Das sind ja teilweise ermutigende Statements, teilweise ist es aber auch ein Armutszeugnis was hier zu lesen ist.
An Stilgar: Du hast viel nachgedacht, nichtsdestotrotz gilt: die Qualität macht’s, nicht die Quantität.
Du hast die Staatsform Demokratie keinen Deut begriffen. Jeder, der sich auch nur ein bißchen damit beschäftigt hat weiß, daß eine absolute Demokratie utopisch ist, weil in einer absoluten Demokratie jeder Mensch gleich intelligent, gebildet usw. sein müßte. An dieser Utopie ist übrigens auch der klassische Sozialismus gescheitert. Deshalb haben wir eine repräsentative Demokratie. Wir haben eine freiheitlich demokratische Grundordnung und es ist die Aufgabe des Staates diese gegen Feinde (Nazis und Linksextremisten) zu verteidigen. Die Weimarer Republik ist letztendlich daran zugrunde gegangen, daß zu wenige ihrer Bürger ein demokratisches Grundverständnis hatten und, weil sie keine wehrhafte Demokratie war. Also wehret den Anfängen.
Willst Du aufrechnen, wieviel Deutsche von Ausländern überfallen werden und umgekehrt ? Darum geht es überhaupt nicht. Es geht darum, daß die meisten (hoffe ich) einfach nicht mehr wollen, daß in unserer Gesellschaft noch Idioten rumlaufen, die denken, sie könnten einen Menschen verprügeln oder töten, nur weil ihnen seine Nase nicht gefällt.
Zum vergessen: niemand sollte das vergessen (nicht nur Deutsche allerdings), denn es führt uns vor Augen, wozu Menschen fähig sind. Ich bin zwar nicht der Meinung, daß ich als Deutscher noch eine Schuld habe, ich war ja nicht dabei, aber wir haben trotzdem eine größere Verantwortung. Das nächste Mal können wir bestimmt nicht mehr sagen: Ach Mensch, hätte ich das bloß geahnt.
Das Hakenkreuz ist übrigens ein indogermanisches Symbol (ethnische Großgruppe: Europa, Vorderasien, Vorderindien). In Indien kann man es überall sehen. In der westlichen Welt sollten aber wohl die 12 Jahre genügt haben, um dem Hakenkreuz eine gänzlich andere Symbolik zu geben. Wieso bist du so erpicht auf dieses Symbol, keiner braucht das. Ebenso ist es mit der ersten Strophe des Deutschlandliedes. Zwölf Jahre lang wurde diese Strophe eben nicht so verstanden, daß die Deutschen nur ihr Land über alles lieben. Nach dem Selbstverständnis der Nazis wurde die Strophe so verstanden, daß Deutschland über allem steht. Weil diese zwölf Jahre nun beileibe keine Lappalie waren, sollten, ich glaube auch wir können, darauf verzichten.
Was bist Du für ein kleinkrämerischer Aufrechner. Natürlich, viele Völker und Nationen haben dunkle Punkte. Und bei vielen würde man sich wünschen, daß die sich dazu bekennen und ihr Bedauern aussprechen würden. Der Naziterror war aber einfach eine ganz andere Dimension.
Hier wurde auch einige Male das Wort Nationalstolz genannt. Ich mag das Wort Nationalstolz nicht besonders, denn ich finde man kann nur auf etwas stolz sein, was man selbst erreicht hat. Außerdem schwingt dabei immer mit, daß man sich besser als andere fühlt. Etwas ganz anderes ist Patriotismus. Der besagt nämlich nur, das man sein Land gerne hat oder liebt, sich mit ihm identifiziert. Ich mag Deutschland. Ich find’s cool hier zu leben. Ich find’s cool, daß Deutschland so viele geistige Größen hervorgebracht hat, weil die dazu beigetragen haben, daß wir heute so leben können. Es gibt aber auch Sachen die stören mich in Deutschland (z.B. Nazis). Außerdem mag ich auch andere Länder. Die sind halt nur anders, und das macht die ganze Sache doch erst interessant. Je mehr Leute in Deutschland aber unreflektiert was von Nationalstolz faseln (Alter, wir haben Goethe hervorgebracht, aber seit Jahren kein Buch gelesen), desto weniger kann ich mich mit Deutschland identifizieren.