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Hilferuf aus Apples letzten Löchern

schuerhaken / 33 Antworten / Flachansicht Nickles

Man sollte mit Lob für Apples Produkte nicht geizen: Der Macintosh, das iPHONE, das iPAD… – das waren und sind schon Sachen zum Staunen; teils gewesen und teils noch immer. 
Das Geschäft mit Medieninhalten… – Chapeau! Das hat Apple sensationell hingekriegt. 
Auch der Apple-Hype: Für das Unternehmen sauber gelaufen. 1984, bei der Vorstellung des Macintosh im Frankfurter Palmengarten, stolzierten Apples Jünger herum wie Gesalbte und gaben sich auch so. Von Apple überhaupt zur Kenntnis genommen zu werden, das war schon was und hatte vor allem seinen Preis. 

Nun aber ist die Luft raus. Das Erfindbare ist erfunden und zum Massenprodukt geworden. Google hat mit Android die Smartphone-Branche erfolgreich befruchtet und auch im Tablet-Markt die Preise selbst für das Prekariat erschwinglich werden lassen. Apple hat dagegen zum großen Teil auf Kosten von Lohnsklaven, die teils in den Wahnsinn getrieben wurden oder sich in den Tod stürzten, seine Profite bis fast zum Platzen aufgebläht, weil seine Produkte nicht nur als profane Gebrauchsgegenstände, sondern vor allem als Kult funktionieren. Dafür lassen sich Käufer sogar in Ketten von Apple-Abhängigkeiten und Gängelei legen. 

Vollmundig hat Apples Chef mehrmals nach dem Hinscheiden von Steve Jobs neue Sensationen aus seinem Haus angekündigt. Doch außer etwas aufgepeppten Versionen von längst Bekanntem kam nichts. Um mit hohen Stückzahlen weiter zu glänzen, könnte Apple sogar den chinesischen SPIFF-Markt durchtränkt zu haben, der sich freilich nicht scheute, auch den weltweiten Vertrieb mit billigen iPHONEs zum Beispiel über chinesische Direktvermarkter anzugehen. Apples Arroganz wird weiter goutiert. Wer etwa an Hamburgs Jungfernstieg Apples Sales-Kathedrale durchwandert hat, muss sich wie in einer anderen Welt vorgekommen sein. 

Apples Jungfernstieg-Tempel

Die überwiegende Wirklichkeit findet jedoch im täglichen Leben aller Konsumenten statt. Da gibt es dann auch das Überwiegen von Android-Systemen, mit denen Google die Menschheit in digitale Handschellen zu legen versucht. Mit seiner Suchmaschine sowie mit Google Maps, Google Earth, Google Street View und anderen Diensten hat es dieser gigantische Konzern verstanden, auf schamlose Weise vor allem verheimlichte Bindungen seiner Nutzer zu generieren. So ein bisschen Skandal mal hier und mal da und außerdem ein paar Strafen wegen Gesetzesmissachtung stört so einen Riesenkraken nicht. 

Ganz nebenbei stieg Google auch in den Markt für Smartphones und Tablets ein. Furore machte dann „Google Glass“… – eine Brille, die zu den jeweiligen Aufenthaltsorten ihres Trägers unendlich viele Informationen in das Blickfeld einblenden kann und alles an Google sendet, was deren Träger audiovisuell begegnet. Das funktioniert hinten und vorne noch nicht richtig, wird unverbesserlichen „first adopters“ jedoch schon zum Kauf angeboten. In den Markt drängeln sollen sich nun auch Android-Systeme am Handgelenk, die profan als Uhren dienen können, jedoch zumindest auch mit Terminkalendern, Notizen und Adressbüchern auf die Sprünge zu helfen vermögen. 

Ein überwältigendes Downsizing hat begonnen, ein Bestreben, immer mehr Leistung in immer kleinere Hardware-Hüllen zu pressen, so dass normal groß gebliebene Menschen zunehmend Schwierigkeiten bekommen, mit den Winzigkeiten komfortabel umzugehen. Dagegen soll die Sprachsteuerung angehen, die schon recht gut entwickelt ist und als „Siri“ bei Apple groß herausgestellt wurde, aber so richtig funktioniert auch das noch nicht. 

Vielleicht protzt ein Hersteller bald mit einem Tablet-großen Display, dass sich an solche Uhren anschließen lässt und passableren Umgang sowie weitere Nutzungen bequem zugänglich macht. Oder es kommt ein Smartphone auf den Markt, das sich so aufklappen lässt, dass zwei Displays sich mittig zu einem einzigen größeren Display ergänzen. Oder immer mehr Hersteller stürzen sich auf die Entwicklung eigener Versionen von GPS-gestützten Online-Brillen, während Google eine NAVI-Brille anbieten mag, die einem Fahrzeuglenker seine einprogrammierte Route als „Street View“-Ansicht vorgibt. Oder, oder, oder… – Einfaches „Noch mehr draufpacken“ wird bald seinen Reiz einbüßen. Denn so blöd Konsumenten auch sein mögen… – endlos blöd werden sie auch nicht sein, wenn sie merken, dass jede neue Version das eigentlich Notwendige und deshalb in der Regel Benutzte nur in kaum besserer Weise ermöglicht oder vielleicht sogar nur komplizierter macht und neue Lernphasen abverlangt. 

Für Apple scheint insgeheim das „Ende einer Fahnenstange“ erreicht zu sein, denn Apple kann auch nicht zaubern und alle Jahre wieder die Welt innovativ auf den Kopf stellen. Die Vernetzung der Hauselektronik oder der Fernzugriff auf sie oder das jederzeitige Wissen, was im Haus los ist, selbst aus der Ferne und sogar aus dem Urlaub heraus ist als Konzept ein alter Hut und längst in der Pipeline auch anderer Hersteller. Es geht ja auch nicht um einen Bedarf, nach dessen Deckung sich die Menschheit sehnt, sondern um dessen „Weckung“, damit die Leute wieder etwas kaufen, von dem sie heute noch nichts wissen, das ihnen erst eingeredet werden muss, damit die Wirtschaft weiter brummt und „Wachstum“ erzeugt wird. Es geht ja auch nicht darum, die Menschen glücklicher zu machen, sondern vielmehr darum, den Wirtschaftsmotor, die Unternehmen und die Profitmaschinen für Investoren und Shareholder am Laufen zu halten. 

Was also tun? – Apple hat für sich entschieden, seine Geheimnistuerei und den Schutz seiner OS-Heiligtümer schrittweise aufzugeben und das Fehlen von Ideen im eigenen Hause durch die Nutzung von Ideen zahlloser Software-Entwickler zu kompensieren und zu kaschieren. In allen Medien war jetzt von Apple die Rede, das in einer vehementen PR-Kampagne dafür sorgte, dass die „Öffnung“ Apples durch mehr Zugriff auf System-Ressourcen als ein sensationelles „Ereignis“ gefeiert werden mochte. 

In Wirklichkeit dürfte davon auszugehen sein, dass Apple seinen Zenith als Innovationsmotor schon seit einer geraumen Weile überschritten hat und sich auf einer jetzt nach unten geneigten Bahn befindet. Das Brainstorming in hauseigenen Gefilden hat offenbar nicht die erhofften Früchte getragen. Innovativ scheint Apple auf den letzten Löchern zu pfeifen, weil – eben! – Apple auch nicht zaubern kann, nun auf die notwendigen Schübe von den Entwicklern her hofft und dabei mehr auf die Software-Seite schielt. 

Was denn auch sonst? – Die gegenwärtig zur Verfügung stehende Hardware und erweiternde Komponenten sind längst in der Lage, mit entsprechender Software andere Gebrauchsgegenstände virtuell nachzubilden. So braucht man eben nur noch ein DVD-Laufwerk in seiner Hardware, weil ja DVDs und CDs selbst noch Hardware sind, aber keinen DVD-Player mit all seinen Tasten und Drehknöpfen. Der lässt sich mit Software nachbilden und auf dem Bildschirm über Mausklicks oder Tastendrücke steuern. Aber selbst die runden Glitzerscheiben sind schon überflüssig, sofern man sich „Inhalte“ aus dem Web herunter lädt und auf Datenträgern wie Sticks oder SD-Karten speichert. Die wiederum lassen sich auch mobil mit anderen Geräten wie beispielsweise Autoradios nutzen. 

Der Hintergedanke bei Apple kann nur sein, dass die Entwickler von Programmen und APPs für die Apple-Betriebssysteme die im Markt befindliche Apple-Hardware ganz neu wieder interessant machen, weshalb die erhofften Programme eben nur auf Apple-Geräten lauffähig sein dürften. Sie müssten dann so hochinteressant und in Verbindung mit anderen Applikationen oder Vernetzungen zu Internet-Diensten so berauschend attraktiv werden, dass sich Konsumenten gerade deretwegen neue Apple-Hardware zulegen. Das ist keineswegs ein gewagtes Spiel, sondern schlimmstenfalls nur eine Chance, die vielleicht nichts bringt. Bringt sie jedoch etwas, läuft das durch die Pipelines von Apple und wirft für Apple neuen Profit ab. Damit das wahrscheinlicher wird, hat Apple die Zulassungskriterien für Programme gelockert und will jetzt außer dem eigenen Bezahldienst auch andere Dienste zulassen. Das ist dann – etwas sarkastisch formuliert – auf der abwärts geneigten Linie auch die erste Stufe beim Abstieg vom hohen Ross. 

Apples Nimbus bröckelt. Die Konkurrenz hat bis zur Verwechslungstauglichkeit von Produkten aufgeholt und bei der Leistung längst auch das Niveau von Apple erreicht. Auch ist die Offenheit zum Beispiel des Android-Betriebssystems wesentlich attraktiver als das solitäre OS von Apple. ASUS glänzt mal wieder mit einem als Notebook oder auch als Tablet nutzbaren 13-Zoll-„Convertible“, bei dem man sowohl Windows 8 wie auch Android nutzen kann. Auch von daher steht Apple unter Feuer, das es mit eigener Hardware kaum parieren kann. Das lange als Hohelied gesungene „Apple-TV“ war und ist wohl auch kaum mehr als warme Luft, die angesichts der Ausstattung heutiger TV-Geräte mit Smart-TV und USB-Recording nun als laues Lüftchen verwehen darf. Denn auch die Preise im Bereich Multimedia sind derart dramatisch abgesoffen, dass für Apples gewöhnlich hohes Preisniveau kaum noch ein Publikum zu finden sein dürfte. Zuletzt hat LOEWE zu spüren bekommen, dass für Luxus-Fernseher der Markt zu eng geworden ist. 

Angesichts dessen, was Apple jetzt euphorisch tönt und dem Publikum als neue Firmenphilosophie verkaufen möchte, bleibt als Fazit, sobald man die auch enthaltene Luft rauslässt, eher der Schluss, dass Apple evolutionär mit dieser Luft auf den letzten Löchern pfeift, um zumindest wortreich seine elitäre Position zu verteidigen. 

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Hallo,

in Großen und Ganzen einverstanden, nur eine Bemerkung empfinde ich als deplaziert:

selbst für das Prekariat erschwinglich

Mir ist es völlig egal, welches (Marken-) Logo auf den von mir benutzten Geräten steht, solange sie das tun, was ich brauche. Bis vor kurzem habe ich mit einem Nokia 6100 (Bj. 2002) telefoniert und mein Notebook IBM Thinkpad ist zehn Jahre alt; und beide funktionieren immer noch tadellos.

Mir tun die vielen Menschen einfach nur leid, die sich durch (überteuerte) "Markengeräte", Accessoirs, Designer-Klamotten etc. = die sich durch Äußerlichkeiten und sog. Statussymbole definieren. Nein, definieren müssen, weil sie sonst wenig zu bieten haben. Wenn man so ganz leger im Restaurant sein iphone neben den blau-weißen Autoschlüssel auf den Tisch legt.

Nun ja, jedem Tierchen sein Plaisierchen.

Grüße,

Michael

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