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Als Bavarius noch ein Greenhorn war

Bavarius / 5 Antworten / Flachansicht Nickles

Hi !

Da anscheinend ein paar Leute hier nostalgische Erinnerungen pflegen
und der Bedarf an netten Geschichten noch nicht gedeckt ist, erzähle ich
mal mein Schlüsselerlebnis, durch das ich zu dem wurde, was ich heutzutage
bin....

Beim ersten Mal ist man immer etwas vorsichtig, das ging mir nicht anders.
Allerdings waren meine ersten Schraubererlebnisse eher unfreiwilliger Natur,
und das kam so :

Mein erster PC war ein oller 486er, den ich einem guten Kumpel abgekauft
habe. Nach etwa einem halben Jahr [ ich hatte zwischendurch Examen, da
konnte man sich keine so großartigen Computer-Kenntnisse zulegen ] wollte
der Scherge mir mal zeigen, wie man ein Passwort ins Bios reinsetzt..
Er wählte dazu die Kombination: " aaa " !! "Dreimal kleines a, das Passwort
kannst sogar Du Dir merken... " , gesagt, getan, aaa eingetippt, Save and Exit,
Neustart, da kam auch schon die Enter Password-Abfrage. Herr Kollege sehr
selbstsicher " aaa " eingetippt, was war : Invalid Password !!! Es nochmals
probiert, gleiches Ergebnis... Ich wurde schon etwas ungeduldig :
"Sag mal, wie oft mußt Du denn das Passwort noch eintippen ?! ",
während der Kumpel, jetzt nicht mehr ganz so selbstsicher, eher verzweifelt,
versuchte, die Situation zu retten... Aber das Glück war nicht auf seiner Seite,
das Boardhandbuch erheblich älter als die Boardrevision, der Clear CMOS-Jumper
einfach nicht zu finden, und trotz meiner etwas ungehaltenen und nicht ganz
jugendfreien Kommentare [ der mildeste lautete in etwa : "Du Volltrotteldepp,
was hast Du denn mit meinem Rechner angestellt ?? Das nächste Mal probierst
Du den Scheiss´ gefälligst an Deiner eigenen räudigen Kiste aus...."] gelang es
ihm nicht, die Passwortanfrage zu überwinden...
Naja, damals hatten wir auch noch nicht so sehr die Ahnung von der Materie,
und ein Modem oder Internet hatte auch keiner...
Lange Rede, kurzer Sinn, nach ein paar langen Stunden des Herumprobierens
verschwanden wir dann in der nächsten Kneipe, um eine gewaltige Ladung
Nerventonikum einzuwerfen. DAS ging natürlich auf die Rechnung des
Herrn Kollegen, was doch klar... :-))

Am nächsten Morgen fragte ich mal den Hausmeister vom Institut, von dem
ich wusste, daß er ein alter "Computerexperte" war, um Rat.

Hausmeister [ im weiterem Verlauf mit H abgekürzt ] : "Ach, das ist doch
einfach, die Batterie auf dem Mainboard für ein paar Minuten herausnehmen,
dann hat das Bios das Passwort vergessen..".
Ich: "Wie sieht denn so ´ne Batterie aus und wie nehm´ ich das Ding raus ??"
H : " RTFM !!"
Ich : "HÄ ?? "
H : "Das heißt : Read The Fucking Manual, schau mal im Handbuch nach,
da steht sowas drin.. "
Ich : " Hmmm, ach so, stimmt, gute Idee, das mach ich mal..."

Ab nach Hause, RTFM gemacht, des Rechner zum ersten Mal selber
aufgeschraubt, reingeschaut, Schreck gekriegt. Mein erster Eindruck war :
Da ist aber verdammt viel Krempel in der Kiste drinnen !! Lauter Kabel,
Steckkarten und weiß der Geier sonstnoch was...
Also Boardhandbuch geholt, nach einer halben Stunde war dann endlich
die Batterie identifiziert. Das Problem war nur, bei diesem ollen Rechner
konnte man die Batterie nicht herausnehmen, dieses Mistding war festgelötet !!
Eine Minute später hatte ich den Hausmeister wieder am Telefon.

Ich : "Was mach ich denn jetzt ??"
H: "Uiuiui, dann mußt Du halt das Board ausbauen und die Batterie herauslöten... "
Ich : "Und wie geht das ??"
H : "Also wirklich, Du bist doch Akademiker, jetzt stell Dich mal nicht ganz so blöd an!!!
Karten ausbauen, Kabel abziehen, Schrauben losdrehen, dann kannst Du das Ding
herausnehmen und bei mir vorbeibringen, die Löterei mach ich Dir für ein paar Bier...."

Der Mann hat gut reden, der beschäftigt sich schon seit C64-Zeiten mit Computern,
und ich hab davon ungefähr genausoviel Ahnung wie der Elefant vom Segelfliegen !!!
Den unterschwelligen Vorwurf, daß ich nur ein Fachidiot sei, also den konnte ich wirklich
nicht auf mir sitzen lassen !!! Ich stand da nun vor dem ganzen Kabel/Karten/Innereien-
Chaos und dachte mir: "Das Auseinadernehmen ist nicht das Problem, aber das
Zusammenbauen..." Daher fasste, ähmmm, machte ich mir einen Plan...

Auf einem großen DIN A3-Blatt wurde eine Skizze des Mainboards mit allen Anschlüssen
und Kabeln erstellt, mit Tesa-Krepp und Edding jedes entfernte Bauteil und Kabel mit
Position und Einbaurichtung kryptisch beschriftet und beklebt und auf dem Mainboardplan
eingetragen, das Mainbaord wurde ebenso verziert, die Halteschrauben entfernt, dann
konnte ich das edle Teil endlich herausnehmen.
Da lag es nun vor mir, das gute Stück, aber wie transportier ich das jetzt zum Lötmeister ??
Immerhin wusste ich schon, daß man mit statischer Aufladung so ein Brett durchaus schon
mal himmeln kann !!! Eine so große Antistatiktüte hatte ich damals auch nicht, also wie
zum Teufel soll ich das Ding in der Gegend herumtragen ?? Aber ich hatte mir durch
intensive Berieselung mit drittklassigen amerikanischen TV-Serien [ McGyver lässt grüßen..]
schon längst eine solide naturwissenschaftliche Halbbildung angeeignet, schließlich
wickelte ich [ ganz im Sinne meines ideenreichen TV-Idols ] das Board in eine alte Zeitung
und stopfte alles in eine große Plastiktüte, die sorgfältig und wasserdicht zugeklebt wurde....
draußen herrschte gerade Regenwetter, und mir war aus dem Fernsehen bekannt, daß man
mit zuviel Feuchtigkeit bei elektronischen Bauteilen schon mal so manch unerwünscht
heftig allergisch-elektische Reaktion hervorrufen kann....

Beim Anblick dieser Verpackung lachte sich der Herr Experete erstmal halbtot und
mußte dennoch zugeben, daß ich manchmal doch nicht ganz so blöd bin wie ich
aussehe... BTW, meine Haarfarbe ist blond...

Der Rest ist schnell erzählt : die Batterie wurde raus- und nach ein paar Minuten
wieder reingelötet, und zuhause schaffte ich es Dank meines Planes, das Board
ordnungsgemäß und funktionstüchtig wieder in Betrieb zu nehmen.


Nach diesem Schlüsselerlebnis hatte ich jede Scheu vor der Hardware verloren
und schon mal ein paar wichtige Erkenntnisse gewonnen. Auf jeden Fall hab ich
seitdem nie wieder ein Passwort ins Bios reingesetzt, und wenn das mein Kumpel es jemals
wieder wagen sollte, dann kriegt der aber ´nen Arschtritt, der sich gewaschen hat !!! :-)))

cu Bavarius

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schöne geschichte phaidros
Moinauch Bavarius „Als Bavarius noch ein Greenhorn war“
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Moin Bavarius,
ne nette Story...sowas Ähnliches hat hier bestimmt mehr als jeder Zweite durchgemacht.
Bei mir ging es so los, als ich irgendwo gehört hatte, daß man seinen Prozessor auch übertakten kann...nur wollte mein Pentium75 nicht ganz so doll mit 90 MHz laufen. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf...

Gruß, Moinauch

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