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Ist MPEG2 nicht MPEG2 ?

Wilials / 12 Antworten / Baumansicht Nickles

Hallo,
ich zeichne über einen Hama USB-DVBT-Stick und die zugehörige Capturesoftware Filme im MPEG2-Format auf und schneide dann mit dem Ulead Media-Studio 7 die Werbung raus. Anschliessend rendere ich die Videos auf MPEG2, 720 x 576 und Audio 44100. Also alles das gleiche wie bei der Aufnahme und trotzdem wird die Videodatei dabei um ca. 1/3 grösser. Warum ? Vorher habe ich die aufgenommenen Videos mit der Ulead MovieFactory 5 verarbeitet und die Ergebnisse waren etwa gleich gross wie die Aufnahmedateien. Habe jedoch diese Arbeitsweise aufgegeben, da dabei oft "Tonnachläufer" passierten.
Wer kann mir was zu der wundersamen Dateivergrösserung sagen ?

Vielen Dank im Voraus.
wilials

Achim20 Wilials „Ist MPEG2 nicht MPEG2 ?“
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Vielleicht (!) speichert Ulead den Ton unkomprimiert als PCM/WAV ab und die Capturesoftware hatte den Ton bereits komprimiert, z.B. AC3/Dolby.
Ich fände es eher unwahrscheinlich, dass es an der Kompression des Bildes liegt.
Um den Audioformaten auf die Schliche zu kommen, kannst du z.B. das Video mit VirtualDubMPEG2 öffnen und dann in den Eigenschaften des Videos das Tonformat auslesen.
P.S.: Du willst anschließend auf DVD brennen? Dann muss der Ton 48000 Hz sein.

Wilials Achim20 „Vielleicht ! speichert Ulead den Ton unkomprimiert als PCM/WAV ab und die...“
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Danke, das hilft mir ein Stück weiter
Gruss wilials

blaumann Wilials „Ist MPEG2 nicht MPEG2 ?“
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schau mal hier:
http://www.nickles.de/thread_cache/538202151.html
da geht es auch um das thema dvb, und die bearbeitung der aufgenommenen dateien.

noch was: zur frage "Ist MPEG2 nicht MPEG2 ?" ein klares nein.
das mpeg2 das du aufnimmst ist ein sogenannter es-stream (elementary stream). die andere art nennt sich ps-stream (program stream).
mehr dazu steht in meinem link.

Wilials blaumann „schau mal hier: http://www.nickles.de/thread_cache/538202151.html da geht es...“
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Danke, das war ein wertvoller Tipp
Gruss wilials

blaumann Wilials „Danke, das war ein wertvoller Tipp Gruss wilials“
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hallo wilials, fals du es übersehen hast, kann bei den vielen postings im anderen
link schon mal passieren, habe ich hier mal eine kurze erklärung, wie man die
von mir fast täglich genutzten programme verwendet.:

http://www.nickles.de/thread_cache/538187603.html#_pc

eine genaue anleitung habe ich übrigens in dem von mir verlinkten download.

Wilials blaumann „hallo wilials, fals du es übersehen hast, kann bei den vielen postings im...“
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danke, alles klar
wilials

Sigi Saudi Wilials „Ist MPEG2 nicht MPEG2 ?“
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MPEG2 ist nicht MPEG2
Ein digitalisiertes Videobild besteht in der Realitaet aus 4 Frames, ein Frame fuer Rot. en frame fuer Gruen, ein Frame fuer Blau und, Last but not Least ein Frame fuer Luminanz, also Helligkeit und Kontrast.
Wenn nun aus einem vorliegendem Format MPEG2 estellt werden soll, um z,B, eine DVD zu erstellen, braucht man einen sog. Codec. Das ist ein Programm, dass die oben beschriebenen 4 Frames pro Bild komprimiert in das sog. MPEG2 Format. Wie hoch die Komptimierung ausfaellt, richtet sich (ausser nach dem individuellen Koennen des Codec Programmierteams) auch nach der Qualitaet, die ich von dem Codierungsergebnis erwarte. Die Qualitaet laesst sich ueber die Data Rate beeinflussen, die bei einem guten Codec vorgegeben werden kann. Unter dieser Data Rate kann man sich so etwas wie eine Abtastfrequenz oder sample rate vorstellen, mit der die einzelnen Frames abgetastet werden.
Je nach der dem Codec in die Wiege gelegten Qualitaet und der Hoehe der Data Rate bekommt man fuer MPEG2 Dateien, erstellt aus ein und derselben Vorlage mit verschiedenen Codecs, unterschiedliche Dateigroessen in unterschiedlicher Video Qualitaet.
Hier ein Beispiel:
Mit einem DV Codec habe ich von meiner Sony Kamera eine 10 minuetige Video Datei mit Pinnacle Studio 10.7 gecaptured (Einlesen von der Kamera zur Festplatte, z.B. ueber Firewire Interface). Danach erstellte ich mit dem Pinnacle Standard MPEG2 Codec eine MPEG2 Datei. Die Datei war ca. 606.5 Megabyte lang.
Danach aenderte ich in Pinnacle Studio 10.7 den Coded auf DivX MPEG2 Codec. Alle anderen Parameter aenderte ich nicht, mit Ausnahme der Datarate. Mit dem Standard-MPEG2-Codec lag die Data Rate bei 6000, mit dem DivX MPEG2 codec bei 4000 (weil der in Studio 10.7 nicht mehr kann).
Die von Pinnacle Studio 10.7 mit dem DivX Codec erstellte Datei lag bei 309,9 Mbytes.
Beide Dateien sind MPEG2 Dateien 720x576, 25 Frames per Second.
Die Dateilaengen sind aber genauso unterschiedlich, wie Du es in Deiner Frage geschildert hast.
MPEG2 ist nicht MPEG2, zumindestens nicht in den Punkten, die die Dateilaengen betreffen.
Allerdings kann man beide Dateien ohne Einschraenkung mit z.B Nero ShowTime oder InterVideo DVD abspielen, die DivX Datei allerdings mit Qualitaetseinbussen.
Bitte schreib mal, ob ich zu langatmig mit meiner Antwort war und ob Du letztendlich diesen Satz hier gelesen hast.
sigisaudi

PerplXR Sigi Saudi „MPEG2 ist nicht MPEG2 Ein digitalisiertes Videobild besteht in der Realitaet aus...“
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Also 4 Frames stimmt so nicht:
1. Ist ein Frame ein "Einzelbild", das bereits aus den Komponenten zusammengesetzt ist
2. Hat man 3 (!) Komponenten: Y (Luminanz), Cb (Chrominanz Blau) und Cr (Chrominanz rot)
Außerdem hat die Datenrate meist nichts mit der Samplerate zu tun...

Richtig ist aber, dass es bei MPEG - neben der Tatsache, dass der Ton noch ein anderes Thema ist - verschiedene Qualitätsstufen gibt, die natürlich die Dateigröße beeinflussen.

Wilials Sigi Saudi „MPEG2 ist nicht MPEG2 Ein digitalisiertes Videobild besteht in der Realitaet aus...“
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nein, Du bist nicht zu langatmig. Ich sauge all Eure Beiträge ein und bilde mir aus allem dann eine Meinung zu dem Problem. Danke für Deine Hilfe.
wilials

Marwoj Wilials „Ist MPEG2 nicht MPEG2 ?“
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Abend,
so ist es mit dem MPEG.
Ich würde gerne wissen, was für Material bekommst du direkt nach capturen. Ist alles brauchbar und nur der Schnitt notwendigt?
Problem liegt, dass die Programme, die eine Bearbeitung ermöglichen, nicht smart rendern können. D.h. die MPEG Datei wird auf Grund anderen und fremden GOPs Strukturen noch ein mal codiert. Hier kocht jeder Hersteller seine Suppe. Andere Seite, bereits eine MPEG-Datei, die hier entstanden ist, wird auch smart codiert, ohne neu zu rendern.
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit einem MPEG2-VCR Programm. Ein tipisches Schnittprogramm, das sehr sauber schneidet, und ohne neu zu codieren, ganze Datei zusammenlegt. Ausprobieren kannst du unter: www.womble.com.
Erstellung des DVD-Formates geht weiter mit einem z.B. DVD-Lab Programm, incl. brennen.

Wilials Marwoj „Abend, so ist es mit dem MPEG. Ich würde gerne wissen, was für Material...“
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Danke für die Tipps
wilials

Sigi Saudi Wilials „Ist MPEG2 nicht MPEG2 ?“
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Lass mich mal etwas weiter ausholen:

Arbeiten mit Videos ist eine Geduldspiel.
Warum, werde ich versuchen, im folgenden Beitrag darzustellen, nachdem ich mich aus verschiedenen Quellen informiert habe.
Es liegt an den Datenmengen die zu bewaeltigen sind, aber versuchen wir mal, das darzustellen an einem 10-Minurten Video.

Im PAL verfahren werden 25 Frames (Einzelbilder) pro Sekunde angezeigt.
Pro Minute ergibt das 25 Frames/sec * 60 sec = 1500 Frames/min.
In 10 Minuten werden also 1500 frames/min * 10 min = 15.000 Frames angezeigt.
Diese Fakten sind fuer PAL "in Beton gegossen", die koennen nicht veraendert werden.

Nun zu einem Frame:
Ein Frame im DVD Format besteht aus einer Matrix von Pixeln, die zur Veranschaulichung als Bildpunkte beschrieben werden koennen.
Die horizontale Anzahl der Pixel eines DVD Bildes ist in PAL 720.
Die Vertikale Anzahl ist, immer PAL vorausgesetzt, standardmaessig 576.

Die Anzahl der Pixel pro frame ist damit 720 * 576 = 414.720 Pixels oder Bildpunkte.
Fuer ein 10-Minuten Video ergibt sich damit eine Pixelzahl von 15.000 Frames * 414.720 Bildpunkte pro Frame = 6.220.800.000 Pixels oder Bildpunkte.
Das sind fuer ein 10-minuetiges Video 6,2 Milliarden Pixels die alle zumindest gelesen werden muessen fuer die MPEG Codierung.

Die naechste Frage ist, wie solch ein Bildpunkt nun aufgebaut ist.
Im der digitalen Videoaufzeichnung werden die Bildpunkte als Y'CrCb definiert.
Y representiert in etwa das rot R' signal und Luminanz (Helligkeit) und kann die Werte 0 bis 255 (hexadezimal x'00' bis x'FF') annehmen.
(Die Werte "00" und "FF" sind Sonderwerte, die fuer andere Anzeigen gebraucht werden).
Cb representiert in etwa das gruen G' signal mit dem gleichen Wertebereich.
Cr representiert in etwa das blau B' signal im glechen Wertebereich.

Damit braucht man zur Darstellung eines Pixels 3 bytes (3 x 8 bit).
Multiplizieren wir nun unsere Pixels pro frame 6.220.800.000 mit 3 bytes pro frame, ergibt das 18.662.400.000 bytes.
Das sind immerhin 18,6 Gigabytes.
Das ist die unkomprimierte Laenge einer Datei eines 10-minuetigen Videos (plus einige Overheads).
Wenn Du nun ein digitales Video von z.B. einer DV Kamera captures. ist die 10-Minuten Video Datei kuerzer.
Das liegt daran, das schon der DV Codec, der das Video z.B. in eine .avi Datei einliest, mit einer Komprimierung arbeitet (je nach DV Codec ca. bis zu 1:6).
Das ganze Y'CrCb Verfahren ist in der CCIR 601 Recommendations festgehalten und dort sehr theoretisch beschrieben.

Wie arbeitet nun ganz grob die MPEG Codierung?
Das ist vereinfacht verhaeltnismaessig einfach gesagt.
Der MPEG Codec vergleicht die Pixels (Y'CrCb) eines Frames 1 mit dem naechsten Frame 2, Frame 1 mit einem naechsten Frame 3 usw.
Nur, wenn die Farb- (Chrominanz) oder Helligkeits- (Luminanz) Information, die in den 3 bytes gespeichert ist, beim naechsten Frame vom vorherigen abweicht, wird der Byte-Wert in der zu erzeugenden MPEG Datei gespeichert.
D.h. wird keine, oder nur eine geringe Abweichung festgestellt, wird kein neuer Farbwert fuer den Frame 2 usw. gespeichert, ist der verglichene Farbwert stark veraendert, wird er gespeichert.
Dadurch verkuerzt sich die Datei, aber eben auf Kosten der Qualitaet, weil mehr oder weniger geringfuegige Abweichungen als keine Abweichung gelten.
Das erklaert auch, warum MPEG Dateien, erstellt mit den gleichen Parametern unter Verwendung eines Codec X nicht die gleiche Laenge zu haben brauchen, als wenn das gleiche Filmmaterial mit den gleichen Parametern mit einem Codec Y codiert wird.
Es liegt daran, welche Toleranzgrenzen der Programmierer zulaesst, um eine Farbe noch als "Gleich" zu bezeichnen.
Deshalb ist die Qualitaet eines codierten Filmmaterials mit unterschiedlicher Codecs auch z.T. erheblich unterschiedlich.
MPEG2 ist eben nicht gleich MPEG2.
Damit der Rueckgriff auf eine sich nicht veraendernde Farbe jetzt nicht ueber das ganze Filmmaterial auf sagen wir mal den ersten Frame des Materials zu erfolgen hat, in dem diese sich nicht aendernde Farbe das erste mal definiert wurde (Extremfall), sind unterschiedliche Frametypen eingefuehrt worden.
Das sind dann die sog. I-Frames (Inter Frames), die z.B. in MPEG Dateien als P-frames oder B-Frames eingefuehrt sind.
Diese Frames begrenzen den Bereich, in dem "gleiche Farbinformation" fuer die Frames gilt.
Es wird also praktisch der Referenz-Frame bestimmt, auf den fuer das Ermitteln gleicher Farbinformationen zurueckgegriffen werden darf.
Auch das beeinflusst die Laenge einer MPEG Datei.
Wenn nur wenige I-Frames generiert werden, wird die MPEG Datei kuerzer.

So, das ist das Ergebnis meiner Recherche.
Ich bin Dipl.-Ing. fuer Telekommunikation und arbeite in Riyadh Saudi Arabien, verantwortlich fuer Design des landesweiten Glasfasernetzes.
Ich bin es gewohnt, mich in neue Materien einzuarbeiten.
Deshalb kannst Du diesen Ausfuehrungen trauen.
Ich hoffe, zum Verstaendnis der Problematik beigetragen zu haben.
Hoffentlich erreicht Dich dieser spaete Beitrag noch.
Gruss aus der nun wieder 32 Grad Celsius warmen Wueste (wir werden bis Juli noch 53 Grad erreichen, und auch dann spiele ich noch Golf ohne Motor Cart).
Sigisaudi