Während hierzulande Politiker gerade erst beginnen drüber zu grübeln, was Google eigentlich in Sachen Schutz der Privatsphäre so "verbricht", wurde in Italien jetzt ein knallhartes Gerichtsurteil gefällt. Dort kassierten drei Google-Mitarbeiter laut Bericht von Cnet Haftstrafen auf Bewährung wegen der Verbreitung eines Gewaltvideos.
Die Sache passierte 2006 auf Youtube. Dort hatten italienische Jugendliche ein Handy-Video eingestellt, das zeigte, wie sie einen behinderten Jungen drangsalierten. Die Google-Mitarbeiter wurde als für eine Tat Dritter verantwortlich gemacht.
So weit bekannt, hat Google das Video auf Youtube recht schnell entfernt, nachdem eine Aufforderung durch die italienische Polizeibehörde eingegangen war. Auch zum Identifizieren und Schnappen der Täter soll Google anschließend beigetragen haben.
Dennoch zogen die italienischen Richter die drei Google-Mitarbeiter zur Veranwortung heran, weil sie die Verletzung der Privatsphäre des Opfers unterstützt haben. Angeblich stand das Gewaltvideo längere Zeit auf der Liste der "beliebtesten" Youtube-Videos und die Google-Verantwortlichen hätten diese Liste aus Sicht der Richter kontrollieren müssen.
Google hat in seinem Blog inzwischen eine Stellungsnahme zur Angelegenheit veröffentlicht: Serious threat to the web in Italy. Selbsterklärend wird das Urteil darin als gefährliche Bedrohung für das Internet in Italien eingestuft.
Pauschal machen die italienischen Richter jeden Webseiten-Betreiber für Inhalte verantwortlich, die andere dort einstellen. Eine permanente Inhaltskontrolle sei nicht möglich. Das Urteil bedroht also das moderne Internet und die dortige Meinungsfreiheit.
Michael Nickles meint: Natürlich spreche ich mich entschieden dagegen aus, dass Webseiten-/Community-Betreiber für Fremdinhalte verantwortlich gemacht werden. Würde Nickles.de gezwungen werden, jeden Forenbeitrag juristisch überprüfen zu müssen, dann wäre dies das sofortige Ende der Community - weil wir (wie die Masse der Forenbetrieber) einen solchen Aufwand nicht finanzieren könnten.
Zudem leben Foren von schneller "Sofort-Kommunikation". Die wäre im Fall einer Zwangs-Live-Überwachung nicht mehr möglich. Trotz all dem, befürworte ich das Urteil der Richter in Italien.
Denn: Youtube ist keine "Klitsche", sondern wird von einem milliardenschweren Konzern gefahren. Damit ergibt sich eine Verantwortung in ganz anderer Dimension. Die 2-3 Mitarbeiter, die rund um die Uhr einen Blick auf die abrufstärksten Youtube-Videos werfen, kann sich Google gewiss leisten.
Laut Bericht des Spiegel war das Gewaltvideo übrigens zwei Monate lang auf Youtube.
Googles Motto ist halt: Scheiß auf Privatsphäre und Rechte anderer, wir machen einfach was wir wollen. Und wenn einer klagen will, kann er sich "jahrelang" die Zähne ausbeißen - es ist mehr als genug Kohle in der Kriegskasse. Und bis der Prozess dann endlich stattfindet, hat die Sache ohnehin schon mehr frische Kohle eingespült, als sie vielleicht an Strafe kosten wird.
Merkwürdig ist gewiss, dass das italienische Gericht Google-Mitarbeiter und nicht direkt die "Google-Spitze" angegangen ist. Aber an die wäre man vermutlich sowieso niemals rangekommen. Der Fall in Italien sorgt jetzt weltweit für Diskussionen. Und das ist gut so.