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News: Wahnsinn 3.0 oder nur Satire?

CDU-Abgeordneter Ansgar Heveling will Web 2.0 vernichten

Michael Nickles / 81 Antworten / Flachansicht Nickles

Der CDU-Abgeordnete Ansgar Heveling hat im Handelsblatt einen Gastbeitrag veröffentlicht.

Dafür trifft ihn jetzt der Spott der Internetgemeinde mit voller Wucht.

Michael Nickles meint: Ich geh ausnahmsweise mal gleich zur persönlichen Meinung über. Wenn ein Politiker einen Satz wie "Das Web 2.0 wird bald Geschichte sein" raus lässt, dann spielt es keine Rolle, in welchem Zusammenhang es das sagt. Da kann man nur noch den Irrenarzt rufen - oder besser gleich mehrere davon.

Aus Hevelings Sicht ist es nur eine Frage, "wie viel digitales Blut bis dahin vergossen wird". Im zweiseitigen Blabla-Kommentar will Heveling dazu motivieren, "Piraten" im Internet den Kampf anzusagen. Man kann das Geleier nur so interpretieren, dass Heveling "Rechtsverletzungen" im Internet den totalen Krieg ansagen will, egal wie viele Tote es dabei gibt.

Der Gastbeitrag des CDU-Angeordneten wurde im Handelsblatt um 13.53 Uhr veröffentlicht. Gerade mal knapp dreieinhalb Stunden später, hat das Handelsblatt diesen Beitrag nachgeschoben: Protestwelle überrollt netzkritischen CDU-Abgeordneten.

Jetzt kennen wir ihn also alle: Ansgar Heveling, den "irren CDU-Politiker", der das Web 2.0 vernichten will. So schnell schafft man es heute also inzwischen von 0 auf 100. In erstaunlich kurzer Zeit (dreieinhalbstunden!) hat es dieser Mann geschafft, sich im Internet zum Gespött zu machen - das ist rekordverdächtig.

Wie kann so etwas passieren? Inzwischen dürfte doch der letzte Trottel geschnallt haben, dass Reaktionen auf Irrsinn im Web schnell und heftig folgen. Ging es Ansgar Heveling nur drum endlich schnell richtig (mehr als gar nicht) bekannt zu werden? Egal um welchen Preis? Oder: ist es nur ein Test, für wie blöd man die deutsche Internetgemeinde verkaufen kann?

Oder ist es nur eine Satire? Ich hoffe letzteres.

Denn: Der bislang unbekannte Ansgar Heveling hockt bei der CDU/CSU in der Kommission "Internet & Digitale Gesellschaft".

Übrigens: die Webseite von Heveling www.ansgar-heveling.de ist natürlich umgehend gehackt und mit "Spotttexten" befüllt worden. Laut Bericht von Proteus Solutions war der Hack wohl keine große Sache. Für Benutzername und Passwort hat der "Internetexperte" angeblich einfach seinen Vor- und Nachnamen verwendet. Wir haben es hier also mit einem Vollprofi zu tun.

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Andreas42 winnigorny1 „Zitat aus dem Artikel: Der Endkampf um Mittelerde , wie Heveling die Diskussion...“
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Hi!

So schlecht und falsch ich den ursprünglichen beitrag von Herrn Heveling finde, das man sich in den Diskussionen an einzelnen Formulierungen hochzieht, bringt uns auch nicht weiter.

Ich denke, ich verstehe, was er damit sagen wollte.

"Die mediale Schlachtordnung der letzten Tage erweckt den Eindruck, wir seien im dritten Teil von „Der Herr der digitalen Ringe“ angekommen, und der Endkampf um Mittelerde stehe bevor."

Er vergleicht die aktuelle Diskussion offenbar plakativ mit dem Gut gegen Böse Schlachtengemälde, das J.R.R. Tolkien im Herrn der Ringe geschaffen hat. Allerdings bezieht er sich nicht auf die Bücher. Der Endkampf um Mittelerde wäre im 6. Band gewesen. Die Bände des Zyklus umfassen immer zwei Bücher pro Band.
Heveling bezieht sich offenbar auf die Verfilmung von Peter Jackson, der ja gerade die Schlachten in einer bis dahin nie auf der Leinwand zu sehenden Fülle an digitalen Trickeffekten sehr geschickt umsetzte. Wobei man IMHO merkt, das jackson eigentlich ein Hoorofilm-regiseur ist.
In den drei Filmen toben gleich mehrere Schlachten von biblischen Ausmaßen. Offenbar wollte heveling genau auf dieses digital erzeugte Schlachtengemälde anspielen mit seinen Kommentaren. Immerhin handelt es sich im Herrn der Ringe um die letzte Schlacht der Guten gegen das absolut Böse.

Die gern zitierten Zeilen aus Hevelings beziehen sich auf die im Film verwendeten namenlosen digiatlen Gestalten: "vorgezogenen Nachruf auf die Helden von Bits und Bytes", "wie viel digitales Blut bis dahin vergossen wird", "nach dem Abzug der digitalen Horden und des Schlachtennebels"
Aus meiner Sicht alles nur anspielungen auf den Film, den Helveling vermutlich nicht besonders schätzt (warum sollte er etwas das er schätzt, für seine bewusst trollige Kampfschrift verwenden?) aber hier als "Bild" für den Kampf der guten Copyright-Beschützer gegen die böse Web 2.0 Netzgemeinde aus Mordor verwendet.

Diese Betrachtung setzt Helveling IMHO bewusst ein um die Netzgemeinde global als die Bösen hinzustellen. Eine unerhörte aber bewusste Herausforderung - schon fast eine beleidigung, da die Netzgemeinde sich immer(!) als Vertreter der guten Seite versteht, die gegen die Übermacht der geschäftmässigen Bösen ("die da Oben") steht.

Der Fehler der Heveling dabei unterläuft ist, dass das seine Anspielung nur der verstehen kann, der die Herr der Ringe Saga und die Filme zumindest grob kennt. Ergo ist dieser eigentlich ganz geschickte Einstieg Mist, genau wie der Rest des Artikels, der aus verworrenen Querverweisen und erfunden Begriffen besteht ("digitale Maoisten"), die - wie bisher eigentlich jeder Kommentar anmekrt - keinen Sinn ergeben.

Möglichweise sehen wir hier einfach das erste in Printmedien verbreite Trollposting, was an sich schon eine bemerkenswerte Leistung ist. Typisch für einen Troll ist ja, dass er bewusst entgegen der allgemeinen Sichtweise anschreibt, später nie einen Fehler eingestehen und schon gar keine Abschwächung seiner Sichtweise zulassen wird.

"CDU-Hinterbänkler trollt die Netzgemeinde":
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,812249,00.html

"Mich regt das nicht auf"
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,812583,00.html
"Mein Gastbeitrag war als durchaus provokante Streitschrift gemeint", sagt er. "Aber das kann ja im Weiteren auch ein guter Einstieg für einen sachlichen Diskurs sein."
Kann, ein guter Einstieg, muss aber nicht. Warum sollte das auch passieren, darum ging es ja offenbar nicht?

"Die Reaktionen(..), dass meine Grundthesen offensichtlich nicht neben der Realität liegen."
Bedeutet schlicht: ich habe keinen Fehler gemacht und nehme nichts zurück.

"Das ist gerade die Form von Reaktion, mit der ich mich in meinem Beitrag kritisch auseinandergesetzt habe"
Die Netzgemeinde reagiert offenbar genau so, wie es vom Autor mit seinem Posting beabsichtigt war: aufgebracht.

Bis dann
Andreas

Hier steht was ueber mein altes Hard- und Softwaregedoens.
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Genau! winnigorny1
Fachleute LohrerMopper