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News: Wird bald doppelt kassiert?

ARD und ZDF planen kommerzielle Online-Videothek

Michael Nickles / 27 Antworten / Flachansicht Nickles

Es klingt wie ein Scherz, ist aber keiner. Die öffentlich rechtlichen Sendeanstalten ARD und ZDF haben jetzt ihren Plan bekannt gegeben, eine gemeinsame kostenpflichtige Online-Videothek zu basteln, berichtet unter anderem die Financial Times.

Und das soll bereits 2012 passieren. Kohle in die Kasse spülen soll die Sache durch Abrufgebühren oder durch Einblendung von Werbung. Das Filmmaterial soll von zahlreichen deutschen Film- und Fernsehproduktionsfirmen kommen.

Die öffentlich rechtlichen Sender dürfen derlei kommerzielle Aktivitäten eigentlich nicht durchziehen, aber es gibt anscheinend ein dickes Schlupfloch. ARD und ZDF haben kommerzielle Ableger namens ZDF Enterprises und WDR Mediagroup, die laut Rundfunkstaatsvertrag auch privat wirtschaften dürfen.

Dadurch haben ARD und ZDF also indirekt die Möglichkeit, sich gegen privat finanzierte Videotheken im Internet zu platzieren. Für Wut dürfte der Plan natürlich unter anderem bei den privaten TV-Sendergruppen Pro7/Sat1 und RTL sorgen.

Die wollten bereits 2010 ein gemeinsames Videoportal schaffen, das Bundeskartellamt hat das aber wegen Wettbwerbsbedenken verboten (siehe Gemeinsame TV-Plattform der Privatsender ist gescheitert).

Michael Nickles meint: WDR Mediagroup, ZDF Enterprises. Was ist das? Ein paar Antworten liefert ein Blick auf die Geschäftsjahresberichte, die unter anderem auf www.ebundesanzeiger.de öffentlich einsehbar sind.

Die WDR Mediagroup gibt es wohl seit 2006/2007 und sie kümmert sich beispielsweise um die Vermarktung der Werbeblöcke in den TV- und Radiosendern der ARD. Auch ist sie für die "Auslandsvermarktung" von ARD-Eigenproduktionen zuständig. Der WDR ist mit 30 Prozent an der Gesellschaft beteiligt.

Zum Lesen des "kilometerlangen" Geschäftsberichts der ZDF Enterprise GmbH war ich zu faul. Also: Wer blecht die geplante Online-Videothek? Die Gebührenzahler? Kommt die Kohle "nur" aus den Einnahmen, die beispielsweise die WDR Mediagroup durch Auslandsverkauf von Lizenzen für Sendungen eingenommen hat - wobei diese Sendungen natürlich ursprünglich mit finanziellen Mitteln der ARD (also durch Gebühren) produziert wurden?

Der Kracher bei der Sache ist ja, dass ab Januar 2013 die Haushaltspauschale kommt, jeder gezwungen wird Rundfunkgebühren zu blechen, auch wenn er gar keine Empfangsgeräte hat (GEZ-Gebühren: ab 2013 muss jeder blechen).

Wer dann einen Tatort verpasst und in zeitgemäß im Internet angucken will, der muss halt nochmals dafür blechen. Okay acht Tage gibt es den ja kostenlos in der ARD Mediathek zum Abruf - solange die noch existiert und nicht aus "Spargründen" abgeschafft wird, um die neue kommerzielle Videothek zu finanzieren.

In ARD und ZDF läuft grad übrigens seit zig Stunden PARALLEL die Live-Übertragung von der königlichen Hochzeit in Großbritannien. Es gibt gewiss nichts Wichtigeres für öffentlich rechtliche Sender. Ich geh mal kurz kotzen.

The Wasp Michael Nickles „ARD und ZDF planen kommerzielle Online-Videothek“
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Das mit den Parallelübertragungen - nicht nur in diesem Fall - finde ich auch zum Kotzen, weil es eine gigantische Verschwendung von Rundfunkgebühren ist. Das kann und sollte nur ein Sender erledigen.