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Analyse zu Nickles-Büchern

Martin / 13 Antworten / Flachansicht Nickles

Was Nickles macht, ist im Sinne des Geldverdienens überwiegend professionell - allerdings hapert es im Detail:
Über das "Du" und den krawalligen, penetranten Schreibstil kann man streiten. Wer zum ersten Mal ein Buch von ihm in die hand nimmt, mag selbst entscheiden, ob er diesen Stil will oder nicht.
Andere Dinge sind gravierender, beim kauf eines Buches auch nur bedingt herausfindbar und objektiv schlecht: Ich habe mir den PC Tuning Report 98 gekauft und nach diesem Buch Änderungen vorgenommen. Leider aber sind die Tips, etwa zu Bios und Systemdateien wie msdos.sys etc. praktisch auf das ganze Buch verstreut. Zuerst gemachte Änderungen bewirkten eine Änderung der Tastaturbelegung. Bei Änderungen, die in späteren Kapiteln (überraschend) auftauchten, blieb mir das Vergnügen, erstmal herumprobieren zu müssen, ob sich der Doppelpunktz nun hinter dem "Ö" verbirgt oder nicht. Dies sind Dinge, die einem Tuning-Anfänger (nur für solche Leute sind die Bücher interessant!) übel mitspielen.
Dies ist ein Beispiel - das Ganze läßt sich beliebig fortsetzen. Also zusammengefaßt:

Erstens: Die Gliederungen der Bücher sind chaotisch und unausgegoren. Nickles ist ein mittelmäßiger, disziplinloser Schreiber.

Zweitens: Nickles betreibt Zeilenschinderei: Die Schreibweise ist so, daß sich der Inhalt jedes Buches auf schätzensweise ein Viertel zusammenstreichen läßt, bei gleichem Informationsgehalt selbstverständlich. Nur so läßt sich die zunächst beeindruckende Seitenzahl der Bücher erklären.

Drittens: Nickles betreibt Zeilenschinderei durch Erwähnung von Inhalten, die zum Zeitpunkt des Bucherscheinens irrelevant geworden sind.

Viertens: Nickles überarbeitet - entgegen eigener Ausssage und Klappentexten seiner Produkte - Nachfoleausgaben meistens nicht oder nur unwesentlich. Das spart Zeit und ist aus seiner Sicht sehr ökonomisch - kostet aber Leser: Alte Leser werden vermutlich selten ein neues Nickles-Buch kaufen, denn es stellt sich das deja-vu-Erlebnis ein: kenne ich schon, brauche ich nicht, ach ja, das anti-IDE-Pamphlet war ja auch schon im letzten Buch etc, etc.. Der wirkliche Neuigkeiten-Anteil eines neuen Nickles-Buches läßt sich auf wenigen Seiten zusammenfassen. Die zieh ich mir in der nächsten Buchhandlung rein. Nickles kann nicht jedes Jahr die Welt neu erfinden - aber dann muß er eben auch mit den Konsequenzen leben - sorry, Michael.

Fünftens: Bestimmte Sichtweisen in Nickles Büchern sind objektiv falsch: Ein Beispiel: Nickles Warnungen vor IDE und Werbung für SCSI. Ich will hier auf die Sachinformationen nicht eingehen - aber tatsächlich scheint Nickles, was auch eine Bestätigung für Punkt vier ist, sein Computerbild aus der Zeit der 486´er Rechner nicht wesentlich modifiziert zu haben. Damals mag SCSI die einzige Lösung für ein sehr gut laufendes System gewesen sein - heute ist das nicht mehr so. Ein Blick auf die Festplatten-Performance im vielzitierten CT-Test mag als Beweis genügen. Und hier sollte man nochmal an die potentiellen Leser denken: Es sind Wißbegierige und Freaks mit bestenfalls mittelmäßigem Bankkonto - denen gegenüber kann man keine Werbung für doppelt so teure Komponenten machen. Die Leute, die sich das leisten können oder müssen haben entweder genug Sachkenntnis, um auf Nickles-Bücher verzichten zu können oder genug Geld, um in den Laden zu gehen und einfach zu kaufen - die interessiert keine Computer-Theorie. Folglich also schreibt Nickles nicht nur sachlich überholte, eher falsche als richtige Dinge, sondern sogar an seiner Leserschaft vorbei.

Sechstens: Nickles wird es, ich erlaube mir die Prognose, in Zukunft immer schwerer haben. Aus zwei Gründen: Erstens nehmen die Tuningmöglichkeiten immer mehr ab (fixer Multiplikator etc.), außerdem wird das ganze opbjektiv unwichtiger, weil das Potential aktueller Hardware gigantisch ist. Von den paar Freaks, die die erfolgreiche Hochtaktung als Selbstzweck betreiben und danach einen Hormonpegel wie nach gutem Sex haben, kann kein Buchautor auf Dauer leben. Nichts gegen die Leute - aber auf diesen Seiten trifft sich eine objektiv g

Wicky Martin „Analyse zu Nickles-Büchern“
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Ich finde seine Bücher nicht schlecht, aber...
..es soll außer mir noch Leute geben, die sich Ihre Informationen in Trüffelschweinmanier ersuchen, bereit sind, für ein vielversprechendes Experiment auch mal ne Kiste abzurauchen und sich zum freuen, wenn sie nach einen halben Jahr Versuchsphase einen Proz auf dem Leistungsniveau haben, mit dem mittlerweile im Mainstream der Markt für billig Geld zugeschissen wird.
Aber da geht´s um was anderes...
Der Normaluser liest weder 5 verschiedene PC-Zeitschriften (wobei die tendenziell immer über das Gleiche zeitgleich berichten), noch hat er die Lust im WWW zu suchen, geschweige denn weiß er, was FTP ist, noch, was sich in dem Ding unterm Tisch überhaupt abspielt. Und für genau diese Klientel sind die Nickles Bücher ideal. Sie sind in der anvisierten Zilegruppe gut zu lesen, erfordern nicht unbedingt das große PC-Konversationslexikon, um den Inhalt zu verstehen und bieten auf Anhieb 80% vom Machbaren.
Die restlichen 20% lassen sich eh nur mit oben beschriebenen User-Eigenschaften erreichen.
Aber Mäxchen vom Nachbarn powert halt an seinem 133er rum und freut sich, wenn einer sagt, daß die Kiste im Großen und Ganzen immer noch gut zu brauchen ist. Der hat in der Regel auch kein Geld, um ständig aufzurüsten.
Auch die vielen Fragen in den Technik-Brettern nach der max VCore und max Temperatur lassen darauf schließen, daß nicht jeder, der dreht auch weiß was er tut und wieweit er nach technischen Ermessen gehen kann, was wiederum mit einem Experiment im Grenzbereich zu klären wäre.
Und mit SCSI ist es so eine Sache. Ich habe meine erste SCSI-Plstte immer noch im System laufen als Serverlaufwerk. Meine ersten IDE Platten sind entweder im Himmel oder hoffnungslos mit der Datenflut überfordert und werden von mir in Drittrechner mit DOS/WIN311 zur Kegelvereinsverwaltung und ähnlichen wichtigen Dingen verwertet und beizeiten verschenkt an Leute, denen das reicht. Aber Arbeiten mit einem Standard, der alle Jahre inkompatibel und bremsend zu sich selbst wird, möchte ich in meinem Hauptrechner nichts zu tun haben.
Das alles weiß Otto Normaluser in der Regel nicht und verlässt sich auf´s Buch, wo´s auch drinsteht. Ob die Lösung für ihn passend ist, vermag selbst Nickles nicht zu entscheiden, also entscheiden die Kosten. Und die meisten geben nun mal lieber weniger Geld für die FP als für MHz des Proz aus (was auch immer davon zu halten ist)
(Wicky)