Über den Brother MFC-L2700DW Multifunktions-Laserdrucker gibt es recht viele positive "Testberichte", er bietet theoretisch ein hervorragendes Preisleistungsverhältnis. Zum Ladenpreis von rund 170 Euro bietet dieser SW-Laserdrucker Duplex-Druck, Einzugscanner, Fax und ist trotz großem Papierfach (250 Blatt) auch recht kompakt.
Das waren die Gründe warum ich mich für diesen Drucker entschieden habe, als Nachfolger meines 11 Jahre alten Samsung SCX 4200. Gestern Abend kam ich endlich dazu das Gerät auszupacken und in Betrieb zu nehmen. Erster Eindruck: sehr gut.
Der erste Ausdruck überzeugte, der Einzugscanner funktioniert passabel. Man muss halt arg aufpassen, dass die Seiten sehr gerade eingelegt werden, sonst werden die Scans schief. Leider scheint die Brother-Scan-Software schiefe Scans nicht automatisch zu korrigieren und auch funktionell ist sie eher erbärmlich primitiv. Ich fand beispielsweise keine Möglichkeit ein PDF in mehreren Scan-Schritten zu erzeugen (also Papierstapel nachlegen) und auch keine, gescannte Seiten vor Erzeugen des PDFs zu drehen oder umzusortieren.
Zum Brother MFC-L2700DW gilt ausdrücklich zu erwähnen, dass dieses Gerät wohl bereits seit rund 3 Jahren auf dem Markt ist. Man sollte also davon ausgehen, dass es keine Kinderkrankheiten mehr hat, keine "Bananenware" droht. Leider habe ich kurz nach dem sehr guten Erstkontakt Praxismängel festgestellt, die so gravierend sind, dass ich das Gerät nach Abschluss dieses Berichts in den Media Markt zurückbrachte. Die Rücknahmeabwicklung war lobenswert rasch und kein Problem!
Die Mängel:
1. Mieses LCD-Display. Gerade bei einem Multifunktionsdrucker kommt man leider nicht um ein Display drumrum um Dinge auch ohne PC einstellen/ausführen zu können. Beispielsweise um die Seitenzahl und den Kontrast beim Fotokopieren einzustellen oder um ein Fax zu verschicken.
Das Display des MFC-L2700DW macht derlei "ohne-PC-Aktionen" leider zur Qual. Es handelt sich um ein relativ kleines Schwarzweiß-LCD-Display (eher "Blass-Hellgrau-LCD-Display) ohne Hintergrundbeleuchtung, die Darstellung ist extrem schwach.
Zwar lässt sich der Kontrast des Displays in fünf Stufen einstellen, aber das bringt keine Verbesserung der Darstellung. Das Display ist bei sehr hellem Raumlicht nur sehr mühselig lesbar, bei "normalem" oder düsterem Raumlicht geht ohne Taschenlampe eigentlich garnichts. Habe ich ein Montagsmodell erwischt, ist das Display des Druckers defekt?
Eine Google-Suche führte zu einer Kundenrezession auf Amazon vom 18.10.2017, also nur wenige Tage alt. Dort hat ein Käufer das Gerät sehr gut bewertet (4 von 5 Sternen) bemerkt aber, warum es einen Punktabzug gab:
"Einziges wirkliches Manko und das ist in der heutigen Zeit schon fast eine Frechheit, ist das Display. Ich dachte ja erst das es defekt sei. Als ich aber genauer (mit LED-Strahler) hinschaute konnte man tatsächlich was sehen. Dass es nicht sehr groß ist mag ja noch angehen, aber das man eine Zusatzbeleuchtung braucht um es lesen zu können geht meines Erachtens nach gar nicht. Da gibt es auch keine Entschuldigung wegen des günstigen Preises. Dann bitte 3,00 € mehr und das Teil leuchtet. Daher den Punktabzug."
In den "Testberichten" zum MFC-L2700DW fand ich keinerlei negative Kritik bezüglich des LCD-Displays. Eventuell handelt es sich hier um einen temporären Produktionsfehler oder eben um "Montagsmodelle". Fatal ist auf jeden Fall die fehlende Beleuchtung des Displays, wie auch in der Rezension auf Amazon bemerkt. Wohlgemerkt, das Display ist bei sehr hellem Raumlicht durchaus lesbar, aber es ist eine Quälerei.
Hinweis: Das Display des Druckers hat bei Auslieferung eine Schutzfolie drüber die man durchaus übersehen kann, da sie perfekt randlos aufgeklebt ist. Das kann man übersehen und hat dann eine noch schlechtere Darstellung. Der Bericht hier bezieht sich natürlich auf das Display mit abgezogener Schutzfolie - nur um Missverständnisse zu vermeiden.
2. Mangelhaftes Bedienungskonzept am Gerät. Nochmals der klare Hinweis: wer den MFC-L2700DW ausnahmslos vom PC aus bedienen will, der wird das unbeleuchtete Display verkraften und vermutlich auch die "Bedientasten" am Drucker nicht benötigen und glücklich sein.
Soll der Drucker jedoch auch über seine Bedientasten und sein Menü genutzt werden, dann wird es rasch böse. Denn: nicht nur das Display ist heikel, auch das Bedienungskonzept ist schlecht (konkret eigentlich "scheisse").
Wer sich durch ein ohnehin kleines Bedienmenü mit Untermenüs hangelt, der wird auch mal einen Menüpunkt zurückspringen oder eine Aktion abbrechen wollen. Dafür hat der MFC-L2700DW eine sinngemäß beschriftete Taste namens "Storno". Deren Funktion beschreibt Brother so (PDF):
Storno: Drücken Sie diese Taste, um eingegebene Daten zu löschen oder die aktuelle Einstellung abzubrechen.
Die "Storno"-Taste scheint also so was wie die "ESC"-Taste bei der PC-Bedienung zu sein. Scheint! Leider ist es mir nicht gelungen die Funktion der Storno-Taste zu begreifen. Mal kann damit etwas abgebrochen werden, mal geht es einen Menüpunkt zurück, mal tut die Taste einfach nichts. Dann hilft eventuell die "Stop"-Taste am Drucker - allerdings auch nicht immer. Warum ein Bedientastenfeld überhaupt eine "Storno"-Taste und eine "Stop-Taste" braucht ist fraglich.
Problematisches (unbrauchbares) Display (vielleicht ein Produktfehler?) und eher wirres Bedienungskonzept (vermutlich kaum nachträglich änderbar) - das waren für mich leider Ko-Kriterien, die das Gerät witzlos gemacht haben. Da rettet auch ein generell herausragendes Preis-/Leistungsverhältnis nichts. Nochmals: wer diesen Drucker ausnahmslos vom PC aus bedienen will, dem können die beiden aufgeführten Mängel schnuppe sein. Aber spätestens bei Nutzung als "Kopierer" wird es halt blöd.
Ich befürchte, dass auch die zum MFC-L2700DW unmittelbar verwandten Modelle (beispielsweise MFC-L2700NW ohne WLAN) die beschriebenen Mängel haben. Erfreulicherweise gibt es bei Brother auch Ableger des MFC-NNN die äußerlich fast identisch sind (gleiche kompakte Abmessung, Papier komplett im Gerät verstaut) aber ein Farb-Touch-Display haben: beispielsweise den MFC-L2720DW oder MFC-L2740DW.
Die können im Vergleich zum MFC-L2700DW (Preis um 220 Euro) beide auch Postscript-Druck (falls man das braucht) und der MFC-L2740DW (Preis um 270 Euro) kann zudem noch "Duplex-Scan", also Blätter beiseitig scannen/kopieren. Diese Modelle mit vermutlich gut lesbarem Farbdisplay kosten halt eine Ecke mehr als der MFC-L2700DW. Aber im Hinblick auf die Praxismängel des MFC-L2700DW ist es gewiss sinnvoll einen "50er" mehr zu investieren.
Zweite Chance für Brother...
Mein MFC-L2700DW ging also zurück in den Media Markt. Nochmals sei die völlig unproblematische Rücknahme erwähnt, der "Mann im Markt" stimmte auch zu, dass das Display ein Ärgernis ist. Für so einen unproblematischen Rücknahmeservice lege ich gerne was drauf, kaufe lieber im Laden als beim billigsten Anbieter im Internet. Gerne hätte ich im Media Markt Karlsfeld einen anderen Drucker gekauft, aber es gab leider keinen der meine Hauptanforderungen erfüllte: SW-Laser, Einzugscanner, Papier komplett im Gerät, möglichst kompakt.
Bereits im Vorfeld vor der Rückgabe habe ich mich für einen anderen Brother-Drucker entschieden: den oben bereits angesprochenen MFC-L2740DW. Hier sollte das Display (hoffentlich!) kein Problem sein da beleuchtetes Farbdisplay und auch das Bedienungskonzept ist dank Touchdisplay wohl anders (hoffentlich besser!).
Den MFC-L2740DW hätte ich im Media Markt für 335 Euro bestellen können, aber die Lieferzeit war mit "11-12 Werktage" einfach zu lang. Weiter fand sich auf Ebay ein deutlich attraktiveres Angebot: das Gerät neuwertig als "geprüfte Kundenretoure" für 239 Euro und sofort lieferbar. Der Drucker wurde Montagabend bestellt, laut DHL-Mail wird er heute am Mittwoch gegen Mittag geliefert.
Generell kaufe ich "größeres Zeugs" lieber direkt im Laden und auch lieber Neuware, aber in diesem Fall war das Angebot schlichtweg sehr attraktiv - und Brother gewährt ohnehin 3 Jahre Garantie (wenn man keinen Fremdtoner verwendet!). Auch hat mir bei diesem Ebay-Angebot gefallen, dass der Anbieter klar darauf hingewiesen hat, dass es sich generell um ein "neues" Gerät handelt, es aber eine "gebrauchte"/"ausprobierte" Kundenretoure ist. Das scheint nicht der Normalfall zu sein.
Eher die Regel ist wohl, dass Retourware ohne weiteren Hinweis als Neuware verkauft wird. Einen interessanten Beitrag dazu gibt es hier bei teltarif.de. Auch aus Sicht der Verbraucherzentrale dürfen Retouren wieder als Neuware verkauft werden, wenn sie sich in neuwertigem Zustand befinden.