Habe einen Bekannten, der fest davon überzeugt ist, dass alle Flugzeuge ihren überschüssigen Treibstoff vor der Landung ablassen. Meine Frage, wieso er das glaube, beantwortet er damit, dass es dafür 2 gute Argumente gäbe:
a) damit das Flugzeug für die Landung leichter wird
b) damit im Falle eines Unfalls weniger Brandgefahr besteht.
Obwohl natürlich a) und b) für seine Meinung spricht, teile ich seine Meinung nicht, stelle jedoch fest, dass ich das Gegenteil nicht beweisen kann: Dass Flugzeuge bei / vor der Landung _nicht_ den nicht mehr benötigten Treibstoff ablassen. Argumente, dass in Flughafennähe die Gegend voller Treibstoff sein müsste, wenn dort täglich dutzende - hunderte Flugzeuge ihre Tanks entleeren würden, entkräftet er mit dem Argument, dass das noch in größerer Höhe erfolgt und so versprüht wird, dass alles verdunstet (bei der Notlandung vor einigen Wochen auf dem Hudson-River hat der Pilot angeblich auch vorher überschüssigen Treibstoff abgelassen - mitten in New York; es ist nichts bekannt geworden, dass irgendwas davon auf den Straßen ankam oder zu einer Geruchsbelästigung geführt hätte). Das Argument, dass der abgelassene Treibstoff gewichtsmäßig vernachlässigbar wäre im Vergleich zum Flugzeuggewicht und es sich daher gar nicht auszahlt, den abzulassen, zieht auch nicht, denn da bleibt immer noch der Faktor der verminderten Brandgefahr. Die Treibstoffkosten überzeugen ebenfalls nicht, denn das ist für jeden Laien undurchsichtig, wie sich der Gesamtpreis eines Tickets zusammensetzt und ob die Verluste durch das Ablassen des unverbrauchten Treibstoffs nicht ohnehin fix einkalkuliert sind.
Man könnte auch versuchen, einen Piloten einer Verkehrsmaschine aufzutreiben und zu einer Aussage zu bewegen - aber kann man dem trauen? Da muss befürchtet werden, dass der alles abstreitet, damit seine Firma nicht als Umweltverschmutzer da steht. (Bei Tankschiffen ist es bekannt, dass die auf hoher See - in internationalen Gewässern - ihre Laderäume säubern und den Dreck ins Meer spülen. Ist zwar verboten, passiert aber trotzdem. Würde der Kapitän sicher nicht öffentlich zugeben).
Mitfliegen nützt auch nichts - ein normaler Passagier könnte sowas eventuell gar nicht beobachten. Ins Cockpit wird er nicht gelassen, aber selbst wenn, würde er Fachkenntnisse benötigen, um bei den zahlreichen Schaltern und Hebeln erkennen zu können, dass ein "Ablassventil" _nicht_ betätigt wurde. Bleibt für einen Zweifler außerdem immer noch die Möglichkeit, dass das Ablassventil mit dem Ausfahren der Landeklappen automatisch geöffnet würde.
Was mir noch einfällt wäre eine offizielle Checkliste für eine Landung einer typischen Verkehrsmaschine: Wenn da nirgends etwas von Treibstoffablassen vorkommt oder nur unter der Bedingung, dass es sich um eine Notlandung handelt, dann wäre das schon eher überzeugend. Helfen würde auch eine "Flugbetriebsverordnung" oder ähnliches, in der immerhin darauf hingewiesen wird, dass das Ablassen von Treibstoff verboten ist.
Hat wer ein überzeugendes Argument, so eine Checkliste oder so eine Gesetzesstelle?
Gruß, Gerhard
Off Topic 20.358 Themen, 225.985 Beiträge
Das kann ich zwar nicht nachvollziehen, was die Landegeschwindigkeit mit der (restlichen) Treibstoffmenge in den Tanks zu tun hat, aber ich kann immerhin als Erfolg melden, dass mein Bekannter inzwischen auch einsieht, dass er einem Mythos aufgesessen ist:
Mythos "Kerosinablassen" http://www.aerosecure.de/studie/2634-mythos-kerosinablassen.php
Hätte nicht geglaubt, dass das ein derart weitverbreiteter Glaube ist.
Gruß, Gerhard