Moin Moin,
hab gehört das Fahrenheit 9/11 noch in diesem Jahr auf Pro Sieben laufen soll!
Wisst Ihr was davon? Wäre ja wirklich nen hammer. Läuft/lief ja grad im Kino...
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Man sollte allerdings bedenken, das Michael Moore seine Filme aus einem Hauptgrund macht, er ist nämlich kein Robin Hood, der die Menschheit vor Bösem schützen will, und zwar will er Geld verdienen und berümht werden.
Wenn der jetzige US-Präsident Kerry heißen würde, dann würde Moore gegen Kerry wettern. Seine Filme beruhen übrigens nicht ausschließlich auf Tatsachen, sondern auf geschickten Verdrehungen und Auslassungen:
Moores vereinfachte Welt
Von Matthias Gebauer
Zum Lügen ist Michael Moore zu professionell. Sein Film "Fahrenheit 9/11" mischt lieber irreführende Wahrheiten mit geschickten Auslassungen. SPIEGEL ONLINE prüft die Faktenlage in Moores erfolgreicher Anti-Bush-Polemik.
Berlin - Bei Michael Moore klingen Belohnungen wie Drohungen: "Ich biete jedem, der einen Fehler in meinem Film findet, eine Summe von 10.000 Dollar", kündigte er bereits vor dem US-Start seines Films "Fahrenheit 9/11" an. Gleichzeitig gab sich der Filmemacher davon überzeugt, dass "nicht ein einziger faktischer Fehler" in dem Film enthalten ist. Um seine These zu stützen, engagierte Moore nach Fertigstellung sogar einen ehemaligen Fakten-Checker des amerikanischen Magazins "The New Yorker" zur finalen Überprüfung.
Moores aggressive Haltung gegenüber Skeptikern ist bekannt. Als ihn Journalisten wegen einiger fragwürdiger Details in seinem Film "Bowling For Columbine" löcherten, griff er zum Telefonhörer und brachte die an den Szenen beteiligten Personen bei. Gleich mehrere Anwälte arbeiten für den Filmemacher und Bestseller-Autor, die im Zweifelsfall empfindlich gegen jede Unterstellung einer Lüge Moores vorgehen. Um auch publizistisch einschreiten zu können, richtete Moore sogar einen so genannten "war room" ein, in dem zwei ehemalige Clinton-Berater alle über Moore veröffentlichten Artikel lesen und wenn nötig sofort mit Gegendarstellungen aufwarten.
Natürlich lügt Michael Moore in "Fahrenheit 9/11" nicht. Gleichwohl spielt er so virtuos mit Fakten, Zahlen und Zusammenhängen, dass man sich schon fast an die Methoden seines erklärten Erz-Feindes, der Regierung George W. Bushs, erinnert fühlt. Auch die Bush-Krieger bedienen sich gerne eines kunstvoll gewobenen Verbindungsgeflechts aus Personen und Fakten, um ein Feindbild zu entwerfen. Dieses Netz konzentriert sich zumeist auf Osama Bin Laden oder Saddam Hussein. Michael Moore spielt dieses Spiel umgekehrt. Am Ende laufen alle Fäden bei dem zum Bösewicht erklärten US-Präsidenten zusammen.
Im folgenden einige Beispiele, wie Moore seine Anti-Bush-Propaganda "Fahrenheit 9/11" als Dokumentation tarnt, Fakten einfach unerwähnt lässt, wenn sie seiner Argumentation in die Quere kommen, oder einfach zuspitzt, was das Zeug hält.
1. Die vermeintliche Flucht der Bin Ladens:
Nur ein Beispiel für Moores Spielerei mit den Fakten ist die behauptete Tatsache, dass ganz kurz nach dem 11. September viele Familienangehörige Osama Bin Ladens klammheimlich per Learjets vom US-Geheimdienst ausgeflogen worden seien. Für Moore ein Beweis, dass die Bush-Regierung engen Kontakt zu Bin Laden und seiner Familie pflegte und durch die ermöglichte Flucht, deren genauen Zeitpunkt Moore wohlwissentlich verschweigt, mögliche Mitwisser entsorgte. Als Kronzeuge dafür tritt ein ehemaliger FBI-Agent auf, der lehrbuchgerecht aufsagt, dass man die Angehörigen von Verdächtigen im Normalfall gern vernimmt. Dies sei im Fall Bin Laden absichtlich versäumt worden.
Ohne den Bericht der unabhängigen Kommission zum 11. September wäre diese These wohl kaum angreifbar. Zu dumm aber, dass sich die Rechercheure der Kommission intensiv mit den ominösen Privatflügen beschäftigt haben. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Flüge - die fast eine Woche nach dem Ende des Flugverbots am 13. September abhoben - nicht zu beanstanden sind. Fast alle der an Bord befindlichen Mitglieder der Bin-Laden-Familie seien durch das FBI befragt und registriert worden, sogar gründlicher als bei der normalen Ausreise. Zudem fand die Kommission "keine Beweise für eine politische Motivation" der Flüge.
2. Die Saudi/Bin-Laden-Connection:
Die Verbindung des Terroristen Osama Bin Laden zu Saudi-Arabien taucht im Film mehrmals auf. Akribisch wird die These aufgebaut, die saudischen Ölbillionäre kontrollierten die US-Regierung und große Teile der amerikanischen Wirtschaft. So wahr und sicher nicht immer positiv der Einfluss der Saudis durch ihr Geld auch ist, so suggestiv ist die Darstellung Michael Moores. Am Ende gewinnt man als Zuschauer den Eindruck, dass sämtliche Männer mit arabischer Kopfbedeckung, die auf Archivmaterial den führenden US-Politikern die Hände schütteln, mehr oder minder Mitglieder von Osama Bin Ladens al-Qaida sind. Dass der Terror-Papst schon vor vielen Jahren von seiner Familie verstoßen und - entgegen gestreuter Medienberichte - nicht mit einem Milliardenerbe ausgestattet wurde, vergisst Moore nur allzu gern. Beide Fakten hätte er auch im Bericht der 9/11-Kommission nachlesen können.
3. Die Saudi/Bush-Connection:
Auch die von Moore geschilderte Verquickung der Bush-Familie mit Saudi-Arabien wirkt nur auf den ersten Blick spannend. Natürlich ist es gerade für Europäer merkwürdig, dass George Bush Senior als ehemaliger Präsident für die US-Firma Carlyle in Saudi-Arabien - und sogar mit der Bin-Laden-Gruppe Geschäfte macht.
Doch hätte Moore nicht auch erzählen müssen, dass die Bin-Laden-Gruppe einer der größten Bauunternehmer der arabischen Halbinsel ist, an der man als ausländischer Investor kaum vorbei kommt? Hätte er nach seiner Behauptung, die Carlyle-Gruppe verdiene über Rüstungstochterfirmen am Krieg gegen den Terror, nicht auch die Streichung eines Milliarden-Projekts von Carlyle durch die Bush-Regierung ansprechen müssen? Wäre Moore wie ein journalistisch motivierter Dokumentarfilmer an das Thema herangegangen, hätte der Saudi-Stoff sicher viel hergegeben. Dem Polemiker dient er indes nur zum Beweis der These, die Bush-Truppe sei korrupt.
Später im Film sprich Moore ganz bewusst nicht mehr über Saudi-Arabien. Zu widersprüchlich würde es auch werden angesichts der Tatsache, dass die USA erst Afghanistan und später den Irak angriffen. Was hätten die so mächtigen Saudis wohl gesagt, wenn die USA in Afghanistan - wie Moore es darstellt - tatsächlich nur wegen einer gewinnversprechenden Öl-Pipeline aus dem kaspischen Meer einmarschiert wären - und so den Einfluss der Saudis am Ölhahn geschwächt hätten? Hätten die streng gläubigen Scheichs und Hüter der heiligen Stätten wohl zugestimmt, wenn Amerika mit den Taliban eines der strengsten Islamisten-Regimes mit Streubomben aus dem Land verjagt? Und hätten sie später auch den Feldzug gegen Saddam und sein Millionenvolk von gläubigen Muslimen erlaubt?
So interessant der saudische Einfluss ist, so kompliziert ist er auch. Für Michael Moore aber müssen Gut und Böse klar benannt werden.
4. Was hätte Bush in der Schule tun sollen?
Unschlagbar mitreißend ist Moore in seiner typischen Art der aktiven Reportage: Wenn er Kongressabgeordnete fragt, ob nicht auch ihre Kinder den tödlichen Job auf den Straßen Bagdads antreten wollen und auch gleich Broschüren des Militärs parat hat. Oder wenn er TV-Material von George W. Bush zeigt, der komische Grimassen schneidet, bevor er dem Irak per CNN den Krieg erklärt - und nach einem markigen Statement zum Terror erst mal einen Golfabschlag ("Watch this drive!") macht. In diesen Momenten schafft der Film etwas Einmaliges - er dokumentiert die Wirklichkeit und entlarvt das Polit-Business, und zwar ohne kommentierende Stimme aus dem Off.
Doch auch in diesen starken Momenten von "Fahrenheit 9/11" kann sich Moore seine plumpe Polemik nicht verkneifen. Minutenlang zeigt er George W. Bush, der sichtlich angeschlagen und ins Leere starrend in einer Schule sitzt, nachdem er die Nachricht von der Attacke auf das World Trade Center bekommen hat. Moore überlegt im Off, was Bush wohl gedacht haben möge und schließt messerscharf: Dieser Präsident weiß nie, was er tun soll.
Es ist eine schöne Szene in der einfachen Welt des Michael Moore, in der nur er selber gewinnen kann. Wäre der Präsident aufgesprungen und hätte wie Arnold Schwarzenegger zum Kampf gegen die Angreifer gebrüllt, wäre er für Moore der unüberlegte Cowboy aus Texas gewesen. Hätte er zu weinen begonnen, wäre er als reichlich feiger Amerikaner hingestellt worden. Wäre er einfach aus dem Raum gegangen, hätte er sich gedrückt. Eine klassische Lose-Lose-Situation.
5. Der vermeintlich friedliche Irak:
Besonders emotional, aber auch faktisch völlig daneben, wird der Film, wenn Moore auf den Irak-Krieg zu sprechen kommt. Bilder von spielenden Kindern in den Straßen Bagdads werden gezeigt, die ein friedliches Land darstellen sollen. Nichts hier ist böse, suggeriert Moore - eine Wahrheit, die man trotz der vielen entlarvten Lügen der Bush-Regierung, aber vor allem wegen der vielen Berichte über Folter und Unterdrückung unter Saddam Husseins Herrschaft, so nicht glauben kann. Dann kommen die Bombenattacken auf ein angeblich "souveränes Land", wie Moore sagt. Doch wie souverän war der Irak zu diesem Zeitpunkt, geschwächt von Uno-Sanktionen und der internationalen Isolation? Wie souverän ist ein Land mit einem Diktator wie Saddam Hussein überhaupt?