Hallo Leute,
es scheint, dass es hier im Forum einige Leute gibt, die Bücher lesen.
Wenn das so ist - nichts wie her mit den Titeln der Lieblingsliteratur. - Und wenn es nicht zu schwer fällt, eine Beschreibung des Inhalts.
Gruß und alles Liebe
Karl
Off Topic 20.122 Themen, 223.164 Beiträge
Hallo phoenix,
witzigerweise hat Hesse dieses Gedicht als junger Mann geschrieben - unzählige Soldaten haben es in ihrem Tournister mit in die Gräben des Ersten Weltkrieges geschleppt.
Folgendes Gedicht hat sogar meiner Mutter etwas gesagt, eine völlig ungebildete Frau (aber mit Herzensbildung) und es hat sie im Alter getröstet, jedenfalls so lange, wie sie noch bei Verstand war.
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andr'e, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hänge,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemels enden ...
Wohlan denn, Herz nimm Abschied und gesunde.
Diese Gedicht ist übrigens Teil des Buches "Glasperlenspiel". Hesse hat darin auch, aber nicht nur, seine Erfahrungen mit der fernöstlichen Phillosophie verabeitet. In einem Brief schrieb er, dass diese Buch eine Art Gegenentwurf zu dem Hitlerregime, zur Naziideologie sei, er mußte es schreiben, um zwischendurch mal saubere Luft zu atmen.
Also genug jetzt, mir fällt die Pappe raus - ich muß schlafen.
Gruß
Karl