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News: Neuer Hinweis

Youtube: Google stellt GEMA an den Pranger

Michael Nickles / 67 Antworten / Flachansicht Nickles

Das Videoportal Youtube wurde 2005 gegründet, durch respektlose Urheberrechtsverletzungen berühmt und bereits Ende 2006 von Google übernommen. Bereits vor Googles Kauf war klar, dass es bei Youtube bald enormen Ärger gibt (siehe YouTube auf der Abschussliste). Damit bürdete sich Google die Last auf, das mit den Rechteinhabern irgendwie geregelt zu kriegen.

Das ist teils geglückt, teils beißt sich Google immer noch die Zähne daran aus. Unter anderem an der GEMA. Die ließ Youtube bereits Ende November 2006 wegen Urheberrechtsverletzungen abmahnen (siehe GEMA mahnt YouTube ab).

Es kam schließlich zu einer zeitlich befristeten Einigung, die im April 2009 endete. Seit dem streiten Google und GEMA um die Höhe der Vergütung, die Google an die GEMA blechen soll. Google will die Bezahlung mit einem Pauschalbetrag erledigen, die GEMA will "Kohle pro Abruf". Und die Forderung der GEMA ist Google zu hoch (siehe Zoff zwischen Youtube und GEMA wächst), die Verhandlungen gehen nicht voran.

Im Mai 2010 wurde die Verhandlung als endgültig gescheitert eingestuft und die GEMA zwang Google 600 Musiktitel zu entfernen (siehe GEMA: Youtube muss 600 Musiktitel entfernen).

Seitdem sind es deutsche Youtube-Benutzer gewohnt, bei Abspielversuch eines Videos alle Weile nur einen Hinweis zu kriegen, dass das gewünschte Video in ihrem Land nicht verfügbar ist. Miteinander geredet haben Google und GEMA wohl dennoch alle Weile wieder mal.

Denn: jetzt gibt es erneut die Meldung, dass der Streit eskaliert und die Verhandlungen (diesmal) endgültig gescheitert sind. Das kriegen auch Youtube-Nutzer mit, wenn sie genau hingucken. Der alte "Nicht verfügbar"-Hinweis wurde durch eine konkretere Mitteilung ersetzt, in der deutlich die GEMA als "das Böse" genannt wird:


Diesen alten Hinweistext gibt es zwar noch, er soll jetzt aber zunehmend durch einen direkten Verweis auf die GEMA ersetzt werden.

Michael Nickles meint: Die GEMA will Geld, kann den Hals nicht voll kriegen, also ist sie böse. So einfach geht das nicht, auch wenn viele es gerne so hätten. Die "Geiz ist geil"-Gesellschaft satanisiert inzwischen ja jeden, der mit seiner Arbeit was verdienen will - und wenn, dann soll er gefälligst für ein paar Cent pro Stunde arbeiten - das reicht für ein Stück Brot pro Tag.

Tatsache ist wie auch oben in der News gesagt: ohne rücksichtlose Urheberrechtsverletzungen wäre Youtube niemals möglich gewesen. Google wusste das. Und ohne die finanzielle Gewalt Googles, wäre Youtube längst eliminiert worden.

Man kann gewiss drüber streiten, ob die GEMA zu raffgierig ist, zu viel Kohle von Google haben will. Es wird ja gemunkelt, dass das ca 10-12 Cent PRO Abruf eines Videos sind. Aber: inzwischen blendet Google bei Youtube-Videos auch extrem Werbung ein und Werbung bei Google ist drecksteuer!

Wer das nicht glaubt, der kann ja mal Werbung über Google schalten und sich die Rechnung am Monatsende angucken. Auf der anderen Seite: wer Webseiten-Betreiber ist und Anzeigen von Google einbindet, der weiß, dass am Monatsende meist nur eine "handvoll Euro" von Google rüberkommt.

Google macht mit der Werbung eine Höllenkohle - es ist verständlich, dass die GEMA da zäh verhandelt. Denn sie liefert etwas, ohne das Google nicht leben kann: Inhalte.

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Data Junkey Joerg69 „Hallo Markus, interessanter Hinweis. Schön, daß das mal einer erzählt. Hier...“
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Hallo,

ich schließe mich Joerg69 an, und bedanke mich auch bei Markus. :)

Die GEMA ist total unflexibel und nicht mehr Zeitgemäß. Hier geht es nicht darum, in Frage zu stellen, ob ein Künstler seine Semmeln verdient hat oder nicht. Es geht darum, mit welchen Mitteln diese Semmeln eingetrieben werden.

Das Haupt-Problem was daraus entsteht, ist die Tatsache dass die Urheber selber durch ihre Mitgliedschaft bei der GEMA ihre eigenen gesetzlich verankerten Rechte für ein trockenes Brot an die GEMA "verschenken", welche dann den eigentlichen großen Raibach macht. Der eigentliche Urheber hat weder die Möglichkeit nachzuprüfen wieviel die GEMA durch ihn wirklich verdient, noch die Möglichkeit einen eigenen Einfluss auf deren Geschäftsverhalten auszuüben. Dies kommt imho einer Art Entmündigung gleich, welche meiner Meinung nach schon teilweise an die Sittenwiedrigkeit grenzt.

Anders betrachtet, wie sollte Youtube seinen Usern erklären warum Leute aus Deutschland für das gleiche Video etwas zahlen müssen, während das gleiche Video aus anderen Ländern kostenlos zur Verfügung steht. Oder, wie sollten die ihren Usern erklären, dass jetzt Alle für etwas bezahlen müssen, weil es einige Andere auch müssen?

@Olaf19:
Ich hoffe das bald die Kulturflatrate kommt und es euch in eurer derzeitigen Form nicht mehr braucht.

Das ist das Letzte, was ich mir wünsche. Dann muss ich nämlich für allen möglichen Mist bezahlen, den ich gar nicht will, genau wie bei der GEZ.

Zustimmung. Das möchte ich auch nicht. Aber das ist doch genau das, was die GEMA letzten Endes macht. Siehe den Thread vom "Markus Klümper Am: 20.06.2011, 11:29" ;)

Ich hatte in den letzten Jahren sehr viel mit der Webradiobranche zu tun. Und was ich da so alles erlebt habe in Sachen GEMA, lässt teilweise sogar die GEZ wie Anfänger aussehen, und das will was heißen.

die musiker verdienen doch kaum am verkauf einer cd. es sind die plattenfirmen wie sony, die das größte stück vom kuchen bekommen

Und das willst du ausgerechnet der GEMA anlasten? Die hat damit haargenau gar nichts zu tun.

Im Gegenteil - wenn man schon nichts an einer CD verdient, kann man über die GEMA wenigstens noch als Komponist und Texter etwas verdienen

Genau das sehe ich Anders. Eigentlich sollte die GEMA die rechtlich verankerten Interessen der Urheber schützen und vertreten. Problem ist nur, dass in der heutigen Praxis die GEMA nicht die rechtlichen Interessen seiner Mitglieder schützt, sondern mit den billig eingekauften Rechten ihrer Mitglieder ihre eigenen Interessen vertritt. Und ihre eigenen Interessen sind halt nun mal möglichst viel verdienen, und möglichst wenig an die eigentlichen Uhreber weiter zu geben. Im Prinzip verdienen sich durch dieses System nur die jenigen eine goldene Nase, welche e schon reich und berühmt sind. Die kleinen "Newcommer" bleiben auf der Strecke. Berühmte Künstler brauchen keine Kostnix-Plattformen um ihr Geld zu verdienen. Die haben genug andere Möglichkeiten. Aber gerade die noch unbekannten brauchen solche Angebote, um erst mal bekannt zu werden.

Die Zeiten von Beatles und Rolling Stones ist vorbei. Heute würde niemand einen Cent für eine CD ausgeben, für einen Künstler dessen Namen er noch nie gelesen hat. Die Zeiten haben sich geändert, und auch GEMA und GEZ haben sich entsprechend angepasst. Nur, diese Anpassung läuft halt in die falsche Richtung. In jeder Branche muss ein "Hersteller" seine Produkte so vermarkten, dass das Preis-Leistungsverhältnis so attraktiv ist, dass sich dieses Produkt auf dem Markt durchsetzen kann. GEZ & GEMA haben dies nicht nötig. Sie diktieren die Bedingungen so, dass ihnen die Kunden nicht davon laufen können, keine Alternativen haben. Sie missbrauchen die Rechte derer, die sie eigentlich beschützen sollten.

Immer mehr Künstler haben dies erkannt, und Konsequenzen daraus gezogen. Aus der Versklafung der GEMA kann man noch aussteigen. Aus der der GEZ leider nicht mehr. Die GEZ unterstellt einfach, dass in jedem Haushalt mindestens ein "Medientaugliches" Gerät zur Verfügung steht, und auch für diese Zwecke benutzt wird. Es wird Zwangskassiert, ob solche Medien verwendet werden oder nicht, interessiert heute keinen mehr. Und wenn die Leute nun her gehen, und ihren PC verschrotten, weil sie dieses Medienzeugs nicht konsumieren möchten, kommen die Morgen mit dem Argument, man könne auch mit dem Telefon Musik-Streams hören, und dann wird halt über dieses Argument kassiert. Das hat weder was mit freier Marktwirtschaft noch mit Urheberrechtsschutz, und noch weniger mit "Geiz ist geil-Mentalität" zu tun.

Es gibt Alternativen: http://de.creativecommons.org/
Wer sich als Künstler von der GEMA trennt, verliert nicht seine gesetzlichen Rechte des Urhebers. Er kann selber individuell für jedes seiner Kreationen entscheiden, wer was zu welchem Preis in welchem Umfang damit machen darf. Hier bestimmt der Urheber die Bedingungen, nicht die GEMA. Das ist der feine Unterschied daran. ;)
Das Video auf deren Startseite dauert eine Weile, aber wer sich wirklich für diese Materie interessiert, dem würde ich empfehlen sich dieses mal vollständig anzusehen. Es hat seine Gründe, warum solche Plattformen wie Jamendo gerade von kleineren Künstlern nahezu überlaufen werden. Dies liegt mit Sicherheit nicht daran, dass die Alle ein übersteigertes sozial wohltätiges Interesse haben, sondern daran, dass sie von den "Großmächtigen Überbigbrother-System" entweder ausgeschlossen werden, oder ihre eigenen Rechte herschenken müssen, um eine Existenzberechtigung zu bekommen.

Welcher Künstler würde wohl nicht gerne so viel Freiheit behalten dürfen, dass er in so einem Fall wie z.B. der Kinderchor "Gnade vor Recht" einräumen würde? Hätte er diese Möglichkeit, wäre das wohl die beste Werbung für ihn. Doch, die GEMA nimmt ihren Künstlern diese Rechte. Mit welchem Recht eigentlich?

Gruß, Thomas

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