Hallo Forum,
na, liebes Forum, schon den neuen Personalausweis beantragt? Das Papierle mit dem man sich auch im Internet ausweisen, online registrieren und online-Behördengänge machen kann. Toll kann ich da nur sagen !!!
Gestern habe ich einen Personalausweis-Kartenleser bekommen. Weiß, superflach, mit Usb-Anschluß, kann man quasi überall mit hinnehmen und das Allerbeste, der Kartenleser soll Linux können!!! Noch mehr toll, wenn es denn stimmen würde !!!
Die Ernüchterung folgte auch prompt auf dem Fuße. Der Kartenleser läuft augenblicklich nur mit Debian und Ubuntu, nicht jedoch mit Open(Suse). Kernel 2.6.x wird vorausgesetzt und diverse Pakete und Module müssen nachinstalliert werden. Vollmundig vom BSI verkündet und doch nur halbherzig umgesetzt sowie von der gesamten Fachpresse augenscheinlich ungeprüft übernommen.
Wer es genauer wissen will, schaut in die TR031119 des BSI. Dort werden insbesondere die geprüften Betriebssysteme vorgestellt und es wird deutlich, daß es unter Opensuse z. Zt. mit dem Ding nichts wird. Ferner zeigt sich, daß dieser Kartenleser CAT B klassifiziert ist und damit k e i n e Sicherheitsanforderungen (höchste Stufe Cat K) erfüllen muß. Kann man diesem Kartenleser überhaupt seine persönlichen Daten anvertrauen oder ist er gleich ein Fall für die Mülltonne?
Gott-sei-Dank laufen meine Rechner im Dualboot mit Winxp und Opensuse und so kann der Kartenleser zumindest einmal geprüft und zu Testzwecken in Betrieb genommen werden.
Die Treiberinstallation unter winxp ist normalerweise kein Hexenwerk, aber dank der unsinnigen Installationsbeschreibung unnötigt kompliziert. Der neue Personalausweis kann ebenfalls nicht ausprobiert werden, da er erstens noch nicht nicht vorliegt und zweitens das Ausweis-Programm erst am 09.11.2010 zum Download freigeschaltet wird. So bleibt heute nur die Spielerei mit den Testprogrammen.
Fazit:
Wieder einmal wurde von den Behörden mehr versprochen als schlußendlich in die Praxis umgesetzt.
Augenscheinlich ist den behördlichen IT-Fachmännern entgangen, daß apt-Archive keine rpm-Module sind und somit nicht unter Opensuse laufen.
Unverständlich bleibt auch, weshalb die rpm-Module nicht zu Ende entwickelt (compiliert) wurden, zumal bereits in den Zertifizierungsunterlagen sichtbar wurde, daß hier Handlungsbedarf besteht.
Warum 30,00 Euro (VK je Stück) für ein unsicheres Cat B - Kartenlesegerät anstatt etwas mehr für ein Cat K -Gerät ausgegeben wurden, bleibt nur den Behördenvertretern erschlossen? Aber es sind ja nur unsere Steuergelder die hier sinnlos verpulvert werden!
Sofern alle opensuse-rpm-Pakete und Module zusammengetragen sind, folgt ein Nachtrag.
MfG.
violetta
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Hallo Erwin
Den Kartenleser brauchst Du z.B., wenn Du mit dem neuen Ausweis per Internet Geschäfte tätigst zur sicheren Identifikation des Transfers.
Problem dieses Nullachtfuffzehn-Gerätes ist eben das Primitivste, was es gibt und entspricht nur der geringsten Sicherheitsklasse, Zitat aus dem weiter oben von mir verlinkten Heise-Artikel:
Basis-Lesegeräte sind im Prinzip also einfache USB-Sticks mit einer RFID-Schnittstelle ohne eigene Tastatur zur Eingabe der PIN und eigene Terminalsoftware. Wer einen PC etwa mit einem Keylogger kompromittiert und dessen Tastatureingaben mitschreiben kann, kann auch die Eingabe der PIN abfangen, die beim Einsatz des elektronischen Personalausweises im Internet benötigt wird.
Das ist auch einer der Gründe, warum Onlinebanking bei mir nicht über den Browser stattfindet, sondern über eine autarke Software mit einem HBCI-Kartenleser.
Da hast Du nämlich dann einen sogenannten "kontaktbehafteten" Kartenleser mit separater Eingabetastatur, der die Daten zwischen Kartenleser und Bank verschlüsselt.
Ein Abgreifen per Keylogger wie bei o.g. Geräten ist also praktisch nicht möglich, wenn dann noch jemand Deine Ausweisdaten über den RFID-Chip abgreift, hat er praktisch alles, was nötig ist, um in Deinem Namen Geschäfte zu tätigen.
M.E. gehören ein Personaldokument wie der Ausweis und die Funktion einer Geldkarte nicht zusammen, dazumal bei Verwendung eines Basisgerätes die Haftung komplett auf den Nutzer gelegt wird:
Man müsse natürlich auch dafür sorgen, dass der PC sauber bleibe, sagte der BSI-Experte und verwies auf regelmäßige Updates der Software, die Einrichtung einer Firewall und einen aktuellen Virenschutz.
fakiauso