Hi Andreas,
sagen wir es mal so: wenn Musik nicht unwichtiger und austauschbarer geworden wäre, müsste sie nichts / nicht so viel von ihrem Kuchenstück für Computerspiele & Co. abtreten. Schon in den frühen Neunzigern hat ein kluger Mensch gesagt: "Die Idole der Jugend in den Sechzigern waren die Beatles und die Stones - heute sind es Sega und Nintendo..."
Wobei ich es immer wieder drollig finde, wenn die selben Leute, die über die hach so überteuerten CDs rumjammern (eine CD ist etwa doppelt so teuer wie eine LP vor 20 Jahren - diese Proportion gilt für andere Verbrauchsgüter aber ganz genau so!), ihr Geld artig und bereitwillig für diese hirnverbrannten Handy-Klingeltöne auf den Tisch legen...
Ihr hattet einen Plattenladen in Rufweite von eurer Schule? Mann, hattet ihr das gut...! Ich glaube, ich hätte meine großen Pausen auch gerne dort verbracht, wenn ich nur die Möglichkeit gehabt hätte.
Wie gesagt, ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch heute noch aufregende, spannende und hörenswerte Veröffentlichungen innovativer Künstler gibt. Es ist noch nicht mal sicher, dass es weniger geworden ist. Nur kann man mit solcher Musik, die einen gewissen Kunstanspruch hat, heute praktisch kein Geld mehr verdienen. Heute muss alles simpel und leicht verdaulich sein, man darf die "armen" Menschen ja nicht überfordern. Nur simpel gestrickte Sachen werden in den Medien und von der Phono-Industrie gepusht und gepowert wie verrückt. Alles, was ein "bisschen anders" klingt, fristet ein Schattendasein im stillen Kämmerlein.
Und dann heißt es scheinheilig, die Leute wollen das ja nicht anders. Klar, wie sollten sie auch? Geschmack hat auch eine ganze Menge mit Übung und Erfahrung zu tun. Man kann sich auch an den Einheitsbrei gewöhnen. Wenn man nichts anderes vorgesetzt bekommt, dann will man auch nichts anderes mehr - der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier.
CU
Olaf