Seit einiger Zeit erhält Nickles.de Rechnungen der US-Bildagentur Getty Images. Für ein Produktfoto des Herstellers LG werden beispielsweise 701,10 Euro gefordert, wie hier im Blog beschrieben.
Im Fall von Nickles.de ist es allerdings so, dass das besagte Foto (eher "der Bildausschnitt") niemals redaktionell veröffentlicht wurde. Ich habe auf Nickles.de zwar eine News über den LG Ultrawide-Monitor gebracht (siehe LG Ultrawide-Monitor mit 34 Zoll und 3.440 x 1.440 Pixel), darin aber nur das Produktfoto verwendet, das der Pressemitteilung von LG beilag.
Der "Bildauschnitt", für den Getty Images kassieren will, erschien erst unten in der Diskussion zum Beitrag (siehe hier), wurde von einem Nickles.de-Teilnehmer eingestellt, wurde also nicht redaktionell verwendet (siehe Pfeil im Bild). Screenshot hier aus Platzgründen gedreht:
Gemäß deutscher Rechtslage können Forenbetreiber nicht unmittelbar für Beiträge belangt werden, die durch Dritte eingestellt wurden. Das gilt auch für eventuell urheberrechtsverletzende Fotos.
Forenbetreiber werden nur dann eventuell haftbar, wenn sie über einen Rechtsverstoß in Kenntnis gesetzt werden und dann nicht in angemessenem Zeitraum reagieren. Unmittelbar nach Erhalt des Schreibens von Getty Images und Prüfung der Sachlage, wurde der betroffene Bildausschnitt wegretuschiert (blauer Bereich im Bild). Die Urteile zur Sache, unter anderem vom Bundesgerichtshof, sind in diesem Wikipedia-Artikel zusammengefasst: Forenhaftung.
Unzulässig ist es gemäß Rechtslage auch, dass ein Rechteinhaber seinen Hinweis auf eine Rechtsverletzung kostenpflichtig macht oder gar eine Abmahnung in die Wege leitet. Derlei kostenpflichtige Aktionen sind erst dann zulässig, wenn sich ein Forenbetreiber nach Beanchrichtigung weigert einen vermeintlichen Rechtsverstoß zu beseitigen.
Im Fall Getty Images wurde keine Chance eingeräumt, den vermeintlichen Rechteverstoß zu beseitigen, sondern es wurden neben der Unterlassungsaufforderung auch gleich 701,10 Euro in Rechnung gestellt.
Im Schreiben droht Getty Images damit "weitere rechtliche Schritte einzuleiten", wenn keine zeitnahe Reaktion erfolgt. Weiter erklärt die Bildagentur, dass das Entfernen betroffener Bilder das Problem nur teilweise löst.
Auch dann werde man auf die Bezahlung des vollen Forderungsbetrags bestehen, "damit die Angelegenheit abgeschlossen und eine weitere Eskalation vermieden wird". Wird nicht reagiert, schiebt Getty Images eine weitere Zahlungsaufforderung nach, die den Druck erhöht:
Die Erfahrung zeigt, dass es bei derlei Schreiben nicht ratsam ist, auf eigene Faust Kontakt aufzunehmen und auf eine Einigung zu hoffen. Man ist hier praktisch gezwungen, einen Anwalt zur Abwicklung zu beauftragen. Und das habe ich selbstverständlich getan.
Das Schreiben meines Anwalts an Getty Images mit Hinweis auf die Foren-Rechtslage in Deutschland ist inzwischen raus. Blöderweise kostet ein Anwalt natürlich Geld. Ich werde Getty Images die anfallenden Kosten in Rechnung stellen.
Im vorliegenden Fall hatte ich wohlgemerkt Glück, weil das Foto eben nicht redaktionell verwendet wurde. Für Kollegen, die LG-Produktbilder in redaktionellen "Fotostrecken" verwendet haben, wird die Sache wahrscheinlich übel verlaufen.
Von LG habe ich übrigens nach wie vor nichts gehört - denen ist es wohl nach wie vor schnuppe, dass Autoren, die über ihre Produkte berichten, fatale Kosten drohen.
Das Thema Getty Images ist an diese Stelle allerdings noch nicht abgeschlossen. Es kommt noch viel übler!
Fortsetzung folgt bald.