Mit der Umbennenung des Cloud-Dienstes Skydrive in Onedrive, hat Microsoft gestern auch neue Funktionen eingeführt, auch die "Onedrive-App" für Android wurde aktualisiert. Diese App gestattet es, den Cloud-Speicher mit Android-Geräten zu synchronisieren. Hinzugekommen ist jetzt eine neue Funktion namens "Kamerasicherung".
Die bewirkt, dass Fotos oder Videos, die mit einem Android-Gerät aufgenommen werden, auch automatisch in den Cloud-Speicher wandern. Empörung löst jetzt ein Beitrag von Netzwerktotal aus. Dort wird berichtet, dass die Android-Onedrive-App, nach ihrer Installation, sofort automatisch die vorhandenen Fotos und Videos in die Wolke speichert. Es soll dabei keine Nachfrage erfolgen, ob der Nutzer das haben will.
Der Betroffene überprüfte, dass in den Onedrive-Einstellungen die Option Kamerasicherung eingeschaltet war und kritisiert Microsoft entsprechend, dass dies wohl standardmäßig so voreingestellt wird. Generell scheint diese neue Kamerasicherungsfunktion auch etwas zu sein, auf dessen Nutzung Microsoft besonders scharf ist. Wer die Funktion nutzt, kriegt zusätzliche 3 GByte an kostenlosem Speicher geschenkt.
Eine Cloud-App von Microsoft, die automatisch private Dinge eines Android-Geräts in die Microsoft-Wolke schaufelt, ohne dass der Nutzer dies explizit bewilligt? Durch die NSA-Schnüffelei wurde die Vertrauenswürdigkeit von IT-Unternehmen in den USA bereits gewaltig ramponiert. "Dienstleister" wie unter anderem Microsoft, kämpfen um das Zurückgewinnen des Vertrauens ihrer Kundschaft. Eine standardmäßige "Kamerasicherung" bei einer Microsoft Cloud-App ist (wäre) da fatal. Ich habe die Sache deshalb mal überprüft.
Der komplette Vorgang: Im Google Playstore wird zunächst die Onedrive-App von Microsoft installiert. Vor der Installation werden diverse Berechtigigungen für die App gefordert, die akzeptiert werden müssen, wenn man die App haben will.
Die geforderten Berechtigungen bewegen sich im sinnvollen (notwendigen) Rahmen - ohne Zugriffserlaubnis auf Netzwerk, Speicher und Kontenverwaltung, kann ein Cloud-Dienst nicht brauchbar funktionieren. Dass Microsoft die Akkudaten auslesen möchte ist auch sinnvoll. Vermutlich wird die Cloud-Synchronisation pausiert, wenn einem mobilen Gerät der Saft ausgeht.
Bei Start der Onedrive-App erscheint eine Anmeldeseite. Nachdem man sich dort mit seinen Microsoft-Onedrive-Nutzerdaten angmeldet hat, folgt eine Seite "Ihre Fotos - immer dabei". Hier empfiehlt Microsoft die Kamerasicherung zu aktivieren, um Fotos automatisch auf Onedrive hochzuladen, lockt dafür mit den besagten 3 GByte zusätzlichen Gratisspeicher.
Als Optionen werden "Aktivieren" und "Nein danke" angeboten, was selbsterklärend ist. Ich habe auf "Nein danke" geklickt und danach startete die Ondrive-App, die Kamerasicherung war nicht aktiviert. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass der Kollege von Netzwerktotal diese sehr deutliche Zwischenseite übersehen hat.
Was ist also passiert? Erst mal gilt beim Bericht von Netzwerktotal, dass die Onedrive-App nicht frisch installiert wurde (wie in meinem Fall). Stattdessen war auf dem Gerät bereits die Skydrive-App installiert und die wurde auf Onedrive aktualisiert. Also: Aktualisierung statt Neuinstallation! Eventuell entfällt bei so einer Aktualisierung der "Kamerasicherungs-Zwischendialog" tatsächlich und diese Funktion wird automatisch ohne Nachfrage aktiviert. Eventuell hat Microsoft die App auch rasend schnell "nachgebessert" und alles verläuft jetzt korrekt.
Was auch immer: wer die Onedrive-Android-App nutzt und die automatische Kamerasicherung nicht haben will, der sollte vorsichtshalber nachgucken, was eingestellt ist.
Onedrive-Android-App, Einstellungsseite. Im Abschnitt Optionen ist die Funktion "Kamerasicherung" aufgeführt. Wer keinen automatischen Upload von Fotos und Videos in seinen Cloud-Speicher haben will sollte sicherstellen, dass die Option ausgeschaltet ist.
Ich nutze die automatische Kamerasicherung in die Cloud übrigens gern, mache es allerdings mit den kostenlosen 25 GByte meiner Telekom-Cloud, wie hier beschrieben: 25 GByte Telekom-Cloud mit Android-Geräten nutzen