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News: Schluss mit freiwillig

Facebook-Nutzer werden zu Timeline-Darstellung gezwungen

Michael Nickles / 22 Antworten / Flachansicht Nickles

Im Dezember vergangenen Jahres hat Facebook eine neue Darstellungsform für die persönliche Startseite vorgestellt: die Timeline ("Zeitlinie"). Dabei werden alle Einträge von Facebook-Mitgliedern chronologisch aufgelistet, es ist für Besucher leichter, ältere Ereignisse nachforschen zu können.

Zudem bringt die Timeline eine ganz neue Funktionalität. Man kann Ereignisse auch rückwirkend bis zum Geburtszeitpunkt eintragen, auf Facebook also ein komplettes Leben präsentieren. Bislang war diese Timeline-Darstellung optional aktivierbar, also eine freiwillige Sache. Damit ist jetzt Schluss.

Laut Facebook-Blog-Update wird die chronologische Darstellungsvariante zum Standard. Die Umstellung wird in den kommenden Wochen erfolgen. Wer die Zwangsumschaltung nicht abwarten will, kann die neue Darstellung natürlich weiterhin auch jetzt schon aktivieren.

Michael Nickles meint: Datenschützer grübeln seit Ankündigung der Timeline-Darstellung, was sie davon halten sollen. Mir ist das offen gesagt völlig schnuppe. Denn: jeder kann selbst entscheiden, wie weit er bei Facebook geht, was er der Welt zeigt und erzählt. Es gibt allerdings einen Haken an der Sache, der mich nachdenklich macht.

Ich habe gerade mal die Facebook-Seite einer alten Freundin besucht, die dort recht aktiv ist und festgestellt, dass sie die neue Zeitleisten-Darstellung bereits freiwillig aktiviert hat. Natürlich war ich neugierig, ob sie auch von der Möglichkeit gebrauch gemacht hat, Dinge aus fernerer Vergangenheit einzutragen.

Und tatsächlich gab es einen Eintrag von 1989. Da stand, dass sie 1989 ihren Schulabschluss am Gymnasium absolviert hat. Komischerweise gingen wir beide in die gleiche Schule und ich kam 1986 dort raus, also so mit 20.

Meine Freundin hat laut Facebook drei Jahre länger gebraucht, muss also zigmal hocken geblieben sein. Das ist sie allerdings nicht. Der Eintrag in der Facebook-Timeline ist falsch. Komischerweise ist der Eintrag auch in Englisch verfasst ("Graduated from Hermann-Staudinger-Gymnasium").

Ich vermute also schwer, dass er von Facebook irgendwie automatisch generiert wurde. Einen Hinweis, dass es sich um einen automatischen Eintrag handelt, der NICHT vom Besitzer der Facebook-Seite stammt, gibt es auf jeden Fall nicht.

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SirHenrythe3rd |dukat| „Also seit diesem letzen Schlag von Facebook bin ich echt froh dort nicht...“
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Ich bin so etwas wie ein Personalkaufmann, zumindest gehört seit 13 Jahren das Profiling & Recruitment (denglisch FTW! ^^) zu meinen täglich Brot.
Facebook-User bin ich noch dazu.

Grundsätzlich: über FB und andere Social-Communitys, welche den privaten Raum abdecken, Informationen einzuholen gehört bei den meisten Firmen in die Kategorie "unseriös".
Viel interessanter sind da ausgewiesene Karriereplattformen wie "XING".

Grundsätzlicher Gedanke 1: Informationen darüber zu erhalten, welche Pornoseiten besucht wurden oder welche Saufpartys wie orgiastisch gefeiert wurden setzt doch voraus, dass der jeweilige Proband diese Infos auch auf seinem Profil verankert. Nur wenn FB (or whatever) mit diesen Daten gefüttert wird kann man auch einen "Lebenslauf" dazu generieren.

Grundsätzlicher Gedanke 2: wann macht ein erweitertes Profiling über SN-Informationen überhaupt Sinn? Ich kann mich des Gefühles nicht erwehren das das irgendwie überbewertet wird.
Glaubt man wirklich das sich Personaler die Mühe machen bei jedem Bewerber erst einmal das Internet anzuschmeissen und zu recherchieren?
Nehmen wir mal eine Fachkraft für Lagerwirtschaft. Was soll mir denn diese erweiterte Suche bringen? Der soll sich im Lagerbereich auskennen, einen Staplerschein haben und pünktlich aus der Kiste kommen. Was der im privaten Bereich macht kann mir doch egal sein - egal wie heftig das auch wäre.
Sogar im Gegenteil: wenn ich im Internet Bilder von ihm sehen würde wie er sich mit seinem Kegelbrüdern die Kante gibt und seine Pornosammlung auflistet würde ich denken "Prima! Mit dem ist alles in Ordnung, der passt zum Team!".
Mag pervers klingen, aber so sieht die Realität aus. Ich könnte da doch keinen Wiener Sängerknaben mit Staplerschein hinschicken...den würden die rausmobben!

Kontrastprogramm: ein Akademiker, der sich für eine Führungsposition bewirbt.
Da sollte man schon davon ausgehen das der nicht so blöd ist entsprechende Informationen über sich im Netz preiszugeben.
Wenn doch, würde man diesen wohl nicht ganz ernst nehmen können.
Menschlich bliebe es trotzdem vertretbar, auch Inhaber höherer Positionen können Lebemänner sein. Oft sind sogar die Lebemänner die erfolgreicheren im Geschäftsleben, weil die mit allen Wassern gewaschen sind. Bringen oft mehr Umsatz als so Heilige, mit der Aura eines Schluckes Wasser in der Kurve.

Fazit: für mich überbewertet diese ganze "Euch stellt keiner mehr ein wegen FB-Profil"-Diskussion. In der Praxis stellt sich das doch etwas anders dar.

An dieser Stelle bitte eine coole Signatur vorstellen
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