Windows 8 ist nun mehr oder weniger perfekt innerhalb des Zeitplans fertig (sofern irgendein Microsoft Betriebssystem dies bisher vor Veröffentlichung des ersten Servicepacks jemals war). MSDN und Technet-Kunden bekommen ab Morgen die finale Version, welche später auch der Endkunde zu kaufen bekommt, zum Download freigegeben.
Xafford meint: Somit tritt Windows 8 das schwere Erbe nach Windows 7 an, das viele nach der Vista-Pleite recht schnell an nahmen. Geht man nach dem Microsoft-Schweinezyklus, so könnte Windows 8 das Schicksal von Vista teilen, die Kritikpunkte sind vielfältig, ebenso wie die Veränderungen. Doch hat Windows 8 die selben Voraussetzungen wie Windows Vista?
Seit der Einführung von Vista hat sich die Computerwelt zwar nicht revolutionär, so doch evolutionär verändert. Der klassische PC ist nicht mehr das Zentrum der IT-Welt. Weder im privaten, noch im geschäftlichen Umfeld. Smartphones und Tablets drängen mehr und mehr in den klassischen PC-Bereich, was sich auch in den Absatzzahlen für Komplett-PC zeigt. Prozessor und Grafikleistung sind heute selbst in Mittelklasse-Smartphones stark genug alle Alltagsaufgaben zu bewältigen, selbiges gilt für Tablets. Wo das Smartphone für Alltagsaufgaben nicht mehr ausreicht (große Display-Auflösung, Eingabegeräte) können Tablets mit Docks und Convertibles dies ausgleichen. Softwarelösungen wie Office oder Outlook, sowie die Daten wandern online in die Cloud, Hinz und Kunz meint eine Facebook-Integration zu brauchen - allem Anschein nach entwickelt sich der breite Massenmarkt weg vom klassischen und stationären PC hin zum mobilen und zum social Computing - ungeachtet aller Sicherheits- und Datenschutzbedenken.
Wo steht nun Windows 8? Ja, es tritt ein schweres Erbe an - aber nicht unbedingt das von Windows 7, sondern meiner Meinung nach das aller bisherigen Windows-Versionen. Windows steht - einmal von bisher mäßig erfolgreichen Exkursionen in die mobile Welt abgesehen - für das Arbeitstier PC wie es millionenfach in Haushalten und Büros steht und dies wahrscheinlich auch noch die nächsten 10 Jahre tun wird, wenn auch mit schwindender Bedeutung. Aber Windows steht bisher nicht für eine medienübergreifende Plattform die den leistungsfähigen stationären Computer mit den mobilen Endgeräten, Entertainment und den Daten verknüpft. Apple hat durch seinen fulminanten Aufstieg die letzten Jahre gezeigt, dass Kunden dies (vielleicht nicht unbedingt zwingend brauchen, aber zumindest) akzeptieren und zu schätzen wissen.
Was blieb also Microsoft übrig, als sich für ein System zu entscheiden, welches auch geeignet ist die Endgeräte unter einer Plattform zu vereinheitlichen? Der klassische Weg in seiner bisherigen Form hätte früher oder später in eine Sackgasse geführt, wie Windows Phone 7(.5) bisher gezeigt hat. Wie es leider so oft ist birgt so eine Entscheidung jedoch auch Nachteile da die Endgeräte letztendlich doch sehr unterschiedliche Voraussetzungen bieten, sei es die Auflösung des Displays, die Leistungsfähigkeit oder die Möglichkeiten der Eingabe. Daraus resultieren nun auch die meisten der Kritikpunkte welche Windows 8 und die kommenden Windows Phone 8 und Windows RT aus den Reihen der Kritiker entgegen wehen.
Wenn man sich ansieht welche Punkte am meisten kritisiert werden so haben sich meiner Meinung nach bisher das fehlende Startmenü und generell das Metro-Interface als Hauptpunkte heraus kristallisiert. Doch sind diese Punkte so tragisch? Die Mehrheit der User nutzt (auch meiner Erfahrung als Admin nach) das Startmenü in seiner Tiefe eher sporadisch. Meist wird ein Programm entweder gar nicht direkt gestartet, sondern über den Aufruf einer Datei, oder es werden die wichtigsten drei bis vier Programme über die Schnellstartleiste aufgerufen. Bei selteneren Fällen wird das Suchfeld (ähnlich wie bei den Leuten die eine URL in das Google Suchfeld eingeben) als Programmstarter genutzt. Ich bin also durchaus geneigt Microsoft zu glauben, dass das Startmenü bei weitem nicht mehr den Stellenwert hat, den die Kritiker diesem beimessen.
Der zweite oft genannte Kritikpunkt ist das Metro-Design. Es ist schlicht und reduziert und somit eigentlich genau das Gegenteil von Windows bisher. Ob sich dieser Ansatz durchsetzen wird muss sich zeigen, der Effizienz beim Umgang mit einem Computer könnte es durchaus gut tun wie Windows Phone 7(.5) zeigt, denn dessen Bedienung ist auch für extreme Laien durchaus sehr intuitiv, auch wenn es nicht "sexy" ist.
Abgesehen davon ist auf dem PC der reguläre Desktop auch weiterhin vorhanden - der Schnitt ist also nicht so tief dass man Nutzer unbedarft im Regen stehen lässt. Wo das neue Bedienkonzept aber erst einmal sehr weh tut ist auf dem Server, aber spätestens seit der letzten Server-Version von Microsoft ist auch hier klar, dass der Weg bei Servern über die Automatisierung und die Fernwartung geht - mit der Powershell hat Microsoft hier eigentlich alle Voraussetzungen geschaffen dass ein Server so administrierbar ist wie es bei Linux immer als Vorteil hervor gehoben wird.
Was die anderen Kritikpunkte wie den Microsoft App-Store angeht, Secure-Boot und die Aufsplittung in Windows 8, Windows RT und Windows Phone 7.8 über die verschiedenen Plattformen, so muss sich erst einmal zeigen, wie Microsoft damit umgeht und was es letztendlich für den Kunden bedeutet.
Ich finde also, dass Windows 8 eventuell gar nicht so schlecht ist und auch ankommen wird, wie man anhand der Vorabkritiken vermutet - die Zeit wird es zeigen müssen. Allerdings bin ich fest der Meinung, dass Microsoft kaum eine Wahl hatte denn die klassische Plattform PC wird mehr und mehr an Bedeutung verlieren in den nächsten Jahren.