Erstmal danke für die Bilder, die sind in der Tat sehr erhellend. Das Dell-Gehäuse ist in der Tat eher platzsparend dimensioniert (425 mm x 181 mm x 447 mm (H x B x T), um genau zu sein - diese Angaben findest du übrigens bei der Beschreibung des Dimension 8300 bei Dell). Zum besseren Verständnis der Kühlungsstrategie ein paar Worte zum Thema ATX-Norm:
ATX beschreibt nicht nur Formfaktoren und Strom-bzw. Spannungsstandards für Gehäuse, Motherboards und Netzteile, es beinhaltet auch eine Strategie zur Kühlung des Rechners. Danach soll vorn an der Unterseite des Gehäuses kalte Luft angesaugt werden, die vom Netzteillüfter nach hinten oben gesaugt und dort aus dem Gehäuse geblasen wird. Ideal ist dabei, wenn das Netzteil an der Unterseite einen zweiten Lüfter hat, der die Luft aus dem Inneren des Gehäuses ansaugt, das verbessert angeblich die Kühlung der CPU ungemein. Bei deinem Netzteil ist das offenbar der Fall. Auf dem Weg von vorne unten nach hinten oben streicht die Luft über die CPU, die ihrerseits durch einen eigenen Lüfter gekühlt wird. Falls nötig, kann die Lüftung durch weitere Gehäuselüfter unterstützt werden, die die Luft vorne unten ins Gehäuse hineinsaugen und die hinten, möglichst weit oben, wieder hinausblasen. Eine gute Illustration dieses Prinzips findest du in AMD´s Athlon System Cooling Guidelines (Achtung, das ist eine PDF-Datei).
Bei deinem System ist der grüne Plastikschacht, über den die CPU "passiv" gekühlt wird, offensichtlich im Weg (passiv würde ich das deshalb nicht nennen, weil der 92mm-Lüfter ja speziell für die CPU da ist. Und dieser Gebläseschacht ist Dells Konstruktion?) Zwar wird die CPU wahrscheinlich hervorragend gekühlt, aber der Luftstrom durchs Gehäuse wird durch diesen Schacht stark behindert, so daß alle anderen Komponenten schlechter gekühlt werden.
Ein konventioneller CPU-Lüfter wäre also ein wichtiger erster Schritt. Von der Höhe her sehe ich keine Probleme: der Zalman CNPS 7000A-CU und der Noiseblocker Badboy sind 62 bzw 66mm hoch (Die Abmessungen findest du z.b. bei Blacknoise bei den Technischen Angaben beider Lüfter), und da deinen Bildern zufolge der 92mm-Lüfter von Dell noch über dem Motherboard Platz hat, sollte ein 66mm-Gehäuselüfter kein Problem sein.
Was eventuell ein Problem sein könnte, sind Länge und Breite. Zwar hat Intel für die P4-Mainboards genaue Standards herausgegeben, wieviel Platz um den Prozessorsockel herum frei bleiben muß, eben damit große Lüfter Platz haben ("Keepout Area"), die Frage ist bloß, ob sich der Hersteller deines Motherboards auch dran gehalten hat. Hier wäre es ganz interessant zu wissen, was für ein Motherboard dein Rechner hat; notfalls miß einfach den "passiven" Kühler aus, der auf deiner CPU sitzt, dann weißt du schon mal, was auf jeden Fall paßt.
Als nächstes solltest du dir ein oder zwei Gehäuselüfter gönnen. Falls er schön leise ist, kannst du den 92er Lüfter dafür weiterverwenden (da, wo er jetzt sitzt, muß er auf alle Fälle weg), ansonsten bieten sich Gehäuselüfter von Papst oder YS als sehr leise an. Diese Gehäuselüfter sollten, wie oben schon gesagt, an der Vorderseite des Gehäuses sitzen und die Luft ins Gehäuse saugen. Mein Vorschlag wäre, einen Lüfter ganz unten ins Gehäuse zu setzen und deine beiden Festplatten auf die beiden Festplattenkäfige zu verteilen, statt sie in einem zu konzentrieren. Das wirkt Wunder für die Luftzirkulation und verringert Wärmestaus, so daß du eventuell sogar ohne einen eigenen Festplattenlüfter auskommst. Falls nicht, kannst du natürlich einen einbauen. Das sollte allerdings ein Gehäuselüfter sein, der senkrecht vor die Festplattenkäfige gesetzt wird (also an die Stirnseite der Festplatten). Spezielle Festplattenlüfter, die sozusagen parallel zu der Platte in den Festplattenkäfig gesetzt werden, halte ich für wenig wirksam.
Zu den Festplattenkäfigen: falls du die Möglichkeit hast, die voneinander zu trennen und etwas nach unten zu versetzen, so daß etwas mehr Luft zwischen ihnen und den optischen Laufwerken ist, solltest du das mal versuchen.
Zu den geplanten Gehäuselüftern an der Rückseite: Lüfter an der Rückseite müssen die Luft immer aus dem Gehäuse hinausblasen, niemals hinein! Die Luftströmung, die du auf dem letzten Bild eingezeichnet hast, ist leider reines Wunschdenken: die Luft wird niemals so weit ins Gehäuse hineinströmen, um im weiten Bogen alle Bauteile zu überstreichen! Bedenke, daß sie dazu gegen den "ATX-Luftstrom" durchs Gehäuse fließen müßte; stattdessen würde die Luft von diesen Lüftern senkrecht nach oben auf das Netzteil zu gesaugt, sozusagen vor der Graphikkarte und der CPU her, ohne diese zu erreichen.
Wenn du an der Rückseite des Gehäuses Lüfter einbauen willst, dann dort, wo die Lüftergitter sind (siehe z.B. zweites Bild von oben oder das vorletzte Bild). Da hast du nämlich nicht nur Platz (sobald der 92er Lüfter von Dell da weg ist), sondern auch Befestigungsmöglichkeiten. Nochmal: diese Lüfter, wenn du sie einbaust, müssen die Luft aus dem Gehäuse saugen, anders wirkt es nicht!
Damit wären wir bei folgender Umbaustrategie:
- Dell-Lüfter und grünen Luftschacht ausbauen
- konventionellen Prozessorlüfter einbauen. Theoretisch müßte jeder Lüfter passen, der für den Pentium IV spezifiziert ist und weniger als 90mm Höhe hat
- ein Gehäuselüfte unten an der Vorderseite des Gehäuses einbauen (der sollte sowohl die Lüftung im Allgemeinen als auch die Kühlung der Festplatten im Besonderen verbessern).
- Festplatten auf beide Festplattenkäfige verteilen, das schafft Platz zur Luftumwälzung.
- falls erforderlich, zweiten Gehäuselüfter vor die Festplatten setzen. Falls es die vorhandenen Montagemöglichkeiten (sprich: Schraubenlöcher) nicht anders zulassen, lieber nur eine Platte kühlen oder zwei Kühler einbauen, aber keinesfalls wieder beide Platten in den selben Festplattenkäfig quetschen!
- Bei Bedarf ein oder zwei weitere Gehäuselüfter an der Rückseite des Gehäuses einbauen, und zwar an den vorgesehenen Stellen, d.h. hinter dem Lüftergitter (da sollte dann auch Platz genug sein, daß die Lüfter ins Gehäuse hineinkönnen und nicht außen draufgesetzt werden müssen). Diese Lüfter müssen von innen nach außen blasen!
Falls du, wie ich hoffe, mit einem zusätzlichen Gehäuselüfter auskommst, sollte das Ganze nicht allzuviel Lärm machen; je mehr Lüfter, desto lauter wird es natürlich. Einen einzelnen Lüfter kann man normalerweise an das Motherboard anschließen, wo er im Idealfall auch gleich temperaturgeregelt wird. Manchmal bietet auch das Netzteil spezielle geregelte Anschlüsse für Gehäuselüfter, deren Laufgeschwindigkeit dann von der Temperatur des Netzteils bestimmt wird. Als Alternative könntest du ein Front Panel mit Lüftersteuerung erwägen, falls du noch Platz dafür hast (ein 5,25"-Schacht).
Wenn es trotz aller dieser Maßnahmen in deinem Rechner noch zu heiß oder zu laut (oder beides) wird, solltest du ein neues Gehäuse erwägen. Man kann es gar nicht oft genug wiederholen: in einem großen Gehäuse ist die Luftzirkulation besser (vorausgesetzt natürlich, man schraubt nicht alle Komponenten so dicht wie möglich aneinander), so daß der Wärmestau und damit die Notwendigkeit lärmender Kühlung gering gehalten wird! Gern genommen wird zum Beispiel der Chieftec Dragon, sei es als Midi- oder als Bigtower (Detaillierte Ansichten von beiden findest du z.B. bei PC-Cooling. Wenn du die 25 Euro zusätzlich nicht scheust, würde ich ohne weiteres zum Big Tower raten. Wunderschön auch der Xaser III 1000 von Thermaltake: schön leise, sieben(!) Gehäuselüfter, Frontpanel zur Lüfterregelung serienmäßig - ein Wahnsinnsgehäuse, leider auch ein Wahnsinnspreis von 150 Euro (ohne Netzteil, wohlgemerkt!). Mit dem Chieftec liegst du bei 65 Euro (Midi) bzw 90 Euro (Big Tower), jeweils ohne Netzteil.
Stichwort Netzteil: 250W sind eigentlich etwas knapp bemessen, 300 W sollte man sich über den Daumen gepeilt schon leisten; mit 350 W ist man für alles unterhalb eines Servers auf der sicheren Seite. Wenn du mit deinem Netzteil bisher keine Probleme bei hoher Last hattest, kannst du es ruhig behalten, ein oder zwei Gehäuselüfter sollten ihm dann keine Schwierigkeiten machen (Pro Lüfter kannst du ca 100mA Strombelastung rechnen, also 1,2W, wenn sie an der 12V-Schiene angeschlossen werden). Auch wenn das Netzteil viel Lärm macht, könntest du ein neues in Erwägung ziehen, empfehlenswert und schön leise sind z.B. das HPC von Chieftec oder die Blackline-Modelle von BeQuiet (Achtung, die BeQuiet-Netzteile gibt es mit einem und mit zwei Lüftern, die Zweilüftermodelle sind unbedingt vorzuziehen!)
Staubfilter sind natürlich eine feine Sache: Staub im CPU-Lüfter sieht nicht nur schmuddelig aus, er verschlechtert auch die Kühlung ganz erheblich! Sauberkeitsfanatiker bringen Filter vor jeder Lüfteröffnung an, andere nur dort, wo auch tatsächlich ein Lüfter sitzt (da kommt ja die meiste Luft und damit auch der meiste Staub durch). Staubfilter verschlechtern natürlich den Luftstrom ein bißchen; wenn deine Lüftung im Grenzbereich arbeitet, könnten Staubfilter die Innentemperatur deutlich erhöhen. In dem Fall kannst du es mit einem zusätzlichen Gehäuselüfter versuchen, oder du läßt die Filter halt weg. In dem Fall solltest du hin und wieder mal den Rechner mit Druckluft aus der Dose (FCKW-frei) durchpusten, damit der Staub nicht überhand nimmt.
Preisgünstige Staubfilter findest du im Kaufhaus in der Küchenabteilung. Kein Witz: Ersatzfiltermatten für Dunstabzugshauben geben, passend zugeschnitten, hervorragende Staubfilter ab (in der Küche sollen sie zwar Fett filtern, aber mit Staub funktioniert das genausogut). Gute Filterwirkung, trotzdem hoher Luftdurchsatz, und kosten tun die Dinger ein Butterbrot.
So, damit solltest du erstmal eine Weile beschäftigt sein. Berichte doch mal, ob und wie es dann geklappt hat!