So, jetzt, da Ihr Euch alle gründlich ausgetobt und zum Großteil auch Euren Charakter offenbart habt, werde ich mal aus dem Nähkästchen plaudern.
Hier wurden über eine lange Zeit aus einer Vielzahl von Kartons analoge Videos digitalisiert. Diese stammen aus einem Archiv, das verlottert und untergegangen wäre, weil Landes- und Kommunalmittel abrupt gestrichen wurden. Vielen Bürgern ist dieses Archiv jedoch sehr wertvoll. Es enthält vor allem auch historisch interessante Privataufnahmen von VHS, S-VHS, S-VHS-C und Video8. Aus denen hatte sich auch das Fernsehen hin und wieder mal bedient.
Im Archiv sind all diese Aufnahmen – meist ungeschnitten – auf VHS und SVHS abgelegt. Es existieren auch noch etliche Video8-Kassetten, die mangels Gerätschaft niemand mehr beurteilen konnte.
Per Zufall wurde mir bei einem Sonntagsausflug zu einer „Bergischen Kaffeetafel“ von diesem Archiv erzählt. Die Leute waren traurig und hilflos. Weil ihnen der Raum in der Gemeindverwaltung genommen worden war, hatte jemand alles bei sich in einem trockenen Keller untergebracht. Es gab auch eine CD mit einer Datenbank zu sämtlichen Kassetten. – So die Ausgangslage.
Weil ich seinerzeit nichts Besondere zu tun hatte, ließ ich mich breitschlagen, das Archiv zumindest größtenteils durch Digitalisierung zu retten. Mir stehen zur Verfügung: 1 Cameo-Converter; 1 Hi8-Kamera, die auch Video8 abspielen kann; 2 DV-Kameras, die auch Hi8 und Video8 abspielen und als DV ausgeben sowie analog eingespieltes auf DV-Band aufnehmen und/oder gleichzeitig digital über Firewire ausgeben können; je 1 Betamax- und VHS/S-VHS-Recorder mit Tracking-Kontrollen. Dazu auch noch ein PC mit Firewire-Eingang sowie ein älteres Notebook mit Firewire-Adapter. Ansonsten moderne PC’s mit i5- und i7-CPU’s.
Was ich mir damit eingehandelt hatte, zum „Nulltarif“ das Archiv zumindest größtenteils retten zu mögen, merkte ich erst später. Ich wollte die Leute jedoch nicht enttäuschen; also musste ich da durch und spannte alles, was ich hatte, so gut es ging gleichzeitig ein.
Adobe Premiere stellte sich zur Nachbearbeitung als zu klotzig heraus. Mithin spannte ich Video deluxe, PowerDirector und Loiloscope ein. Die beiden letzten Programme boten den Vorteil, dass sie bei der Ausgabe von Videos „Quick Sync“ der Prozessoren nutzen konnten und dadurch die Vorgänge enorm beschleunigten.
Der i7-Prozessor schaffte es auch, dass ich auf demselben Rechner sowohl den PowerDirector wie auch Loiloscope gleichzeitig über die beiden Bildschirme nutzen konnte. Die Notwendigkeit des Neurenderns ergab sich oft, weil Titel und Nachspann sowie weitere Informationen hinzugefügt werden mussten. Meistens kam auch noch eine musikalische Untermalung hinzu oder musste der O-Ton unbedingt bearbeitet werden, um nicht als lästig aufzufallen.
Zum Digitalisieren reichten zwei ältere Rechner mit D920-CPU’s und Firewire-Schnittstellen. Aber beim Videoschnitt wurde es eng. Der i5 hat nur zwei Kerne, arbeitet jedoch mit HT, was vier Threads ermöglicht. Der i7 dagegen arbeitet mit vier Kernen und HT und bietet damit acht Threads an. Beide „i“-CPU’s jedoch arbeiten mit der integrierten HD-Grafik von INTEL. Im i5-Rechner befindet sich auch noch eine Nvidia-Grafikkarte. Doch sind die Programme so eingestellt worden, dass sie vorzugsweise mit der HD-Grafik arbeiten, weil diese schneller arbeitet.
Als es möglich wurde, spannte ich auch SSD-Laufwerke ein. Als Systemlaufwerke brachten sie nichts außer sehr schnellem Booten. Liefen System und bestimmte Programme erst einmal, zählten nicht so sehr die wechselnden Zugriffe auf Programm-Module, sondern vor allem die Zugriffe auf Daten. Das soll nicht allzu sehr ausgewalzt werden, deshalb nur der Hinweis, dass Videoscnittprogramme oft zahlreiche „Intermediate“-Fetzen in ihrem Arbeitsordnern ablegen, die später nicht mehr gebraucht und gelöscht werden. Für schnelleres Arbeiten ist es dann vorteilhaft, alle Ordner für Quelldaten, TMP-Daten, Titel, Effekte und Exporte auf der SSD vorzugeben. Genau das ist das Entscheidende. Wo System und Programm liegen, schlägt dann nicht mehr durch. Doch den ungeheuren Wust an Daten, die beim Videoschnitt oft unerkannt im Hintergrund erzeugt und/oder getilgt werden, bedeutet ein Vielzahl an Schreib-, Lese- und Löschzugriffen. So kam es bei der jeweils eingesetzten SSD schon nach relativ kurzer Zeit zu Fehlern. Diese Fehler – so von berufener Stelle – beruhten auf den äußerst zahlreichen Änderungen in den Verzeichnissen, die der Filemanager irgendwann nicht mehr sauber packen konnte. Das war das Eine, das sich heilen ließ, doch dann kam bald das Andere, daß eine SSD ausfiel. Das war dann unheilbar, für den Hersteller jedoch Grund genug, ohne Aufhebens Ersatz zu leisten. Trotzdem halte ich SSD’s hier wegen der merklichen Beschleunigung beim Arbeiten für vertretbar, wenn man nicht auf jeden Cent achten muß und auch einrechnet, ein Laufwerk nach hinreichender Strapazierung entsorgen oder reklamieren zu müssen.
In dem entsprechendem Zeitraum habe ich fast täglich bis zu zehn Konvertierungen und Nachbearbeitungen vorgenommen. Bei den vielen Konvertierungen war es aber unabdingbar, auch anwesend zu sein und die Vorgänge zu kontrollieren. Nicht selten ging auch etwas schief und musste dann listig hingebogen werden. Das erklärt, dass ich mir immer dann, wenn die Rechner längere Jobs abarbeiteten, meine Zeit anderweitig vertreiben konnte… - auch am NICKLES-Board. Was jetzt noch ansteht und wieder viel Arbeit beringen wird, ist das Brennen ausgewählter Titel auf DVD’s.
Was aber bis heute unter dem Strich zählt ist eine umfassende Erfahrung mit dem Videoschnitt und mit den Hard- und Software-Voraussetzungen dafür. Der Themenstarter hat berichtet, dass er bislang mit dem Intel Core2 Quad-Processor Q6600 gearbeitet hat, der 2007 herauskam und seinerzeit ein Glanzstück war. Um sich zeitgemäß nicht zu verschlechtern, sollte er sich keinesfalls auf eine i3- oder i5-CPU einlassen. Selbst wenn die i5-CPU mit 2 Kernen und HT sowie mit dynamischer Taktrate arbeitet, bringt sie keineswegs die für den Videoschnitt opportune Leistung. Selbst wenn man mit Proxyschnitt arbeitet, ist es auf jeden Fall von großem Vorteil, einen Vierkerner mit HT einzusetzen. Ganz besonders gilt das, falls man vorhat, in Videos Effekte einzusetzen, wozu auch bloße Bildverbesserungen gehören.
Bei der reinen Bildbearbeitung – zumal wenn es um Images aus professionellen Kameras geht – fallen meistens große Datenmengen an. Da sind ein sehr leistungsfähiger Prozessor, ein 64-bit-System und reichlich Speicher eine Grundvoraussetzung für zügiges Arbeiten. Das gilt gerade dann, wenn bei Veränderungen eine schnelle Vorschau oder ein schnelles Endergebnis gewünscht wird.
So weit, so gut, jedenfalls habe ich mit der Videobearbeitung und der Optimierung von Voraussetzungen über viele Jahre meine Erfahrungen gesammelt und besonders in der Frühzeit des NLE auch arge Schwierigkeiten überwinden müssen, zumal derzeit nur – von heute aus gesehen – „schwache“ CPU’s verfügbar waren. Heutzutage braucht man sich für gelegentliches Bearbeiten von Videos überhaupt keine Gedanken mehr zu machen und kann getrost mit dem Programm zufrieden sein, das häufig bei OEM-PC’s mitgeliefert werden (oft der Cyberlink PowerDirector). Heute kann man sogar mit einem gigantischen Programm auf einem Notebook ausgefeilte Videos schneiden und auch verblüffende Real-Time-Effekte bewundern, wenn die Hardware stimmt. Das ist mit i3 oder i5 nicht machbar.
Während dieses getippt wurde, sind zwei Videos fix und fertig gerendert worden und liegen jetzt digital vor. Jetzt kommt alles auf eine gesonderte Festplatte. Von der aus werden alle Videos noch im Batch mit Media Espresso zu einer geringeren Auflösung konvertiert. Dann wandern sie auf einen Server, den samt Domain ein Vorstandsmitglied von XYZ kostenlos zur Verfügung gestellt hat.
Den schönsten Lohn für meine Anstrengungen sehe ich darin, daß ich einen weiten Ein- und Überblick zu dem Leben in einer eher ländlich geprägten Gemeinde mit sehr bodenständigen Menschen gewonnen habe, denen „Heimat“ und „Vaterland“ sowie auch „Patriotismus“ etwas bedeuten, ohne daß man sie dafür gleich in eine rechte Ecke schieben kann. Wer das alles jetzt für Unfug hält, mag das tun. Ich wundere mich – auch was Kompetenzen angeht – in diesem Forum über nichts mehr, über absolut gar nichts mehr.
MfG, Manfred