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News: Eltern haften für ihre Kinder

Musikindustrie grillt kleine Fische

Redaktion / 23 Antworten / Flachansicht Nickles

Laut eines Beitrags von RTL geht die Medienindustrie jetzt auch verstärkt gegen kleine Fische vor. Geschildert wurden zwei Familen, bei denen die Eltern für die Musik-Downloads/Uploads ihrer Kinder verklagt wurden. Die Abmahnungskosten einer hamburger Kanzlei betrugen im Extremfall rund 6.000 Euro.

Durch Wegfallen der Bagatellklausel sind nach neuer Gesetzgebung auch kleine Fische mit hohen Kosten belangbar. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe, die von einer automatisierten Klagewelle jüngst überschwemmt wurde (siehe Nickles-News "20.000 Emule-Bösewichte erdrücken Karlsruhe"), ging laut RTL bisher so vor, dass Fälle mit weniger als 500 gleichzeitig getauschten Dateien aufgrund von Unerheblichkeit eingestellt wurden.

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pco Indronil Ghosh „soweit ich den bereicht verstanden habe, war eine pauschalangebot von 3500 euro...“
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Deine Sinne trügten Dich nicht, auch ob der gepressten und vermutlich verdorbenen Weintraube (Wir sprechen doch von Wein, oder hat unvergorener Traubensaft bei Dir bewustseinsverändernde Wirkung?).

Zum Thema:
Die "Bagatellklauseln" im deutschen Gesetz haben an sich eine Schutzfunktion. Gäbe/gibt es sie nicht mehr, so werden wir alle automatisch zum Gesetzesbrecher. Denn: irgend einen Fehler machen wir doch immer!

Doch der von RTL gezeigte Fall zeigt ja noch viel ärgere Tendenzen: Die Familie war "Opfer" einer Abmahnwelle. Ich bin ja für gleichbehandlung und wer ein Unrecht begeht, sollte auch Buße tun, aber spielen wir das mal durch.
Stellen wir uns mal vor es gäbe "nur" etwa eine Million Filesharing-Benutzer alleine in Deutschland und jeden könnte man zur Zahlung von diesen 3500 Euro überreden. Dann sprechen wir von mindestens 3,5 Milliarden Euro - ein riesiger Markt!

Und mehr ist es nicht. Abmahnwellen wollen nicht für Gerechtigkeit sorgen, sie wollen aus den Rechten der Rechteinhaber unangemessen viel Kohle schöpfen. Dies tun sie mit völlig übersteigerten Schadensersatzansprüchen.

Lass die Kiddys aus dem RTL-Bericht mal satte 1000 Lieder auf der Platte rumgeistern haben. Diese müssen sie, damit das klappt dann auch noch verteilt haben. Dann macht das 3,50 Euro minimum pro Lied und 6 Euro nachdem Pappa nicht nachgegeben hat.

Mehr Kohle kann man an Musik einfach nicht machen.
"Die Kiddys hätten eh nie das Lied gekauft!" (auch aus dem Bericht) ist natürlich ein Todschlagargument der Gegenseite.
Jedoch die 400.000 Filesharing-Nutzer (Zahl aus dem Bericht) als potentielle Kunden zu sehen, ist eben solcher Schwachsinn.

Ich für meinen Teil kaufe mir so pi mal Daumen alle 2 Monate eine CD. Etwa monatlich eine DVD. Sehr häufig gehe ich in die Videothek. Ist einfach komfortabler als mühvoll einen Film aus dem WWW zu beschaffen. Und öfter als ein mal schau ich den Film eh nicht. Wenn ich den Schinken saugen würde, würde mein PC in der Zeit die Leihgebühr an Strom und verschleiss fressen. Dazu noch ein DVD-Rohling...

Das tolle auch die Ermittlungsmethoden:
Benutzt wird ein modifiziertes Shareazaa, welches in einer internen Datenbank alle gefundenen Nutzer speichert. Überschreitet ein Nutzer eine bestimmte Anzahl an vergehen, wird sofort ein Ausdruck mit allen verwendeten IPs generiert und beim Provider nachgehakt. Ferner wird vollautomatisch die Anzeige generiert. Die "Ermittler" müssen also praktisch nichts mehr tun.
Hierduch sind demnach die Netze von Gnutella, Torrent und E-Mule betroffen.

Zusammenfassend:
1. Filesharing ist falsch, imho auch ineffizient und gehört bestraft.
2. Die Kontrolle über die Strafe sollte jedoch dem Staat obliegen. Dieser Staat, dessen erste Funktion laut GG eine Schutzfunktion des Volkes ist, sollte jedoch nicht nur den Recht(ein)haber schützen, sondern auch das Strafmaß für den Beklagten, der sich keine routinierten Anwälte und Paragraphenreiter leisten kann.
3. 6000 Euro sind, egal welche Rechteverletzung begangen wurde, unangemessen.
4. Für mich persönlich sind die Initiatoren von Abmahnwellen die Zecken am Sack der Demokratie.
5. Für die Kläger sind alle 400.000 Nutzer entgangene Kunden (nicht potentiell, sondern tatsächlich) und kommen in die Gewinn und Verlust-Rechnung.
So ist es auch zu erklären, dass die eingefahrenen Verluste der letzten Jahre komplett auf Raubkopien zurückgeführt wurden.
5. Wenn das Ausmaß eines Schadens durch den Kläger nicht belegt werden kann, so obliegt es dem Gericht eine einstweilige Unterlassungsverfügung auszusprechen. Die aktuellen Schadensersatzansprüche sind völlig aus der Luft gegriffen.
6. "Raubkopierer sind Verbrecher" ist eine wissentliche Fehlbeschuldigung. Sie spielt auf den Tatbestand der Hehlerei an (verkauf von Raubkopien), soll aber die Filesharer ansprechen. Die Urheberrechtsverletzung ist nach wie vor ein Tatbestand des Zivilrechts (nicht Strafrecht). Knast ist jedoch eine strafrechtliche folge.
7. in 6. genannter Kampagne wurde mit Vergewaltigung gedroht, mit einer nicht relevanten Haftstrafe, es wurde jedem Kinobesucher, DVD-Käufer etc. vorgeworfen ein Verbrecher zu sein. Das ist im weitesten Sinne üble Nachrede, auf jeden Fall jedoch wird das Recht der Privatkopie hiermit ausgelegt (es gibt keine Auslegung des Gesetzes, ein Gesetz ist ein Gesetz).
8. Wenn ein Produkt im Rahmen des abgeschlossenen Kaufvertrages nicht in vollem Umfang nutzbar ist, so habe ich das Recht auf Wandlung, aber auch das Recht evtl. Mechanismen, die mich von der Nutzbarkeit abhalten zu entfernen. Ich darf also einen Kopierschutz umgehen, um eine CD/DVD abzuspielen.
Das Recht auf Wandlung besteht in jedem Fall, auch wenn das neue Gesetz für Privatkopie das Umgehen eines Kopierschutzes untersagt.
Da ich letztere Alternative nicht mehr habe, lasse ich Kopiergeschützte CDs im Regal liegen oder gebe sie ggf. zurück.
9. Der Wert (künstlerisch und materiell) einer jeden CD unterschreitet deutlich den Preis. Stimmt nicht? Okay und warum sind alle "großen Künstler" Multimillionäre, sogar so ein unbegabtes singendes Sumpfhuhn mit Kehlopkrebs wie Jeanette?
10. Die Musikindustrie produziert seit 20 Jahren zu 95% belanglose Stangenware. Billigprodukte vom Niveau eines koreanischen Polyesterpullis. Die Qualität der Inhalte sinkt ins Bodenlose (mittlerweile klingt wirklich jedes Pop-Sternchen-Album gleich). Vermarktet wird was Geld bringt. Auch die Qualität der Ware selbst (Booklets, Extras...) hat nachgelassen. Neulich hats mir ne CD-Hülle schon beim öffnen zerbröselt, die CD war schlecht entgratet und aus einem sehr billigen Plastik.
11. Ferner kann ich dank Kopierschutz die erstandene Musik nicht in vollem Umfang geniessen.
12. In den Inhalten selbst werde ich als Käufer als potentieller Raubkopierer beschimpft und muss mir unumgängliche Minutenlange Urheberrechtsangaben gefallen lassen!
13. Jüngste Mode sind Kopierschutzmechanismen, welche meinen PC ohne meine Erlaubnis "infiltrieren", ihn mit Rootkits infizieren oder gar mein DVD-Laufwerk scheinbar unbrauchbar machen.

Welche Industrie kann sich das alles erlauben und überlebt?

Da ziehen Medienproduzenten los, bauen die o.g. Punkte und schieben dann die sinkenden Absatzzahlen auf Raubkopierer:
IHR HABT DOCH DEN KNALL NICHT GEHÖRT!

PCO

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