Hallo Bernds1,
Ich habe 9 Jahre mit Plumsklo im Stall auf dem Hof und einer Bretterbude als Badezimmer, beides mit Ratten gelebt. Wieviele Familien haben in Deutschland noch so gelebt?
Ich, Bernds1. Ich bin mit 6 Brüdern auf dem Land aufgewachsen. Vater war Schichtarbeiter und "Mondscheinbauer", was heißt, dass wir alle ständig am arbeiten waren. Holz mußten wir aus dem Wald holen (mit Holzschein) etc. etc. Wasser, für das Baden einmal die Woche, wurde im Schweinekessel heiß gemacht. Der Inhalt des Plumpsklos wurde aufs gepachtete Feld verstreut. Außerdem gab es noch Vieh und Kleinvieh, für das wir Kinder zu sorgen hatten. Mit anderen Worten, wir kannten nur Arbeit.
Meine Brüder und ich sind weder kriminell noch sonst wie auffällig geworden, weil, bei uns trank niemand und die Religion kam auch nicht zu kurz. Und außerdem hatten wir eine Mutter, die sich aufopferte. Und allein schon, um sie nicht unglücklich zu machen, haben wir keinen Blödsinn gemacht.
Das war schon in der Nachbarschaft nicht so. Da gab es, es war in den 50iger Jahren, beinahe täglich Schlägereien. Und von denen, die sich am meisten hervorgetan hatten, haben sich mittlerweile drei Leute (alle so alt wie ich) umgebracht, mehrere andere sind kriminell geworden, zwei wurden sogar Mörder.
In der Schule herrschten Lehrer, die schon bei den Nazis Lehrer waren. Es wurde drakonisch bestraft. (z. B. körperliche Züchtigungen mit dem Rohrstock), außerdem gab es Gewalt zwischen den Schülern und Schülerinnen. Lehrer wurden auch schon, in den von Dir so gelobten 50igern, zusammengeschlagen.
Ich möchte Dir nur damit sagen, dass man sich trotzdem bilden kann, indem man viel liest und die Menschen beobachtet. Vor allem muß man nicht verbittern. Denn genau das lese ich aus Deinen Beiträgen heraus. Eine Verbitterung sondergleichen. Und die Schuld haben immer andere, vorzugsweise Intellektuelle.
Gruß
Karl