Intel-Chef Paul Otellini hat auf einer Konferenz laut Bericht von Blomberg kein Blatt vor den Mund genommen und das im Klartext zugegeben, was eigentlich schon längst klar ist.
Intel, der weltweit größte CPU-Hersteller, hat das Smartphone-Geschäft verschlafen. In mobilen Geräten dominieren längst Prozessoren von Herstellern wie ARM, "Intel inside" gibt es in dieser Ecke (noch) nicht. Otellini erklärte, dass er wünschte, er hätte bereits vor sieben Jahren mit der Entwicklung von Chips für mobile Geräte begonnen.
Passiert ist das aber erst vor vier Jahren. Entsprechend hinkt Intel der Konkurrenz jetzt ordentlich hinterher. Mit der "Langsamkeit" ist der Intel-Chef nicht alleine. Auch Microsoft-Chef Steve Ballmer hat vor wenigen Tagen kleinlaut eingestanden, dass das mit den "Handys" nicht so toll gelaufen ist. Windows Phone 7 kam (kommt) viel zu spät, Microsoft hat eine komplette Handy-Generation verschlafen.
Und kann jetzt nur hoffen, dass Windows Phone 7 nicht ein zweites KIN-Desaster wird. Bereits drei Monate nach der Markteinführung, schmiss Microsoft seine auf soziale Netzwerke ausgerichteten "Kin-Smartphones" hin (siehe Microsoft begräbt soziale Kin-Smartphones).
Es wird gemunkelt, dass sich die Zahl der verkauften Geräte in einem mehr als lächerlichen Bereich bewegt.
Michael Nickles meint: Es ist schon erstaunlich, was die (ehemaligen) Giganten der Computerwelt so treiben. Die digitale Welt befindet sich in einem erstaunlichen Umbruch. Intel hat im Lauf der Jahre die Leistung von Prozessoren immer weiter vorangetrieben und irgendwann (wie auch die Konkurrenz) erkannt, das neben GHz auch der Stromverbrauch ein Faktor ist.
Inzwischen haben selbst billigste CPUs mehr Rechenpower, als normale Menschen brauchen - und die sind gewiss die Masse. Fürs Surfen im Internet braucht es halt keine "Zig-Kern-CPU mit zig GHz". Im Heimbereich sind es eigentlich nur Spiele, die fette Hardware brauchen. Wobei auch das gerade am Umkippen ist.
Die aktuell beginnende Zukunft der Spiele ist die "Datenwolke". Spiele werden "abonniert" und dann von einem Rechenzentrum auf den heimischen PC gestreamt. Der PC ist dann quasi nur noch ein primitives Abspielgerät, er braucht keine gewaltige Rechenleistung mehr um Spiele in maximaler Qualität ruckelfrei zu liefern.
Und selbst dann, wenn über die Datenwolke gelieferte Spiele qualitativ erstmal schlechter als lokal gerechnete sind, werden die Spiele-Publisher sich auf die Wolke konzentrieren. Denn: damit schaffen sie sich endlich das lästige Problem mit den Raubkopien vom Hals. Und: per Abomodell kassieren sie kontinuierlich. Natürlich braucht ein Wolken-Terminal selbst auch keine schnelle Grafikkarte, die lumpigste, die ein Bild darstellen kann, reicht aus.
Es wird für AMD und Nvidia also witzlos werden, immer schnellere Karten für Endverbraucher zu entwickeln. Und schließlich: bei Spielen aus der Wolke braucht es auch kein Windows-Betriebssystem mit "DirectX" mehr. Womit der vielleicht letzte Grund statt kostenlosem Linux teures Windows zu verwenden, sich in Rauch auflöst.
Auch bei den Laufwerkherstellern wird es wohl gnadenlos abwärts gehen, weil es auf absehbare Zeit keine fetten Platten mehr braucht. Datenträger werden aussterben, weil auch Musik und Video einfach direkt live übers Internet gestreamt werden. Man kann es sich ja leicht ausrechnen.
Es gibt beispielsweise ein Musikstück im MP3-Format, das sich eine Million Leute kaufen und runterladen. Sagen wir mal, die Datei ist 5 MByte groß. Es wird also eine Million Mal 5 MByte an Speicherkapazität verbraten. Konsumieren die eine Million Kunden die Datei bei Bedarf einfach direkt aus der Wolke, dann fallen in der nur einmalig 5 MByte Speicherkapazität an.
Das sind alles natürlich nur ein paar Gedanken und Beispiele - es gibt gewiss noch viele mehr.
Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass die "ganz Großen" die ganze Wahrheit nicht rauslassen: dass sie eine Scheißangst haben.