand erzielen. Für ein wirklich gutes Resultat auf Audio-CD sollte man allerdings ein Wochenende pro LP einplanen!


rill
THambrecht rill „wie die Profis ...“
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Wir digitalisieren beruflich Platten und nehmen dazu originale Rundfunkplattenspieler mit Rundfunksystemen, damit es ein neutraler ungefärbter Klang mit höchstem Störabstand wird. Als Interface ein RME Fireface 800.
Da man nie weiss, wie laut eine Platte ist, wird sie zwischen -10 und 0 dB eingepegelt. Die Einstellung ist für 1000 Platten dieselbe. Knackser und Knistern wird schliesslich auch aufgenommen und darf nicht übersteuert werden. Einzelne Knackser können manchmal lauter als das Musikmaterial werden.
Nachdem Knistern entfernt wurde, dann das Rauschen bereinigt wurde, wird meist der linke oder rechte Kanal leicht korrigiert, damit die Platte "mittig" klingt. Denn viele Platten haben einen Hang nach Links oder Rechts.
Dann muss "normalisiert" werden, damit der Spitzenpegel der Platte bei 0 dB liegt.
!!! Erst dann wird in einzelne Titel geschnitten !!!! Einzelne Lieder oder Passagen belässt man in der Lautstärke der Platte und verändert diese in aller Regel nicht. Vor allem nicht bei Klassik, wo jeder Satz individuell laut sein kann. Die Tonfritzen haben sich damals was dabei gedacht, dass ein Lied zur Gitarre leiser klingt, als das nächste Lied mit voller Besetzung.
Zum Bereinigen nehmen wir iZotope RX4 (als VST Plugin) und Plugins von Waves.

Ein Tipp für alle, die gerne ihre Platten aufnehmen: Die "Reinigung" verbessert den Klang um das Zehnfache. Die beste Nachbearbeitung ist für die Katz wenn die Platte nicht richtig gereinigt wurde.

gelöscht_35042 THambrecht „Wir digitalisieren beruflich Platten und nehmen dazu ...“
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Nach 10 Jahren diese Antwort ?

Hoffentlich leben die noch alle ;-))

Gruß

schuerhaken THambrecht „Wir digitalisieren beruflich Platten und nehmen dazu ...“
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Kommt es auch vor, dass Ihr Platten "nass" abspielt?

jueki schuerhaken „Kommt es auch vor, dass Ihr Platten nass abspielt?“
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Kommt es auch vor, dass Ihr Platten "nass" abspielt?

Hab ich früher fast immer gemacht (ausschließlich Klassik)

Der Nachteil: eine einmal naß abgespielte Platte mußte in Zukunft immer naß abgespielt werden. Das Rauschen bei leisen Passagen war sonst unerträglich.

Jürgen

Olaf19 THambrecht „Wir digitalisieren beruflich Platten und nehmen dazu ...“
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Ein Tipp für alle, die gerne ihre Platten aufnehmen: Die "Reinigung" verbessert den Klang um das Zehnfache. Die beste Nachbearbeitung ist für die Katz wenn die Platte nicht richtig gereinigt wurde.

Das kann ich nur bestätigen! Vor bald 30 Jahren habe ich eine Platte auf einem Flohmarkt gekauft, die hat geknistert ohne Ende. Am liebsten hätte ich die weggeschmissen. Irgendwie sah die auch an der Oberfläche leicht "speckig" aus.

Da hatte ich eine Eingebung: lauwarmes Wasser ins Abwaschbecken einlaufen lassen, ein Schuss Spülmittel dazu und die Platte so abgewaschen, als wär's ein Teller. Vielleicht etwas vorsichtiger. Danach schön abtropfen lassen und mit einem weichen Tuch nachgewischt.

Wieder zurück oben in meinem Kinderzimmer, am Plattenspieler – was soll ich sagen, ich habe meinen Ohren nicht getraut...

Wichtig ist allerdings, dass das Spülwasser nur lauwarm wird, keinesfalls heiß! Sonst verformt sich die Platte, und dann ist sie unwiederbringlich hin.

CU
Olaf