Am Anfang schuf der Liebe Gott Himmel und Erde, das Land und das Wasser, und die Tiere. Und dann schuf ER den Menschen nach seinem Ebenbild und nannte ihn Adam. Froehlich hopste Adam durch den Garten Eden. Tagelang. Bis ihm langweilig wurde. "Lieber Gott", sagte er, "gibt es nichts anderes zu tun als Froesche zu fangen und an Grashalmen zu kauen? Gibt es keine Abwechslung?"
"Hm", meinte der Liebe Gott. "Abwechslung?" Und dann entnahm er Adam eine Rippe und formte daraus eine Gefaehrtin. "Weisst du, was das ist?" fragte der Liebe Gott. "Lass mich raten", sagte Adam. "Ah, ich weiss! Etwas zum Essen! Das erste Rippenstueck der Welt!"
Da gab ihm der Liebe Gott einen Stoss in die Seite und sagte: "Nein, du Trottel, das ist ein Maedchen! Ich nenne sie Sarah. Adam und Sarah - klingt das nicht gut?" "Ein bisschen zu juedisch", sagte Adam. "Na und?" meinte der Liebe Gott. "Ich habe die Araber doch noch gar nicht erschaffen!" Da ER aber nicht so sein wollte, taufte der Liebe Gott Sarah um und nannte sie fortan Eva. "So", sagte ER dann, "jetzt lasse ich euch beide allein. Tut euch keinen Zwang an. Macht, was die Natur euch befiehlt!" Am naechsten Morgen fragte ER Adam: "Na, was habt ihr gestern gemacht?" "Dumme Frage", sagte Adam. "Was sollen wir schon gemacht haben - ein Mann und eine Frau, die nackt durch den Wald liefen?" "Ihr habt ...", sagte der Liebe Gott. "Richtig", sagte Adam, "Wir haben Froesche gejagt und an Grashalmen gekaut. Und zwar gemeinsam!" Wieder gab der Liebe Gott Adam einen Stoss in die Seite. Und dann klaerte ER ihn auf. Ueber das Wunder des Lebens, ueber die Bienen und die Schmetterlinge ... Und am naechsten Morgen fragte ER abermals, wie die vergangene Nacht verlaufen sei. "Oh, es war herrlich" sagte Adam. Der Liebe Gott laechelte. "Erzaehl mir alles!" "Die Nacht war mild", berichtete Adam, "der Mond schien, wir sassen im Gras, und dann ..." "Na, komm schon, rede", sagte der Liebe Gott ungeduldig. "Dann jagten wir Bienen und kauten an Schmetterlingen!" sagte Adam stolz. "Jetzt hoer mal gut zu", sagte der Liebe Gott leicht irritiert, "der Mensch braucht Erfuellung. Er braucht ein Verlangen, womit er jede Minute seines Bewusstseins ausfuellen kann, er braucht Spannung und Abwechslung. Mit anderern Worten: er braucht etwas, was das Leben lebenswert macht!" "Hast du gehoert, Eva!" rief Adam erfreut. "Der Liebe Gott will das Fernsehen erschaffen!" Aber statt dessen erschuf der Liebe Gott den Sex, der ueber tausende Jahre hinweg die Menschheit abends im Banne hielt. (Bis 1948, als der Liebe Gott dann doch das Fernsehen erschuf.) - "
Später, unter den Nachkommen von Adam und Eva, erfreute sich der Sex groesster Beliebtheit. Die Leute hatten viel Spass dran, eine Menge Babys wurden geboren, die Menschheit wuchs und vermehrte sich. Sex war eine Sache fuer jedermann - fuer arm und reich, fuer alt und jung, fuer gross und klein. Sex war einfach zu lernen, machte immer wieder Freude und bot vielfaeltige Moeglichkeiten. Mit anderen Worten: Die Menschheit war gluecklich. Bis eines Tages ein Typ namens Moses vom Berg herunterkletterte, zwei Steinplatten mitbrachte - und allen gruendlich den Spass verdarb. Waehrend Sex im heiligen Land einen boesen Rueckschlag erlebte, war im Alten Rom das Gegenteil der Fall. Nicht nur fand der Sex eine Bluetezeit, er wurde auch um viele neue Ideen bereichert. Die bekannteste davon war der sogenannte "Gruppensex", der sich bis in die heutigen Jahre erhalten hat. Ausserdem wurde im Alten Rom erstmals eine erfolgreiche Methode der Geburtenkontrolle angewandt. Man nannte sie "Zirkusspiele", und sie verringerte vor allem die Bevoelkerungszahl der Christen betraechtlich. Die Methode war todsicher, allgemein beliebt und hatte nur eine einzige Nebenwirkung: Fette Loewen.
Im Mittelalter war nicht sonderlich viel los, was Sex betrifft. Die Parole lautete: Einmal im Monat, moeglichst im Dunkeln. Daher der Name: "Das finstere Mittelalter". Vorbei waren die wilden, ausschweifenden Zeiten der Alten Roemer. An ihre Stelle waren die Alten Ritter getreten, edle Helden, die ihre Herzdamen mit Hoeflichkeit, Respekt und Zurueckhaltung behandelten. Das nannte man "Ritterlichkeit". Manche nannten es auch "Interesselosigkeit".
Sex war im Mittelalter ebenso poetisch wie kompliziert und verlief ganz anders, als wir es heute gewohnt sind. In der Hochzeitsnacht nahm der Ritter seine Dame an die Hand, fluesterte ihr Minneworte ins Ohr, kuesste ihren Schuh - und stuerzte dann in Aufwallung hoechster Leidenschaft hinaus, um einen Drachen zu toeten.
Das durften natuerlich nur die Verheirateten Ritter. Verlobte Ritter mussten sich sehr zurueckhalten, da Sex vor der Ehe damals streng verboten war, und durften den Drachen hoechstens verwunden. Noch strenger waren die Braeuche fuer die jungen Teenager-Ritter, die hoechstens mal einen Drachen aus der Ferne beschimpfen durften, wenn sie Lust auf Sex verspuerten.
Freilich gab es auch damals schon Ritter, die das Toeten von Drachen gar nicht als sexy empfanden, sondern als unsportlich und grausam. Sie fanden bald einen Ausweg: Die sogenannten Kreuzzuege, wo sie statt der immer seltener werdenden Drachen lieber Tausende von Heiden toeten konnten.
Im 17.Jahrhundert bestiegen etliche Pilger, die in ihrer Heimat wegen ihrer religioesen Ueberzeugung verfolgt wurden, ein Schiff namens "Mayflower", und segelten in die neue Welt, auf der Suche nach Freiheit. Da es eine rauhe Ueberfahrt war, wurde der Sex an Bord fuer die Pilger zu einem schlimmen Erlebnis. Ihnen wurde uebel, sie uebergaben sich und waren wochenlang krank. Aber das stoerte sie nicht weiter, da Sex an Land fuer sie genau dieselben Folgen gehabt hatte
Einmal in der neuen Welt angekommen, waren die Pilger sehr gluecklich. Sie konnten jetzt glauben, was sie wollten und wurden nicht mehr wegen ihrer religioesen Ueberzeugung verfolgt. Statt dessen hatten sie endlich selber Gelegenheit, andere Menschen wegen ihrer religioesen Ueberzeugung zu verfolgen. Es gab Hexenjagden, Teufelsaustreibungen und Geheimbuende, mit anderen Worten: Sie gruendetetn die Demokratie.
Was den Sex betrifft, so hatten die Pilger davon eine aehnliche Auffasung wie die Ritter - nur mit dem Unterschied, dass die Pilger keine Drachen toeteten, sondern Indianer. Im uebrigen richtete sich ihr Sexualleben streng nach den Geboten der Bibel. Das Haus eines Nachbarn mit dessen Frau zu entehren war undenkbar. Dazu gab es ja schliesslich die Scheune.
Im Rokoko fand der Sex seine groesste Bluete. Die Menschen waren lebensfroh und verspielt, neue Formen des Sex wurden entwickelt, wie zum Beispiel das "Schaeferspiel" und die Kaiser und Koenige gingen mit gutem Beispiel voran. Den Rekord stellte Kaiserin Maria Theresia auf, die 16 Kinder hatte. Mit Recht nannte man sie die "Landesmutter". Es ist jedoch ein weitverbreiteter Irrtum, ihren Gemahl Kaiser Franz als "Landesvater" zu bezeichnen. Dieser Titel gebuehrt vielmehr einem italienischen Gastarbeiter namens G.G.Casanova.
In der viktorianischen Zeit gab es keinen Sex.
Adam, der inzwischen in den Himmel gekommen war, stand am Fenster und beobachtete die Erde. "Oh du lieber Gott!" sagte er.
"Ja?", sagte der Liebe Gott, "hast du mich gerufen?" "Nein", erwiderte Adam, "ich habe nur geseufzt. Siehst du, was da unten vor sich geht? Oh du lieber Gott." Der Liebe Gott sah hinab und seufzte ebenfalls. "Oh ich!" "Schau mal, was die da treiben!" fuhr Adam fort. "Die luesternen Maenner! Und die verworfenen Frauen, die ihren Koerper zu Markte tragen! - Wie heissen sie doch gleich ... ?"
"Gruene Witwen", sagte der Liebe Gott. "Und diese Buecher und Filme ..." "Ich weiss, ich weiss", nickte der Liebe Gott traurig. "Oh Adam, ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt. Ich glaube, ich muss denen da unten wieder mal eine Lehre erteilen!" "Das glaube ich auch", meinte Adam. "Vielleicht so eine wie damals in Aegypten! Da hast du in jedem Heim den erstgeborenen Sohn zu dir genommen!"
"Nein, das waere keine Strafe", sagte der Liebe Gott. "Im Gegenteil, die meisten Familien wuerden sich freuen, wenn ich ihnen ihre missratenen Baelger wegnehmen wuerde."
"Dann schicke eine deiner beruehmten Plagen ueber sie herab", schlug Adam vor. "In Aegypten haben sie Wunder gewirkt!" "Habe ich schon versucht. Letzten Mittwoch habe ich einen Heuschreckenschwarm losgejagt. Und was ist passiert? Die armen Tiere sind an der giftigen Industrieluft eingegangen!"
Da stiess Adam dem Lieben Gott in die Seite. "He, ich hab's! Mach's doch wie damals mit der Arche Noah! Trommle die anstaendigsten und besten Menschen zusammen und verfrachte sie auf ein Schiff. Und dann lass es vierzig Tage regnen und ertraenke den Rest der Menschheit ..."
"Hm", gruebelte der Liebe Gott, doch dann schuettelte er den Kopf. "Nein, das funktioniert nicht. So viele Menschen dicht aneinander gedraengt auf einem Schiff - und das vierzig Tage lang! Denk an die Kreuzfahrten im Mittelmeer. Der Liebe Gott allein weiss, was sich da alles tut. Und ich weiss! Also hat es keinen Sinn.
"Dann bleibt uns wohl nichts anderes uebrig als zu beten", sagte Adam. "Du hast leicht reden", sagte der Liebe Gott ..." Und dachte über Cyber-Sex nach...